Mirko Bonné

587

Mach leer mein Herz, von Dir –
Arterie in mir –
Fang an, und lass Dich weg –
Ist schließlich Tilgungstag –

Die See wogt dort wie hier –
Ein Meer – Ein Ziel –
Zieh Du Dich ab, im Spiel,
Und übrigbleibt von mir
Um’s wegzutun – nicht viel –
„Mir“ das hieß Dir –

Nimm Wuchs den Raum – kein Baum –
Dann – Dich – kein ich –
Der Himmel nackt –
Das endlos Weite schlaff, ein Sack –

Emily Dickinson

*

1. März 2011 14:38










Thorsten Krämer

Abschied vom Holodeck

2. In der roten

Ecke: homo vampirensis, mit erneuerbarem Kraftstoff
vollgetankt. Ein Archetyp der Nachhaltigkeit, die
Biomasse im Frack. Der Körper als Gedächtnis, die
Archäologie der Accessoires.
                                                    Ein Blick aus leeren
Augen sagt dir mehr als tausend DVDs: deine Angst
ist nur ein Irrweg, nicht der Motor der Entwicklung.

4. März 2011 22:17










Björn Kiehne

Küchenuniversum

Die letzte kalte Nacht – vielleicht.
Eisblumen,
Tisch und Stuhl,
Bananen,
Licht, das durchs Fenster fällt –
arktische Klänge aus dem Kühlschrank,
siedendes Wasser im Topf,
der Geruch von Reis und Pril.
In diesem Küchenuniversum
sitzt Du,
Du,
mit den Märzaugen,
dem Aprilgesicht,
dem Maileuchten auf der Stirn.

10. März 2011 12:04










Sylvia Geist

Nachtausgabe

Quarantäne

Man geht einzeln, ahnt,
hier wird man grundlos atmen.
Flach, achtsam, ökonomischer
Modus. Nichts wird verlangt,
auch Sterben nicht. Das gibt es
wie die Feindseligkeit der
Temperatur und ihren Beleg,
das Fähnchen Warmluft
am Fenster zum Flur.

13. März 2011 15:29










Nikolai Vogel

Abschalten.
13. März 2011 23:39










Mirko Bonné

Wenn du merkst, dass du auf einem toten Pferd reitest – steig ab.
Weisheit der Sioux

*

15. März 2011 16:16










Andreas Louis Seyerlein

~

5.57 – Die Stadt Prypjat an einem sonnigen Apriltag des Jahres 1986. Dunstige Haut lag über farbigen Bildern des Films, spielende Kinder vor Häuserblocks, ein Karussell, ein Riesenrad, flanierende Bürgerinnen und Bürger, Alltag, Frieden. Manche der Menschen trugen Taschen, andere hielten ihre Söhne und Töchter an der Hand, ein Dreirad glaubte ich gesehen zu haben, Bäume von hellem Grün, und den Himmel, wolkenlos. Aber da war noch etwas anderes gewesen, etwas Unheimliches, da waren Punkte, Kreise, helle Erscheinungen, in Bruchteilen rasender Zeit tauchten sie auf und waren sofort wieder verschwunden. So rasch und so unerwartet traten sie aus der Bewegung des Filmes hervor, dass ein menschlicher Betrachter nicht sicher sein konnte, ob die Erscheinung, die er gerade wahrgenommen hatte, tatsächlich zu sehen oder nicht ein Irrtum seines Gehirns gewesen war, helle Schirme, pelzig, weich. Dieses blitzende Licht, das ich vor einigen Jahren beobachtete, zeigte Verletzungen des bildtragenden Materials an, Verheerungen, die durch strahlende Teilchen des brennenden Graphitreaktors zu Tschernobyl verursacht wurden, Teilchenspurlicht, deshalb so unheimlich, so tragisch, weil dieses Licht in den Augen des Filmbetrachters von einer späteren Wirklichkeit aus wahrgenommen werden konnte, nicht aber von jenen Menschen, die sich in der Wirklichkeit der Aufnahme vor der Kamera bewegten durch einen lebensgefährlichen Tag, den sie für einen glücklichen Tag ihres Lebens gehalten haben mochten, weil niemand sie vor der unsichtbaren Bedrohung, die sich in der Atmosphäre befand, warnte. – Ich muss meine Erinnerung sofort überprüfen.

