Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (93)

10. November 2015, ein Dienstag

Ich sah aus dem Fenster. Da gingen etwa eine Handvoll Polizisten in englischen Uniformen und Helmen. Sie hatte die Stöcke gezogen. Nun sah ich auch ihren Bestimmungsort: ein Pub. Er hatte trotz Sperrstunde noch geöffnet. Davor stand ein massiver Rover, dessen Windschutzscheibe die Polizisten nun einschlugen, dann auch die Scheinwerfer und Rückspiegel. Sofort rannten die Gäste des Pubs auf die Straße und lieferten sich ein Handgemenge, bei dem die Polizisten sich mit ihren Stöcken wehrten, aber in die Defensive gerieten und ihre Stöcke schließlich nach den Angreifern warfen; allerdings liefen sie den Stöcken hinterdrein, um sie nicht ganz zu verlieren, gerieten aber dadurch noch mehr in Gefahr.
Einer der Polizisten fiel mir besonders auf. Er hatte seinen Helm verloren, trug kurzes blondes Haar und wirkte schwerfällig. Zudem krümmte er sich immer wieder und hielt eine Hand vor den Mund, als müsse er erbrechen. Gegen die Meute konnte er wenig ausrichten, aber auch seine Gegner waren nicht mehr gut auf den Beinen. Sie torkelten vorüber, während der Polizist einige von ihnen verfolgte, aber eben immer wieder unter Brechreiz leidend. Er wird sich, dachte ich, seinen Alltag in der englischen Provinz idyllischer vorgestellt haben.

So viel zu dem Geträume heute morgen. Jetzt ist es 9:20 Uhr. Heute morgen las ich „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Band 4“, aber die Lektüre fiel mir schwer.

10. November 2016 11:59