Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (162)

10. März 2016, ein Donnerstag

Einer dieser seltsam vereierten Donnerstage, in denen das Leben schrumpelt und kleiner wird. Diese Donnerstage haben es schon lange in sich. Irgendeine trübe Masse steckt in ihnen und zwingt mich in zeitverzehrende Ineffizienz. Heillos verirrt in Shikoku bzw. googlemaps und seinen japanischen Schriftzeichen. Dann verschluckt worden von den dreckigen Nebeln der Blogs, wo ich Informationen über „Final Cut Studio 3“ einholen wollte. Tappen in Gestöber. An solchen Donnerstagen könnte ich Schaumgummi essen. Ich will an Donnerstagen mehr, als Donnerstage mir geben können.

Aikido geschwänzt zugunsten von Tarantinos The Hateful Eight. Es ist längst nicht so langatmig, wie die Aikido-Banausen bemäkelt haben. Schneewestern verfügen ja schon naturgemäß über eine innere Majestät. Dazu Morricone und einige Veteranen von Reservoir Dogs (Michael Madson, Tim Roth), mit dem dieser Kammerspiel-Western ohnehin einiges gemeinsam hat. Die Story ist weniger verwickelt als ein Miss-Marple-Krimi, dafür grausamer und härter. Es ist eine Novelle, in deren Kälte man gemütlich erstarren kann. Kein Meilenstein und Meisterwerk, doch im Kleinen groß.

Vielleicht wohnt die Größe in einem kleinen Roman wie Ein ganzes Leben von Robert Seethaler, den mir die Schwester in die Hand fallen ließ. Bis ins Kleinste genau formuliert, und empfunden, unaufgeregt und scheinbar simpel.

10. März 2017 13:16