Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (85)

20. Oktober 2015, ein Dienstag

Tage des Umzugs. Es wurde mit der Krankheit tatsächlich immer schlimmer, am schlimmsten war der Sonnabend, der Umzugstag, ich war geradezu zerlöchert von der nasskalten Pestluft in der Sredzkistraße.

Freitag Baumarkt und IKEA, Arbeitsplatten rüber, Regale abschrauben, Reste verstauen. Sonnabend zu zehnt schleppen, laden, schleppen, schwach bei Stimme, aber innerlich froh, weil es keinen Regen und kaum Bruch gab. Zehn Uhr abends Einzugsfeier: ein Bad in der Wanne. Mal was anderes als die rumpelnde Dusche in der Sredzki-Küche. Ein Bad wie damals, als Kind: etwas zu heißes Wasser, kleiner Schmerz mit Prickelreiz. Dann im Liegen sanft den Hintern heben und auf den Moment lauern, wenn die Penisspitze die Oberfläche des Wassers durchstößt.

Sonntag: wie ein 25-Watt-Patient durch die Wohnung geschlurft, um nach Essbarem Ausschau zu halten: Raider (klein), Weingummi (zu wenig) … Schon besser am Montag: D. hilft bei Licht, Regalen und Zimmermannsdingen. Hilft auch heute. Werde wohnlich. Heilfroh, der TBC-Bude entronnen zu sein.

20. Oktober 2016 10:55