Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (104)

26. November 2015, ein Donnerstag

Vormittags hat der Klempner einen neuen Spülkasten installiert. Schön, einen Mann bei sich zu haben, der seinen Beruf liebt. Nicht, dass er sang. Er schnaufte durchaus, und ich hörte ihn, während ich im Arbeitszimmer am Schreibtisch saß, des öfteren schnaufen. Doch dann rief er mich und demonstrierte den Erfolg. Er drückte die Spülung. Sie lief. Er horchte an der Kachelverschalung, um zu hören, wie das Wasser den Spülkasten füllte. „Los, komm schon“, raunzte der Liebende leise, und alles vollzog sich nach seinem Willen.

Glühweintreffen auf dem Weihnachtsmarkt der Kulturbrauerei mit der Hausgruppe der Nichtsehrvielgeliebten. Dort wird verkündet, dass mein Hauptmieter tatsächlich gekündigt hat und ich nun dessen Stelle übernehmen könne. Na hoppla! Und siehe: freudig erregtes Hyperventilieren seitens der in tristen Zeiten lieber in Deckung befindlichen Nachbarinnen. Pfui, denke ich und spendiere Glühwein, spendiere um so lieber, als das dauernde Pendeln zwischen Runde und Glühweinstand mich von der Runde fernhält. Zügiges Verabschieden zum Aikido, leicht angesäuselt auf die Matte.

26. November 2016 09:32