Sünje Lewejohann

wildnis

wildnis/ So rupfte man mir das Fell in
Büscheln aus. Ich war ein Tier ein heiliger
Leib. Ich wanderte. Ein Wesen im Pelz mit
rissiger grober Haut. Angefüllt mit dieser
fiebrigen großen Zunge die an blütigen
Lippen leckte. Am Wasserlauf sprudelndes
Wasser schleckte einen Durst zu stillen nach
Farbwirbeln und aufgerissener Erde. Das
sich in die Erde grub an allem schob und
zerrte. Gräben Kanäle Hügel und Täler ein
Sternendach. So schuf ich eine frierende
Landschaft alles war mein eigenes es wuchs.
Ich ließ mir Hörner stehen und Berge aus
glänzendem Fett. Ich träumte mir Lärm
dazu. Das Fell seither zottig eine
ausgedehnte Wildnis. Krallen dazu spitz
und scharf. Und dann: Wie aus mir mitten
im Land ein Wal aus Lehm herauswuchs
und ich mich schämte. Man mir die Büschel
ausrupfte sie mir zeigte. Sich danach wusch
im Eis dieser Landschaft. Wie aus den
Büscheln Beine wuchsen und Köpfe sie
eine Herde wurden aus lauter zottigen
Tieren. Als ich den Wal zu mir nahm ihn
sanft und liebend nährte. Wir uns
umschlungen schlafen legten auf dem
singenden Eis.

14. Juli 2010 12:00