Christian Lorenz Müller
Was die Stunden wogen
Mittagsstille steht auf einer Leiter
die im Kirschbaum lehnt.
Plötzlich das Verlangen
hinauf ins Geäst zu klettern,
die schorfige Glätte der Rinde
unter den nackten Füßen;
das Verlangen, ganz oben
in einer Gabel zu sitzen
und die Kerne weit hinaus
auf den Wiesenhang zu spucken;
der Wunsch nach einem Eimer
und die wiederkehrende Lust
sich verboten weit
ins Blaue hinauszurecken,
zwei, drei Sekunden für jede Frucht.
Ich wusste, was die Stunden wogen
wenn ich zurückging zum Haus
wo in dämmernder Schattenkühle
die gefüllten Körbe standen.