Gerald Koll

Zazen-Sesshin (33)

Das Servieren des Tees an die Wartenden erfolge, sagt der namenlose Mönch, aus dem inneren Kreis im Uhrzeigersinn. Daraus folge, dass der Servierende, sobald er einem Wartenden serviert habe, sich nach rechts wende. Die Wendung möge jedoch nicht sogleich und brüsk erfolgen. Ratsam sei es, erst einen Schritt zurück zu tun. Ein Schritt zurück bekunde Respekt. Der Seitwärtsschritt zum nächsten Wartenden möge wiederum kein Ausfallschritt sein, als vollführe der Servierende eine Kür, die es zu bestaunen gelte. Wichtig sei bei alledem, dass Natürlichkeit gewahrt bleibe.

Denn schließlich: ein Akt der Liebe sei es doch, und Stöcke warteten im Köcher.

Gut seien Stöcke, sagt nach zelebriertem Tee der namenlose Mönch mit Monopol zur Wortanwendung, um Gedanken zu vertreiben. Wer beim Meditieren in Gedanken verfiele, bekomme den Stock. Wer schlafe, bekomme den Stock. Wer sehr gut meditiere, bekomme ebenso den Stock, damit er noch besser meditiere. Doch in diesem Sesshin lasse er die Stöcke stecken, und mit dem Lächeln befriedeter Herzlichkeit grüßt der namenlose Mönch zur Nacht und sät einen Traum, in dem die Russin vom Ural einen starken Stock zückt und in unbedingtem Grimm eine bezwingende Attacke reitet.

21. August 2012 09:41