Björn Kiehne
Winterweizen
Die Hügel tragen schwer am
Schneehimmel, grüne Fäden
liegen auf den Äckern;
wenig führt so aus der Zeit,
wie der Weg nach Haus.
Das Dorf im Schiefermantel zieht
seine Schultern höher, lässt
die Linden, in die der Wind
so viele Versprechungen flüstert,
die Höfe allein bewachen.
Und morgens in der dämmrigen Küche
muss der Kaffee stark sein, um die
Gespenster zu vertreiben, die nachts
hinter den Bildern hervorkriechen
und an den Fäden der Geschichten ziehen,
die wir uns über uns selbst erzählen.
Nachmittags, spazieren in der Feldmark,
die Wolkendecke reißt auf,
Lichtfinger streichen entlang der
Reihen Winterweizen,
wie an Leitfäden aus der Geschichte
in eine Freiheit ohne Raum und Zeit.