> particles

18. März 2011 21:18










Andreas H. Drescher

Siebenregenspiegel

Ein Regenspiegel Die
s
er Siebenregenspiegel

lässt
auf den Tisch gelegt —————————– nicht nach

bringt schließlich
je den Tisch zum ———————————– K i p p e n

19. März 2011 01:05










Mirko Bonné

Tschernobyl: Small Talk

Ich glaube, ich kann dir ein Geheimnis anvertrauen:
Mir wurde befohlen, mich in dich zu verlieben,
und ich bin heillos um meine Augen besorgt.
Bedenke zudem den Kollaps meiner eigenen
kleinen Welt. Ich würde dich ja küssen,
fürchte aber mich schmutzig zu machen.

Keiner hört mich. Ich lalle und meine Hände
sind immerfort in Bewegung, denn die
Liebe ist unsterblich und lebt weiter
in Träumen und Gesichten. Ein Fanatiker
ist fehl am Platz, erlaub mir aber Sehnsucht.
Komm rüber, die Äpfel im Obstgarten
meines Beschützers sind reif.

Irgendetwas an der Art wie du tanzt
sagt mir wieder, setz dich besser. Wir
sind schön, solange wir Masken tragen,
und Verrat ist ein Spiel voll Zartgefühl.
Wie ein Zirkus verberge ich Herzschmerz.
Bald machen mich meine Fehler berühmt.

Emma Lew

*

19. März 2011 11:14










/ *

Liebe Leserinnen und Leser!

Zum „Jahrestag der Politischen Lüge“ am morgigen 20. März wird in diesem Jahr an den chinesischen Schriftsteller, Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo erinnert, der im Dezember 2009 als einer der Verfasser der „Charta 08“ zu elf Jahren Haft verurteilt wurde. Weltweit wird an zahlreichen Orten aus Protest gegen derartige Menschenrechtsverstöße seitens des chinesischen Machtapparats am morgigen Tag Liu Xiaobos seiner Frau Liu Xia gewidmetes Gedicht „You Wait for Me with Dust“ sowie die „Charta 08“ verlesen. Der Goldene Fisch hat aus diesem Grund Liu Xiaobo symbolisch in seine Mitte eingeladen. Acht Autoren haben Lius Gedicht ins Deutsche übertragen und werden morgen ihre Übersetzungen auf unserer Plattform posten, ferner werden wir Links zu chinesisch- und deutschsprachigen Fassungen der „Charta 08“ schalten.

Mirko Bonné
Andreas Louis Seyerlein

19. März 2011 22:22










liu xiaobo

*

nichts bleibt dir übrig, nichts

als im Staub unseres Hauses auf mich zu warten

diese Schichten

angehäuft, wachsend, in jeder Ecke

jedes Licht würde ihre Stille stören

du wirst die Vorhänge nicht öffnen

Übersetzung:  Sünje Lewejohann

20. März 2011 00:02










liu xiaobo

*

über dem Bücherbord, die handgeschriebene Aufschrift ist staubbedeckt

auf dem Teppich atmet das Muster Staub ein

wenn du einen Brief an mich schreibst

und es liebst dass der Stift ein Staubstift ist

sind meine Augen niedergestochen vor Schmerz

Übersetzung:  Björn Kiehne

20. März 2011 08:02










liu xiaobo

*

du sitzt dort den ganzen Tag

wagst nicht dich zu rühren

aus Angst den Staub in den Staub zu treten

du versuchst bewusst zu atmen

nutzt Stille um eine Geschichte zu schreiben.

Übersetzung:  Hendrik Rost

20. März 2011 10:02










liu xiaobo

*

In Zeiten wie diesen

zeigt sich nur

der erstickende Staub treu

/

deine Vorstellung, Atem und Metrum

dringen ein in den Staub

Übersetzung:  Sylvia Geist

20. März 2011 12:02










liu xiaobo

*

in der Tiefe deiner Seele

wird das Grab Zentimeter um Zentimeter

aufgeschüttet von den Füßen

bis zur Brust

bis zum Hals

Übersetzung:  Thorsten Krämer

20. März 2011 14:02










Gerald Koll

Lieber Hu Jintao,

es war keine gute Idee, einen Repräsentanten der Gedankenfreiheit einzusperren. Es schadet der chinesischen Wirtschaft. Sie haben sich geirrt.

