Gerald Koll

Hüske

Schuhmachermeister D. Hüske macht mir immer noch Sorgen. Wie im letzten Jahr. Schon damals, am 26. Juli 2012, weigerte er sich, meine Schuhe zu reparieren. Gut, es handelte sich damals um eine knifflige Angelegenheit. Ich hatte ihn gebeten, den Spann meiner Klotzen zu weiten, und das war auch für einen altgedienten Meister wie Meister Hüske ein schwerer Brocken. Gestern aber brachte ich Sandalen zu Meister Hüske. Ich bat ihn, den losen Riemen zu befestigen. Meister Hüske hatte das Problem mit einem Blick erkannt: „Das muss genäht werden.“ Ich lächelte, aber er war noch nicht fertig: „Aber meine Maschine ist kaputt.“ Wieder, wie im letzten Sommer, standen wir uns dann eine Weile gegenüber, abwartend, so lange, bis Hüskes Schweigen mich aus der Ladentür schob. Die Türglocke war ohrenfellzerfetzend. Schuhmachermeister Hüske schloss sein Geschäft deutlich vor 18 Uhr.

7. November 2013 21:09