Andreas H. Drescher

DER GEHEIME VERWIRRUNGSRAT

 

Der Geheime Verwirrungsrat ist

ein ganz ausgezeichneter Beamter

Unter dem Schreibtisch her

verkauft er seine Stempel an

dich und dich und wieder dich

Wer einen solchen Stempel hat

dem zieht er in die Hände und

kommt bald in der Augenfarbe

wieder als die immer rechte

deines aufgefrischten Blicks

 

Ja

seine Stempel kennen sogar

Kissen

 

8. Juni 2012 09:46










Andreas H. Drescher

VIA CRUCIS

Da steht es also: das Volk Israel und ein zehnjähriger Legionär, dessen Umhang über den Kaugummi-Asphalt hinter der Passage schleift. Neben ihm sein Bruder im grünen Anorak, der noch an der Hand von Mama trippelt. Spor. Er sagt es groß: SPOR. So wächst der kleine Legionär, verzwölffacht sich. Nun schwankt sein Umhang um zwei dutzend Waden. Manchmal mit Brille, manchmal nicht. Er unterhält sich, fast ein Greis schon, mit sich selbst. Über die Schulter: Wie schön die Trommeln in der Sonne blitzen. Dieselgeruch: die Feuerwehr. Speere, nachlässig getragen, verheddern sich im Umhang. Des Volkes wegen, das auch schon den Großen Markt besteht. Was trägt es, das Volk Israel? Wie damals Leinen und wie heute Baumwolle und Polyester. Der Legionär wird eins und schrumpft wieder, um dem kleinen Bruder das Kurzschwert an den Hals zu drücken. Ein Vorab-Geschenk vom Osterhasen. Mama weist ihn zurecht. So erklärt er einen Eisenpoller zum Ersatz-Bruder und springt um den herum, um wieder aus dem Überzwerg zu wachsen. Seine Stirn zieht sich gegen die Sonne kraus. Dort vor der Post: das Letzte Abendmahl.

Da gießt einer den Wein in Lautsprecher. Beschwerden, dass das Volk nicht jeden Tropfen hört. „Herr… Wenn isch disch nischt…“ Rückkopplung. „Ein Verräder in unserer Midde?“ Popcorn, Tauben, Kinderweinen. „Nur noch eine gleine Waile…“ Zehn Fingerspitzen, die den Himmel halten. Spricht einer mit beim Vaterunser? In roten Batikhosen? Ein Legionär (Ist er´s, den ich meine? Oder ist er´s nicht?) desertiert bereits in Richtung Altstadt. Gethsemane. Zwei karge Papp-Bäume. Neben der Post scherzt Pontius Pilatus noch mit seinem eingeweißten Töchterchen. Der kleine Anorak winkt ihr vom Arm der Mama zu. Er zwinkert, weil das Schild des Malchus blitzt. Der Judaskuss und zwölf Millionen Engel auf dem Parkplatz. Den König der Juden macht das im Headset sehr viel breiter. Pontius Pilatus trägt goldenen Lorbeer an ihm vorbei. Hinter ihm der Tod mit grüner Sense. Er muss geführt werden.  Die Gaze vor seinem Gesicht ist und bleibt zu dicht. Inzwischen lässt der kleine Legionär sich tätowieren. Von einem Chinesen, gleich an der Absperrung. Die Zeichen bedeuten: „Isch will deine Fagebung nischt.“ Hammerschläge, Hammerschläge. Der Regisseur – in schwarzer Lederweste – spricht nun jedes Wort von Judas mit. Auch das Rauschen der Blätter. Auftritt des grün besensten Todes hinter Gaze. Er strauchelt und erreicht Judas nicht ganz ohne Mühe. Der Regisseur zuckt bloß die Schultern: tot ist tot.

Schräge Posaunen und Pilatus endlich offiziell, samt seinem inzwischen verdreifachten Töchterchen. Die Kleinste lächelt schräg hinauf zum Hohen Rat. Genaue Untersuchung. Urteil. Aber kein Ton mehr für den Statthalter. Der Zenturio beschwert sich von der Bühne aus beim Tonmann. Lange schwebt ein Rabe ab jetzt über Weißen Büsten. Dann gibt das Mischpult her: „Warheit, Warheit, was is Warheit…“ Überlaut. Auftritt Barrabas vor schnell geschützten Ohren. Die SMS. Zur Folterung wird eben der vom Stuhl gekippt. Dreihundert Tauben sind am Himmel, schraffieren ihn, sind wieder fort. Das Peitschenpeitschen des Zenturio bleibt ungehört vom malerisch Zerfolterten: „Oh, der ist staub und fum…“ Die kleinen Jungen wollen auf die Schultern ihrer Väter: den Königsmantel sehen, die rote Wasserfarbe unter dieser spitz gestumpften Krone. So nimmt er also sein Kreuz auf…

