Sylvia Geist

Bougainvilla

Zu einer Tageszeit ist sie köstlich, nämlich
wiedergefunden auf den Fluren des Hotels
Hochsommerfrühling, wenn du, im Knast aus Wald
Tapete tasmidisch an Sesshaftigkeit vortäuschenden
Blättern würgend, nicht mehr reden willst, wenn nicht
der Allüberallbeo den Vorhang seiner Flügel öffnet und sich
zeigt, was du nicht verkennst noch vermagst, die Welt im
Ornat einer Welt, die geliebt wird, sich fallen lässt irgendwo
in einer Dienstagnachmittagminute im Aufwind
des Fahrstuhls, beziehungsweise stehenbleibt in voller Blüte
mitten auf dem Entsetzenspurpur des Teppichs, wenn du
sie schon übergehen willst auf der Reise nach Jerusalem,
Samsara, Eden, abbiegst, abbrichst, wenn sie dir zufällt
als Situation oder als Drehtür zur Tag-und-Nacht
Gleiche, als davorlos, als Goldwaage, geeicht auf alles,
was du herzlichst und ausschweigst, als waghalsige
Schlüsselblume, als Name für Bougainvilla, dann

20. April 2010 17:28