Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (19/20/21)

4. Juli 2015, ein Sonnabend

Noch so eine Kitty-facebook-Konferenz. Noch eine Schluss-Erklärung. Hoffentlich die letzte. Sie hat Recht damit, dass unsere Welten nicht zueinander passen. Da ist das schale Gefühl, dass meine Funktion von Beginn an als Episode angelegt war. Auch das Ohnmachts-Gefühl gegenüber diesen viertelklugen Einsichten, vermutlich Zuflüsterungen der Sekte, die ihre Flügel schützend über sie breitet. Und Wut gegen alle anderen Rechthaber, die seit jeher den Kopf schüttelten über eine Beziehung mit einer 27-jährigen. Jetzt aber los: emsig dem Alter entgegen krümmen und kümmern.

5. Juli, ein Sonntag

Talkshow: In Krisenzeiten heißen die gefährlichsten Ratgeber Angst und Zorn. Davon diktiert ist womöglich meine Stellungnahme zur Genossenschaft, die ja nun unser Haus erworben hat und sich mit den Mietern ins Benehmen gesetzt hat, nur eben nicht mit meiner Person, weil ich nur Untermieter sei und als Untermieter kein Ansprechpartner für sie sei. Untermieter soll es künftig nicht mehr geben, der Hauptmieter aber will selbst nicht nach Berlin, und nun hat die Genossenschaft ein Interesse daran, entweder den Hauptmieter oder den Untermieter zu halten, aber nicht beide. Der Hauptmieter hält sich bedeckt, die Genossenschaft verlegt sich auf Taktieren und Hinterzimmer-Diplomatie. Sieht nicht gut aus, die Wohnungslage.

6. Juli, ein Montag

Für das Mietertreffen habe ich einen offenen Brief gegen den Vorstand der Genossenschaft überarbeitet, weiß aber nicht, ob ich diese Attacke reite oder mir lieber Zaumzeug anlege in Rücksicht auf die Querelen und Intrigen, die in einem solchen Fall seitens der Nachbarin <> auf mich zukämen.

Diese dunkle Zeit: all das Verdrießliche mit Kitty, mit dem Beruf, mit der Wohnung. Alles, sagen die Lebenshelfer, sei ein Anfang. Aber scheiß was drauf. Ich will ja gar keinen Anfang. Ich wäre gern irgendwo mittendrin, in einem Projekt, aber da ist kein Projekt, auch nichts Gärendes, sondern einfach ein unsinniger Zustand in einem kalten Wartezimmer.

Um 23:09 eine überraschende SMS von … Kitty!: „Lieber Gerald, ich kann deine Liebe nicht in mich reinlassen.mir ist das bewussterg. (sic) ich arbeite weiter an mir. Ich wünsche dir eine schöne Zeit. Kitt / sms.de“

Ich habe lauter Stellen, als hätte ich Flöhe. Es juckt und juckt.

29. Juli 2016 13:31