Sylvia Geist
Treppe mit Raupe
Braune Nerzmade, wie Staubgefäße
weich die Grannen auf ihrem Körper
aus Ringen, langsam und länger
als mein kleiner Finger hangelt sie
über die Klüfte zwischen den Planken
und erschrickt. Beide sind wir Blinde.
In Gedanken sehe ich kaum mehr
sie, die jetzt einen Schilfkolben imitiert,
sondern ihre Vorfahrin und eine der Meinen,
die vielbeschäftigte, eilige Frau, die jene
eines Augustabends zerstreut errettete vor
der peitschenden Wasserschlange im Garten.
Zwischen Skylla und Charybdis war der
ständig in Gefahr verschluckt zu werden
vom märkischen Sand oder unterzugehen
als Schlamm. Wie oft ertrank die Grasnarbe,
fortgeschwemmt im verstockten Bemühen
um die Stachelbeeren, die Kaiserkronen,
angepflanzt gegen den Maulwurf, die Nesseln
auf den Fahrradhügelgräbern bei der Lichtung
aus Krüppelkiefern? Kein Ankommen gegen
die Gliederkette dieser Vorwärtsmuskeln, nur
die Finger, die sie berühren wollen, die Motte
in der Zeit, die über die Beete fliegt.
Der, dem die Raupe nun den Ledernacken
hinhält, den Wurmfortsatz von Kopf
mit den unsichtbaren Augen, mein Finger
fühlte die lederne, unabsichtliche Sanftmut
streuende Frauenhand damals und den Strom
unter der kühlen Haut des Schlauchs.