Gerald Koll

Zazen-Sesshin (27)

Seit Stunden ist es draußen dunkel, längst ist es Nacht im Monat längster Nächte. Draußen schnipsen Blitze, Donner meldet Anwesenheit, Hagel glasiert die Pfade ringsherum. Die Nacht verkürzt sich die Nacht. Sie will mit uns spielen, doch wir haben keine Zeit dafür, wir sitzen. Zum 36. Mal im fünftägigen Sesshin sitzen wir vierzig Minuten. Wer so viel sitzt, weiß, wie Sitzen geht.

In laufender Sitzung kommt der namenlose Mönch zum Sitzenden. Er drückt ihm seinen Daumen auf einen tiefen Rückenwirbel. Der Sitzende sitze gerade, hebe den Kopf und senke das Kinn. Der namenlose Mönch breitet sein Gebetstuch aus. Es verwandelt sich zu gebranntem Lehm. Dies sei keine nette Party, begrüßt der namenlose Mönch die Sitzenden nach kurzer Nacht am Morgen. Jeder sei für sich, niemand greife ein beim Anderen.

8. Juli 2012 14:26