Julia Trompeter

liebe

muse, schöne weiche wilde
frau auf dem bett luken hintern
nichts als blaue stunde, lust
oder laune oder kaffee
muse, schöne sanfte hügelige
landschaft aus gischt oder doch nur
lose verliebt oder doch nur

schöne wilde weiche muse
hintern bett luken frau auf dem
nichts als blaue lust, stunde
oder kaffee laune oder
muse, schöne sanfte hügelige
gischt oder doch nur aus landschaft
nur lose verliebt oder doch

14. November 2017 17:14










Julia Trompeter

Berlin am Meer

Wo kommen all die Hausboote her?
Vollgestopft mit Heimatlosen
schieben sich die Karawanen
blago bung
blago bung
an unserm untern Augrand vorbei

Is ja nicht das Mittelmeer hier
bloß son Ausläufer der Havel
plattes, süßes Wasser drin
da hinten die Glienicker Brücke
vor ihr die fahrenden Häuser
hölzerne Unterbauten, rote Dächer

Flüchtende Touristen suchen Schutz
vorm Großstadtlärm oder Leben
und ich suche Schutz vor deinem Profil
deinem hingerissenen Blick
mit dem du die Farben
des Spätsommers fängst

5. Oktober 2017 09:16










Julia Trompeter

häl

längs hat der tag am horizont sich hingeblättert
& langsam dichtgemacht & in der weite fern gesehen
wie der wald. der mond. mal wieder nichts ergattert. nie.
bloß. langgezogen zogen drohnt die stimme noch.
seit ewig zeiten nichts gehört dabei. gar schon verlassen
lassen drohnt. son echo echo alter nächte an mein ohr.
in mir denkt etwas nach & etwas will hinaus. jedoch
schwebt schlau ein schatten schatten. kriegerisch davor.

12. Juni 2017 22:04










Julia Trompeter

Ceci n’est pas un Fisch

Ein Mann mit Hut und ein verwickeltes Ich
beim Abendessen.
Die Gräten des Verstorbenen liegen noch
auf den Tellern wallonischer Coleur,
und ich denke an die Verschiedenheit von Haut:
ihre trockene Wärme in den Sommern,
ihre blasse Kühle in den Wintern,
an zwei verschiedene Schuhe,
ein springendes Kind.
Die Küchenstühle an und für sich betrachtet
geben schon ein gutes Bild ab.
Wenn ich hier der Künstler wäre,
würde ich sie malen und den Rest weglassen… nein,
auch den Wein von der Farbe geschmolzenen Schnees,
auch die Bläue des verschwundenen Fischs,
auch das Rot der Gardine
und den Schatten der Nähe
würde ich einfangen
mit meinen Strichen.

9. April 2017 20:00










Julia Trompeter

Schwazz Boxx

Nun, da wir endlich im Bett liegen!
Die Beine engumeinandergeschlungen
wie sehr lange Worte,
vollkommen unverständlich.
Haben ja vorher im Kino
was Grelles getrunken,
das jetzt durch den Kopf jagt,
poppig gegessen, ich glaube
genetisch verändernden Mais.
Die Leinwand wird dunkler,
auch der Mond taucht ab,
schließlich Filmriss.
Alles nichts, oder?
Nur noch, naja:

Und dein verwilderter Mund.

15. März 2017 19:24










Julia Trompeter

Lauschübung. Latenz

In Büsche huschende Buben
tuscheln Listen, husten in Schüben.
Wurschteln im Hüben, während im
Drüben dünne Cousinen was für
die Schnüffler zum Himmel lügen.
Künnten die Lümmel nur lüben,
die trüben Basen sich vergnügen.

10. Februar 2017 00:08










Julia Trompeter

Januar, 16. Stock

Aus dem Winter fließt Regen,
ich hab Wolken im Visier. Hier.
Hat es Kahlschlag in Babel,
weiße Möwen taumeln,
schwarze wären unsichtbar.
Ich spucke gegen den Wind
wie Joan Lowell; es ist mein
Tropfen Rotze, der zerstiebt,
auf den Feldern liegt eine zarte
Schicht überfrorener Müdigkeit.
Im Zweimaster, vorn, leuchten
Lichter, manche zwinkern
hinter Vorhängen hervor.
Natürlich ist etwas dahinter,
natürlich fliehen die Wolken.
Sie wollen zur See übers vlakke,
vlakke land, über dem ich steh,
am offenen Glas, wo längst Schiffe
treiben wie Gedanken: viel zu weit –
viel zu nah – viel zu fern, zu weh.

15. Januar 2017 23:29










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