Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (157)

1. März 2016, ein Dienstag

Gestern Abend ein „rein theoretisches“ Gespräch über Ehe, in dem Frau S. ihre grundsätzliche Abneigung gegen so eine Institution und die damit verbundene Zeremonie äußerte. Dagegen meine Lust auf Zeremonie. Mein ärgster Hieb: eine kategorische Ablehnung von Heirat könne eine Art Reserve aktivieren, die bindungsabträglich sei. Das war etwas arg. Heute morgen ruderte Frau S. zurück: eine kategorische Ablehnung sei nicht vorhanden, sie sei für gute Argumente offen. Das klang nun wiederum wie ein unerfragtes „Ja“ und macht klar, dass dieses ganze Gespräch über Ehe zur völligen Unzeit stattfand.

Streit in der Sonnabend-Nacht – nach dem Doppelpaar-Konzertbesuch von Friedrich Liechtenstein (supergeil) und seinem Trio mit anschließendem Besuch einer Cocktail-Bar. Nun ergab es sich, dass dieser Ausflug misslich wurde, nachdem Frau S. erstens bei der nächtlich-kalten Suche nach einem Imbiss unbedingt den Imbiss wechseln musste (etwas kapriziös, aber warum nicht?), zweitens auf dem Konzert herumhackte (wieder warum nicht?) und mir drittens meine gewonnen geglaubte Wette über Liechtensteins Alter regeltechnisch streitig machte (warum? warum?) – und diese drei Blödheiten ließen uns nicht in Ruh, bis vier Uhr nachts, und da fragt man sich doch, warum. Wenn der Humor austrocknet, wird alles so spröde.

1. März 2017 14:38