Gerald Koll

Die Nacht

06:34

Blau erfüllt wie jeden Tag
seinen Farbauftrag.
Schwarze Galloways auf gelbem Grund

stehen stiller als ein Kahn am Abend,
wenn Windhauchpinsel Flanken streichen.
Sechsuhrneunundvierzig: Da verliert ein Rind,

als sein Kopf zur Erde sinkt,
das Spiel, wer sich zuerst bewegt.
Starenwolken wabern, Möwenmeuten

nehmen Stege in Beschlag, ignorieren
einen grauen Vogel, Cutaway mit Buckel.
Er gehört nicht zur Familie.

Er ist ich, gehört zu mir
Wir sind uns fremd
Das Stillleben sind wir.

(Gedichtzyklus in acht Uhrzeiten entstanden auf der Lotseninsel Schleimünde vom 23. auf den 24. September 2010, als bei Vollmond der Sommer in den Herbst überging)

6. Dezember 2010 01:13