Mathias Jeschke
Veauville
Erneut spiegeln wir uns im Himmel,
während wir auf wellenden Wegen gehn,
Bäume, Sträucher an den Rändern,
wie auf einer Radierung:
ein Pärchen Rotmilane, kreisend.
Beim Eintreten der Honigduft,
wie in jenem Imkerschuppen
vor Jahrzehnten: Hyazinthen.
Die meiste Zeit verbringen wir
mit dem Buch, unserer Fernbedienung,
in der Hand vor dem Feuerofen,
immer schon der bessere Fernseher.
Ich schlafe, wäre dies
das Haus eines berühmten Dichters,
im Sterbezimmer.
Die Puppengesichter in den Wänden,
zwei kindliche Buddhas, blicken auf uns
herab, wie die ertrunkenen Geschwister.
Der Gekreuzigte auf der Holztruhe.
Der Gekreuzigte an der Gartentür.
Der Gekreuzigte auf dem Ofensims.
Der Gekreuzigte im Schrank unter der Treppe.
Im Schlaf wischt meine Mutter
den Schlaf mir aus den Augen.