Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (109)

3. Dezember 2015, ein Donnerstag

Eine ungestillte, nicht zu bändigende und zu bremsende Wut bricht sich nachts Bahn. Zwei Nächte mit Träumen aus Wut, wütend geschlafen, wütend erwacht, ganz aus Wut bestehend. Jetzt gleich zum Zahnarzt.

Vom Zahnarzt zurück: Da fiel das Wort „Wurzelbehandlung“. Er erwähnte es „nur für den Fall“. Gleichzeitig (und offenbar angelegentlich) mahnte er, gründlich Zähne zu putzen, und zwar „nicht nur zwei bis drei Minuten, sondern fünf bis sechs“. Wie ein Pennäler steht man da. Ob er das auch gesagt hätte, wenn er wüsste, dass ich inzwischen in Weissensee wohne? In Weissensee wird man schneller alt als man Zähne putzen kann. So sehr ich aus ethischen Gründen die Altersvielfalt in Weissensee begrüße, so lästig schlägt mir hier der rapide Verfall entgegen: Panoramen meines bevorstehenden Siechtums.

3. Dezember 2016 15:15