Andreas Louis Seyerlein

3.18 — Ich gehe ein paar Schritte nach links, dann gehe ich ein paar Schritte nach rechts. Sobald ich gehe, denke ich in einer ande­ren Art und Weise, als würde ich noch sit­zen. Ich habe schon viel nach­ge­dacht wäh­rend ich ging. Und ich habe schon viel ver­ges­sen wäh­rend ich ging. Wenn ich gehe, kom­men die Gedan­ken aus der Luft und ver­schwin­den wie­der in die Luft. Wenn ich sitze, kom­men die Gedan­ken aus den Hän­den. Sobald ich ein­mal nicht schreibe, ruhen meine Hände auf den Tas­ten und war­ten. Sie war­ten dar­auf, dass eine Stimme in mei­nem Kopf dik­tiert, was zu schrei­ben ist. Ich könnte viel­leicht sagen, dass meine Hände dar­auf war­ten, mein Gedächt­nis zu ent­las­ten. Was ich mit mei­nen Hän­den in die Tas­ta­tur der Maschine schreibe, habe ich gedacht, aber ich habe, was ich schrieb nicht gelernt, nicht gespei­chert, weil ich weiß, dass ich wie­der­kom­men und lesen könnte, was ich notierte. Selt­same Dinge. Ich denke manch­mal selt­same Dinge zum zwei­ten oder drit­ten Mal. Gerade eben habe ich wahr­ge­nom­men, dass es nicht mög­lich ist, zwei Zei­chen zur sel­ben Zeit auf mei­ner Schreib­ma­schine zu schrei­ben, immer ist ein Zei­chen um Bruch­teile von Sekun­den schnel­ler als das andere Zei­chen. Wenn ich selt­same Dinge gedacht habe, freue ich mich. Wenn ich mich freue, kann ich nicht blei­ben, wo ich bin. Die Freude ist ein Gefühl, das mich in Bewe­gung ver­setzt. Ich springe auf, wenn ich sitze, oder ich springe in Luft, wenn ich bereits auf mei­nen Bei­nen stand. Dann gehe ich ein paar Schritte nach links, dann gehe ich ein paar Schritte nach rechts. Sobald ich gehe, denke ich in einer ande­ren Art und Weise, als würde ich noch sit­zen. — Kurz nach vier Uhr auf dem Maidan-Platz, Kiew. — stop

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28. Januar 2014 21:15