In Deutschland irren wir uns auch dauernd. Hoffmann von Fallersleben und andere Sänger der Hymne auf die Gedankenfreiheit irren zum Beispiel, wenn sie den Raum der Gedanken auf den Schädel des Einzelnen beschränken. Einem Fürsprecher bedingungsloser und allgemeiner Gedankenfreiheit ist der Gedanke denkbar und doch gleichzeitig absurd, Gedanken in Rücksicht auf Schicklichkeit in Gewahrsam und Isolationshaft zu nehmen.

Der größte Teil der Körpermasse von Liu Xaobo befindet sich übrigens außerhalb des Gefängnisses. In seinem Buch The Secret Family errechnete David Bodanis 1997 (damals versuchte Ihr Vorgänger Jiang Zemin vergeblich, Liu Xaobo in einem Arbeitslager „umerziehen“ zu lassen), dass kein einziges Molekül unseres Körpers vor neun Jahren schon zu uns gehört hat. Nach dem Rhythmus fortwährender Zell-Erneuerung und dem Gesetz der Haltbarkeit der Atome befinden sich fünf von sechs Teilen eines 56jährigen Menschen naturgemäß außerhalb des gegenwärtigen Körpers. Das ist eine gute Nachricht: Auch Sie haben jederzeit die Möglichkeit, sich zu ändern. Sie können es gar nicht verhindern.

20. März 2011 16:02










liu xiaobo

*

du weißt dass das Grab

für dich der beste Rastplatz ist

um dort auf mich zu warten

angstfrei und ohne Gefahr

Übersetzung:  Kerstin Preiwuß

20. März 2011 16:02










Mirko Bonné

1521

Der Schmetterling dort in der Luft
Der nicht weiß wie er heißt
Und keine Steuern zahlen muss
Und kein Zuhause hat
Fliegt erst so tief wie du und ich
Dann höher, glaube mir,
Drum schwirr hinfort und seufze nicht
So geht das Trauern hier –

Emily Dickinson

*

20. März 2011 17:39










liu xiaobo

*

deshalb hast du lieber Staub

im Dunkeln, in gefasstem Ersticken

und wartest, wartest auf mich

du wartest mit Staub auf mich

/

abgeschirmt von Sonnenlicht und Luftzug

lass den Staub dich nur völlig begraben

überlass dich nur dem Schlaf im Staub

Übersetzung:  Mirko Bonné

20. März 2011 18:02










Sünje Lewejohann

vogelherz

deine sprache ist kurz, sie reicht
nicht einmal von den lippen bis zu den augen.

du kannst machen, was du willst
in der mitte bricht sie ab, zieht kreise.

es nützt auch nichts mehr, schnell
zu reden, etwas wie ein apfelkern bleibt

immer auf deiner zunge liegen.
du hast ein faltiges gesicht bekommen und raue hände,

das ist die zeit, die mit den flügeln schlägt dein
vogelherz fliegt letzte runden.

was fängt dein blick noch ein?
die raupen im baum, das kopfkissen, den traumfänger,

den fremden kitsch?
das letzte wort geht dir nicht über die lippen.

es passt noch in den kopf aber
nicht mehr in den mund.

du legst nur den finger auf deine wange,
spitzt die lippen.

20. März 2011 19:55










liu xiaobo

*

bis ich wieder da bin

und du aufgeweckt kommst

dir den Staub von der Haut von der Seele zu wischen.

/

Was für ein Wunder – von den Toten zurück.

Übersetzung:  Hans Thill

20. März 2011 20:02










liu xiaobo

Du wartest mit Staub auf mich

/

– für meine Frau, die Tag für Tag wartet

/

nichts bleibt dir übrig, nichts

als im Staub unseres Hauses auf mich zu warten

diese Schichten

angehäuft, wachsend, in jeder Ecke

jedes Licht würde ihre Stille stören

du wirst die Vorhänge nicht öffnen

/

Du wartest mit Staub auf mich

über dem Bücherbord, die handgeschriebene Aufschrift ist staubbedeckt

auf dem Teppich atmet das Muster Staub ein

wenn du einen Brief an mich schreibst

und es liebst dass der Stift ein Staubstift ist

sind meine Augen niedergestochen vor Schmerz

/

du sitzt dort den ganzen Tag

wagst nicht dich zu rühren

aus Angst den Staub in den Staub zu treten

du versuchst bewusst zu atmen

nutzt Stille um eine Geschichte zu schreiben.