Nimmt sein Kreuz auf, doch ein gut Teil Pharisäer, ja selbst Legionäre sitzen schon im Eiscafé. Wieder Trommeln. Dann schabt das Kreuz am Fruchtbecher vorbei. Wird dort Zigaretten-Eis verkauft? I-POD-Bilder von den wunden Wasserfarben. Spor, blitzende Schilde, Schreierei. Er ist zum ersten Mal gestürzt. Wird geschlagen. Mit einer Peitsche ganz aus Fensterleder. Nein, nicht er, das Kreuz! Wie die Kinder muss man auf dem Boden sitzen, um das gut zu sehen. Nicht Geox, Brillen-Bohr, auch nicht O2, nicht heute. Das Nippen, Nicken, dann ziehen sie sich selbst am Schal zu ihren Vätern hin und bleiben da.

Das erste Kreuz hängt endlich. Ein Mann im gelben Nachthemd dran. Doch Nummer Eins ist auch schon Nummer Zwei und Drei. Jetzt! Der Herr der Welt hat seit dem  letzten Mal so einiges an Bauch gewonnen. Heutzutage sieht man nur noch selten eine gute Kreuzigung.

7. April 2012 00:26










Andreas H. Drescher

Februar-Falter

Im Garten der Februar

Falter Zitronen

Falter Jetzt sind

es ……  schon …… zwei

29. Februar 2012 19:11










Andreas H. Drescher

Marendon-Palimpsest

Schweig    aus Weit
schweifender denn
je der auch die hat
es schon derdiedas
sagt   BAMBUS   es
wird Vogel es wird
K      NOTE        N

Es bleibt im Moor
A       ORT       A

auch nie länger als
e  s     m  u  s  s

in-auf-„organisch“

11. Februar 2012 09:30










Andreas H. Drescher

In den Zwölften also

Ruft es den Jäger aus dem
Reinen zweiten Eingesagten
Überm See hinaus
Überm Fisch hinaus ins Wild

Weg unterm Öl des Bruders
Weg aus dem Bauch auch je
Der Architektur
Der Jagd überm Widerrist

Entgegen –

(für Hans)

4. Januar 2012 07:16










Andreas H. Drescher

LITERATUR UND KÜNSTLICHE INTELLIGENZ II

ZWEITES INTERVIEW ZUR LITERARISCHEN K.I. “MALDIX”.

30. November 2011 21:46










Andreas H. Drescher

LITERATUR UND KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

INTERVIEW ZUR LITERARISCHEN K.I. „MALDIX“.

24. November 2011 20:32










Andreas H. Drescher

ENDE ENDES

DAS TASTENDE
als Rad im Blick
zen
trip
et
al

EIN TASTENDES
das sich nur immer mit sich selber füllt
wieder und wieder
er
neu
er
t
mit dem harten Gummi der sich abreibt
ohne sich zu schmecken
Nichts gleicht dieser
Straße Ach Ja welcher Straße
ver
t
e
e
r
t

27. Oktober 2011 23:09










Andreas H. Drescher

KILOWORT

Die Gegenwart selbst besucht Konrad Zuse,
den Erfinder des Computers, in seinem ganz privaten Jenseits.

Selbst eine junge Frau, findet sie ihn zunächst als älteren Mann vor, dem sein Leben zu so etwas wie einem nachlässig abgelesenen Vortrag geworden ist, dessen Seiten er während des Sprechens zur Herstellung von Lochkarten benutzt. Er scheint mit seiner Erfindung noch lange nicht abgeschlossen zu haben.
Doch bricht mitten aus der Zerstreutheit eben der aufgeschlossene junge Mann wieder aus ihm heraus, der Zuse zu Beginn der Arbeit am ersten Computer war. So begibt sich die Gegenwart mit ZWEI Zuses auf die Reise durch dieses Jenseits und betrachtet mit ihm nicht nur sein Leben, sondern auch die Entwicklungen, die er möglich gemacht hat.„.

22. Juli 2011 10:35










Andreas H. Drescher

Plötzlich

Plötzlich der Ausdruck
„sehr ungelesene Mails“
in meinem Kopf. Wer

hat Vorschläge, wo
das herkommt, wo
das h i n w i l l ?

(Erstes Facebook-Dialolg-Gedicht)

10. Juni 2011 09:51