Carsten Zimmermann

Brainstorming zum Thema Strahlung

Die Quinta essentia, Quintessenz, war seit der Antike das feinste, nichtmaterielle, lichtähnliche, lebensspendende fünfte Element, auch die Substanz der Seele oder des Seelenkörpers (Augeoides), schließlich ein zentrales Spekulationsobjekt der Alchemie. Immer schon gleichgesetzt mit dem Äther:
„Aether, in Greek mythology, is one of the Protogenoi, the first-born elemental gods. He is the personification of the „upper sky,“ space, and heaven, and the elemental god of the „Bright, Glowing, Upper Air.“ He is the pure upper air that the gods breathe, as opposed to normal air, the gloomy lower air of the Earth, which mortals breathe.“ (Quelle: Wikipedia)
Noch Hölderlins „Vater Äther“ steht für diese ewige geistige Essenz, für die dem alles in Gegensätze aufspaltenden Verstand unzugängliche primäre Einheit aller Dinge. Und ähnlich noch symbolisiert in dem schönen, lehrreichen, sicherlich auch altertümlichen impressionistischen Gedichtband „Ultra Violett“ von Max Dauthendey eben das Ultraviolett, das Licht jenseits des sichtbaren Spektrums, diese vorbewußte Einheit und zudem die dichterische Inspiration, die schöpferische Latenz und mithin die Zukunft:

„Ultra Violett,
das Einsame, sprach zu mir:
Noch lebe ich unsichtbar.
Aber ihr könnt mich alle empfinden.
Versucht es mich zu erkennen.
Ich will euch neue Sonnen,
Neue Welten geben.“

Neuzeit und Moderne, die alles zu verdinglichen strebten, haben den ohnehin nur noch körperlich aufgefaßten Äther in der Physik schließlich nach langen Kämpfen abgeschafft (ob er nicht als Vakuumenergie wieder zurückgekehrt ist?) und die Quintessenz aus der Seele in den Atomkern verlegt. Man hat das himmlische Feuer tatsächlich auf die Erde geholt. War dieser ganze Prozeß das folgenschwere Mißverständnis einer Metapher?

25. Februar 2009 12:42