Björn Kiehne

Die Tauben füttern

Ich höre Drohnen über mir

im Hinterhof, der Straße, am See,

als ob ein Schwarm von Schmerzen

den Himmel verdunkeln will.

 

Im Walnussbaum vorm Fenster

bauen Tauben ein Nest,

aus den Gärten bringen sie Laub,

das im letzten Jahr gefallen ist.

 

Sie streicheln sich mit den Schnäbeln,

plustern die Federn auf, die bunt

wie Regenbögen schillern, wenn

das Licht sich in ihnen bricht.

 

Aus dem Bauchfleisch des Brötchens,

das vom Frühstück überblieb,

forme ich Kugeln und richte

auf dem Fensterblech das Buffet.

 

Sie warten, beobachten, fliegen

dann herbei – Ich will die Tauben

füttern, den Himmel offenhalten

und das Herz frei von Angst.

8. Mai 2025 12:48