Gerald Koll
Zazen-Sesshin (20)
„Wenn du einen Film machen willst, dann mache einen Film über die Zwerchfellatmung! Der Film muss die Menschen im Zwerchfell treffen, nicht im Kopf“, sagt der namenlose Mönch und geht. Er ist lustig anzusehen in seinen Stiefeln und seiner umgeschlagener Jakobinermütze. Er stapft den schneebedeckten Hügel hinab, fort vom Schüler, der das Archipel der Moosinseln von Laub befreit, ohne das Moos zu zerkratzen. Nur in die Zwischenräumen fährt der Handfeger, die Bürste, die Zahnseide des Schülers, das ist sein Samu.
Die Hälfte des Zazen-Sesshin ist vorüber.
Da hält der namenlose Mönch inne, dreht sich um: „Morgen ist der dritte Tag. Da können wir einen Zahn zulegen. Wer immer nur zählt, kann hundert Jahre sitzen, aber das bringt nichts. Zen-Mönchen, sagt man, fließt das Blut aus den Mundwinkeln, so entschlossen sind sie in ihrer forschenden Aufmerksamkeit.“