In Zeiten wie diesen

zeigt sich nur

der erstickende Staub treu

/

deine Vorstellung, Atem und Metrum

dringen ein in den Staub

in der Tiefe deiner Seele

wird das Grab Zentimeter um Zentimeter

aufgeschüttet von den Füßen

bis zur Brust

bis zum Hals

/

du weißt dass das Grab

für dich der beste Rastplatz ist

um dort auf mich zu warten

angstfrei und ohne Gefahr

deshalb hast du lieber Staub

im Dunkeln, in gefasstem Ersticken

und wartest, wartest auf mich

du wartest mit Staub auf mich

/

abgeschirmt von Sonnenlicht und Luftzug

lass den Staub dich nur völlig begraben

überlass dich nur dem Schlaf im Staub

bis ich wieder da bin

und du aufgeweckt kommst

dir den Staub von der Haut von der Seele zu wischen.

/

Was für ein Wunder – von den Toten zurück.

/

9. April 1999


Übersetzung: Sünje Lewejohann, Björn Kiehne, Hendrik Rost, Sylvia Geist, Thorsten Krämer, Kerstin Preiwuß, Mirko Bonné und Hans Thill;  Vita und Links: Carsten Zimmermann; Bildschirmaufnahmen genommen von einer Produktion der Journeyman Pictures.

20. März 2011 22:02










Markus Stegmann

staub auf mich (für liu xiaobo)

du wartest mit staub auf mich

atmet und verhängt das licht
zeigt mit balken den klaren
morgen einsam brennende
lippen werfen kalk der
knochenschutz-mantel
misst mindestens zwei hand
vermittelte treppe der sie licht
der sie roh gestemmte
sprache genähte zunge
verlegen eine scheibe klemmt
niedergestochene augen
hellen sich lang für lunge
hinter vorhängen
vorgehaltener mund
vergessene wie totentrauben
getrocknete finger die vertreiben
vorverhängte luft und schreiben:

du wartest einmal staub auf mich

21. März 2011 00:11










Kerstin Preiwuß

camera silens

ich habe gedeutet dem könig
bedeutet es nichts der gerüchteküche
bedeutet es alles sie meint
er hängt an seinem glück
er zieht am mond mit einer strippe
schwört er den untergang herauf,
sie hat mich ermahnt
du sollst nicht schwarzäugig unken
in dieser finsternis, ägyptisch
echoen die grillen, früher zikaden
immer an der wand lang
immer an der wand entlang

21. März 2011 14:52










Sylvia Geist

Limette, backstage

Ich wusste, du hast sie.
Grüne Zellen, Kapselwasser, Geschmack
entgegen der Zunge, die auf Süßes sinnt.
Nennen wir sie so oder wenn wir sie teilen
Limes, du wirst sehen, das Ganze
ist einfach.

Dich hat man von einem Trapez gepflückt,
mich, glaube ich, aus einem Einkaufskorb
im Winter, jetzt danken wir dem Zufall,
an einer menschenfreundlichen Variante
seines Spaziergangs mitzuwirken.
Wir brauchen unsere Feinde nicht

zu lieben, wir sind Teilchen
der Komparserie, die vorüberzieht, während
Moses noch Horesmores erzählt wird,
und singen Weitergehen, hier gibt es nichts
zu sehen
, den Slogan des Mysteriums.
Nimm nur diese Hälfte: sieht das nicht aus

wie ein sehr kleiner Stern,
dieses bitterliche Strahlen um eine Mitte?
Als hätten wir es besser machen können.
Den Mund geheftet unter Vitamin,
stärken wir uns, wenn es sein muss,
im Gehen, alle seine Gaben sind gut

und verderblich. Das Spiel geht weiter,
man schreibt, glaube ich, den Vorhang
Hundertvierundvierzigtausend in Worten, es ist
Montag, und wir müssen wieder los,
loben im Chor, brennen in Schichten,
das ist der Lohn.

