Gerald Koll
Zazen-Sesshin (1)
In einem Winkel Deutschlands, wo Schlote und Stollen zu vermuten sind, befinden sich waldige Verstecke.
Dort, wo man nachts Käuze rufen hört, üben wir zazen. Zwölf mal täglich vierzig Minuten meditieren. Viereinhalb Tage lang. Wenn man dann nicht die innere Wand durchbricht, wann dann? In dieser Frage steckt ein Fehler.
Die Nacht zum ersten Tag gibt wenig Schlaf im Rasseln der Sucher der Stille. Geschlafen wird auf dem Dachboden. Der Spitzdachboden misst an seinem Scheitelpunkt ein Meter zwanzig. Die Füße keilen sich ins Dach.
Der namenlose Meister ist ein frischer alter Mann. Dreißig Jahre lang lebte er in einem japanischen Kloster. Vor zehn Jahren kam er nach Deutschland. Fragt man ihn, wie alt er sei, so sagt er: zwölf.