Mirko Bonné

Luftmacumba

2

Leises Gezisch aus einer kleinen gelben
irrtümlich gelandeten Mongolfière, wenn
Gas in den Tank des Taxis gepresst wird,
das mich durch die unheilvolle Nacht fuhr.
Mit den Augen der Blattschneiderameisen
rollten Omnibuskolonnen aus dem Centro
nach Botafogo, Flamengo und Cantagalo,
hinter Scheiben dunkle Gesichter, kaum
Brillen, Zeitschriften, Unterhaltung. Müde
von Tag und Wärme, bereitwillig bewegt,
leert sich um Mitternacht Rio und landen
auf der Lagune hinter Leblon die Reiher,
um in der sicheren Dunkelheit zu fischen.
Den Kopf in die Nacht gereckt schluckend,
stehen sie einbeinig im Wasser da, träumen
unter den ausgebreiteten Armen des Jesus
auf dem Corcovado, das Evangelium hätte
noch gar nicht begonnen, und schlafen so
satt irgendwann ein. Und auch ich schlief,
Gesichter, die mich verlachten als Baron,
als Barão da Torre, rollten in Kolonnen
hoch oben im Turm durch den Traum.

*

10. Januar 2011 21:16