Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (142)

1. Februar 2016, ein Montag

Kopfschmerz, Verstopfung in den Nebenhöhlen. Zu viel süßes Popcorn gestern. Vor allem zu unsinniges Wie-fandst-du-den-film-gespräch. Im unerheblichsten Austausch noch melden sich Reflexe auf Über- oder Unterlegenheit. In die Karre mit diesem Mist!

Adalbert Stifters Die Mappe meines Urgroßvaters: immer wieder große Landschaftsmalerei, impressionistisch. Naturwahrnehmung als ausgelagerte Selbstentäußerung. Dort darf man spüren, was sich im gezähmten Umfeld verbietet. Stifter hätte vielleicht ganz gut Shiatsu gebrauchen können.

Eben absolvierte ich mein Glückwunsch-Telefonat mit der Schwester. War ich denn einen Augenblick dabei unbefangen und druckfrei? Nein, und die ganze Zeit war es mir bewusst und konnte doch nicht gegen an. Ich tue meiner Umwelt damit Zwang an, denn sie muss auf meinen Zwang reagieren. Eine Anstrengung. Ich sollte weniger anstrengend sein. Ich übe ja nun schon keinen Beruf aus. Vielleicht, weil alles Unanstrengende schon so entsetzlich anstrengend für mich ist, dass ich mehr Anstrengung für unzumutbar halte.

Welche Dinge wünschte ich, in meinem Tagebuch stehen zu haben? … grausliche Leitschnur, selbstgenährte Würgeschlange. Schnürt den Kopf ab. Kopfschmerz.

1. Februar 2017 09:37