Hans Thill

Die Beamten des Himmels (Agamben)

I Himmlische Öffentlichkeit

1
Ich sende meinen Avatar durch eine Schleuse
in die leuchtenden Felder der Welt nebenan.
Er nahm mein Großhirn mit und ein Pausenbrot
aus der jüngeren Zeit. Er soll gründlich sein im
Zählen und schwerhörig im Verkehr. Ich ernenne
meinen Avatar

2.
zum Beauftragten. Seine Haut ist fahl
und die Sonne mit ihrem Baulärm läßt ihn
kalt. Ich lehre ihn Nebelkritik, Umgehung der
Wetter. Meine Geduld webe ich
in einen Teppich, der die Wüste verrät.
Wenn ein Kondensstreifen sichtbar wird

3.
haben wir schon den stärksten Schnaps
im Glas. Es ist kalt im öffentlichen
Himmel. Auf den Gipfeln der Kontinente
Wesen aus Asche und geschmolzener Luft,
tropisch gefärbt, zusammengefickt mit Zischlauten

4.
sie heißen Blaise und Suso und sie fliehen ins
Feuer vor der liegenden Acht, einer Formation von
Ruderern. Die Überseekonferenz möchte
anderswo tagen. Ich sende meinen zweiten
Avatar mit Dienstmütze. Er hat den Befehl

5.
sich jeder Musik zu enthalten und
dem Rauschen im Zwischenbereich zu
widerstehen als wäre es eine Frau. Ich habe
es eilig, das Sanskrit muss gelesen sein.
Auf der letzten Seite Schattenkritik,
gefärbte Vögel, eine Gebrauchsanweisung

6.
Jetzt höre ich die Motoren der Obleute und
das schreckliche Hungergeschrei. Man füttert
die Engel mit Kreide und Glas. Man gibt ihnen
zu trinken, damit sie die Sitzung nicht stören.
Wir warten seit Stunden

7.
kein Avatar und das Geld ist weg. Die
öffentlichen Himmel haben heute geschlossen.
Wir suchen in Schubladen nach einem
Schlangenparagrafen ein bißchen
Elektrizität

15. November 2011 10:59