21. März 2011 15:50










Mirko Bonné

Highwayman

I was a highwayman. Along the coach roads I did ride
With sword and pistol by my side
Many a young maid lost her baubles to my trade
Many a soldier shed his lifeblood on my blade
The bastards hung me in the spring of twenty-five
But I am still alive.

I was a sailor. I was born upon the tide
And with the sea I did abide.
I sailed a schooner round the Horn to Mexico
I went aloft and furled the mainsail in a blow
And when the yards broke off they said that I got killed
But I am living still.

I was a dam builder across the river deep and wide
Where steel and water did collide
A place called Boulder on the wild Colorado
I slipped and fell into the wet concrete below
They buried me in that great tomb that knows no sound
But I am still around … I’ll always be around … and around and around and around and around

I fly a starship across the universe divide
And when I reach the other side
I’ll find a place to rest my spirit if I can
Perhaps I may become a highwayman again
Or I may simply be a single drop of rain
But I will remain
And I’ll be back again, and again and again and again and again

Jimmy Webb, 1977

*

httpv://www.youtube.com/watch?v=uw1bHaUk1CM

The Highwaymen
Willie Nelson, Kris Kristofferson, Waylon Jennings, Johnny Cash, 1990
Schöne Versionen gibt es auch vom Songschreiber Jimmy Webb gemeinsam mit Prefab Sprout-Sänger Paddy McAloon sowie seit kurzem von der Düstergitarrenband Arbouretum aus Baltimore.

*

26. März 2011 11:12










Thorsten Krämer

Abschied vom Holodeck

3. Universal Serial Blood

Was sich dieser Tage alles Mensch nennt: eine Schwundstufe
nur, dies Pflanzenfresser-Leben. Sie messen ihren Ruhepuls
und haben nur den einen. Ein kabellos vernetztes Trauerspiel
mit doppeltem doppeltem Boden.
                                                             Wir aber sind
die wahren Datenträger: wir geben, was wir nehmen; in uns
pulsiert die Information. Was uns vereint, ist Hunger.

27. März 2011 15:51










Markus Stegmann

Ajdabiyah

sind wir dran zwei
hinter vorgehaltener hinter
brennenden augen
zerstörter radar als ich
den schleier legte
treten vier ins gegenlicht
verhängte gewehre
verkreuzte zeitungsgesichter
drei reihen nieder zum gebet
panzerfäuste in reihe
münden ein betender kopf
vorn sein karton hinten das
gebundene kind
koffer über koffer decken
drehen drei flieger
abwärts

27. März 2011 22:09










Mirko Bonné

Psalm

LOL
FYI
OMG

FYI
LOL
OMG

OMG
LOL

LOL
FYI

*

29. März 2011 11:33










Björn Kiehne

Feldweg

Wolken treiben
durch die Pfützen –
Sand,
unter deinen Schritten.

Am Ackerrand,
gebeugtes Gras –
auf deinem Weg
in den Wald.

Dort,
wartet das Schweigen,
der Geruch feuchter Erde,
gefallenes Laub.

Du trägst Laub
in den Wald,
legst Blätter
unter Bäume,
atmest die
gefallenen Jahre
tief ein
in diesen Tag.

30. März 2011 13:43










Sünje Lewejohann

alles dir

bitte sehr: alles gehört dir.
mein frühstücksgedeck, mein garderobenplatz, mein schlüsselbund, sogar
mein seemannsgarn, der tabak und der pfeifenrauch.
nimm dir auch das geweih von der wand, den zierteller und
den ausgestopften hasen, sein pelz ist weich und sein blick
so froh.

geh liebster, es wird sich einiges finden. dein
langersehntes liebesnest, was davon bleibt, das nehme ich noch mit
in mein lausiges herz. wer will schon einen lächelnden hasen, das fragst du noch
ein wildes tier sollte immer nur grausam sein.

ich weiß ja, wie das leben spielt und siehts du, meine hände halte ich
noch immer ausgestreckt
auch das gehört dir, das sofakissen, dieser streifen ausgehhaut. ich
lahme nun, da kommt nicht mehr und das gehört dir auch.

31. März 2011 07:30