Thorsten Krämer

Zazen in der Metro

Seit dem Morgen drehst du die Runden. Die Fahrer
kommen und gehen, und die Körper der Nachbarn
halten hinter deiner Stirn das Wärmebild
in Bewegung.
                        Das Öffnen und Schließen der Türen
wäre dein Mantra, bräuchtest du eines. Kein
Schweiß, kein Parfüm kann deine Aufmerksamkeit
halten. Der Abstand zur nächsten Station ist stets nur
ein Atemzug.
                        Das sind die Sätze, die später
das Unfassbare zu fassen versuchen.
                                                                   Aber jetzt
ist da dieses Mädchen, das sagt: Du sitzt und
sitzt und sitzt, das ist alles was du kannst.

Ja, sagst du und öffnest die Augen.

*

für Gerald Koll

13. Februar 2012 15:46