Markus Stegmann

Gerhard der 7.

Umstände, falsche Verwünschungen und blasse Gesichter im Gegenlicht hatten sich als spürbare Brut in das Stammhirn Dieters geschrieben. Kolosal lustloser Auftritt, notierte Dieters Begleitung am Lieferanteneingang der Bar, die sich zuerst wie ein Fass wölbte und dann an der Mündung der Mosel implodierte. Bärbel sass bei Bad Hersfeld auf einem Stein im Rhein und zeichnete ein Herz in den Sand. Wir zogen das Dach zu und verhängten die Fenster mit Säcken aus Übersee. Abwesende zuordnen, stand auf einem Zettel, während Dieter die Verwünschungen wusch und Gerhard nach dem Garantieschein suchte.

19. November 2013 08:35










Markus Stegmann

Gerhard 5

Die Korrektur der Spaziergänge Gerhards lastete auf Bärbels blau bemalten Bananenplantagen. In tropischer Ruhe erinnerte sie sich des formvollendeten Vollbarts Gerhards, der fern und verzweifelt in einem ungeduldigen Gebirge sass, Bärbels blasse Wange als handliches Gespenst mit sich führend, darauf inständig wie vergeblich hoffend, es möge sie als Leibliche herbeiführen. Nötigenfalls würde er Hildegard herzen, schon wahr, womöglich, wer würde es wissen, was mochte sich in der Vorstellung wohl wandeln, aber in Wirklichkeit verschmolz er mit Paul Potts schmetternder Stimme, harrte in der verwegenen Kälte seines Gesteins, längst selbst zum Inbegriff des Verzweifelten aller Verzweifelten gewachsen, frass sich tief und tiefer ins Urgestein knapp unterhalb des Grimsels. Welch grässliche Gram, warum muss ich bluten, warum ich? Ich möchte Dieter sein oder wenigstens einer seiner Zwerge.

11. November 2013 23:31










Markus Stegmann

Gerhards Gutschrift 3

Kein Klavier mehr, verschwand Bärbel schimpfend im Kerbel am Bodensee, genug Tang und Krawall hatte sie an diesem Tag aus Gerhards Augen gefischt, sofern es seine überhaupt waren. Aber welche sollten es sonst sein? Dvorak spielte augenlos Klavier, war sie sich sicher, aber was war mit den Augen Hildegards? Kein Gramm Grammatik antwortete, noch nicht einmal Martin Walser winkte über den See wie sonst, so erdig, bazillig und menschenleer schrie Thomas Bernhard vom gegenüberliegenden Österreich herüber. Gerhard mailte den Notstand Dieter in Berlin, der aber sass flaschengrün in Kleinmachnow im Rhabarber und schnitzte Zwerge.

10. November 2013 18:01










Markus Stegmann

Gerhards Gutschrift 1

Hast und Hildegard knackten Gerhards Kleiderschrank, schlechte Fälschungen fielen heraus, komischer Geruch. Sie warfen mit Herzschrittmachern nach Lastwagen in der Lombardei. Raub und Temperatur schmolzen die Namen der Mörder ein, streuten Genmais drüber, Genitalien, aber Zertifikate der Wehrmacht und ein geschotterter VW Golf verklebten als Randnotiz der kollabierten Stunde den stummen Mund des Nachmittags. Bärbels Bodensee winkte von fern, aber da waren wir schon fort.

9. November 2013 10:35










Markus Stegmann

Vogelloses

Formt es faltet fremd ein
faschistischer Faden klebt am
Augenrand knapp kentert der
Vogel was vogelhaft forderte
dunklere Antillen pastellenes
Porzellan praktisch wie flach
gefaltete Vögel im Waschen
sie säubern sie
vogelloses Glimmen

25. Oktober 2013 21:51










Markus Stegmann

sag was welches

luminose pakete quellen
lamentieren im erker
stafetten minus maserung
mal gefaltete sterne
im blick deiner augenbrauen
fand ich fermente praktisch
formlos oder soll ich sagen
lagernd am see mond und
saturn an meinen rücken legten
sie sich schlafen schlief
furchige endlos fasern lang
im schilf fehlt mir mund

26. September 2013 23:40










Markus Stegmann

Naht was

An einen nach was
selbigen fragt
ahnungslos streunen
aus randlosem Leder
Marx mal Matratzen
bugisiert hätte vogelhaft
mehliger sein sollen
Saturn sassen militante
Millimeter samt Zinnober
Zähnen zirpt Partitur Panther
verjährte Linde Nachtwald
meinen Ast Anfang
hätte ich
entwerfen
oder vielmehr Ende
Fraktur
filmen sollen

21. September 2013 23:48










Markus Stegmann

San Stefano

Den Rand gelenkte Perspektive der Sicht am
Gestrüpp fassen wir ungelenke Wege
vulkanisch metallisch teilen Kanten die
erfrorenen gedachten Halden abschüssige
Wege Geröll Tamarisken glühen
derer ich anders als mittags in Wellen und
Wind gelangte Hand rufe in der
vierten Stunde sammelten wir
Schultern dämmten angespürtes Gewitter
wanderten entwässerten stabile Lage
Gleichgewicht wenig mehr
Farbe an nummerierte Hände gleich
unter der Zunge Schnur ablauge ich
ins Konterrelief ins Spanische
übersetzt Albanien wässert die Kleber
umspanntes Ufer im solar mailbetriebenen Zement
klart die lösenden Brocken der inneren Ringe
Laminat folgen wir den Gebern und ihren
handverlesenen Tieren mit spurlosem Kontakt
sonst Lava zu erstarrten gerissenen offen
im Stehen eine Weile flach andere
schalte auf Umkehr sage
niemand erfasst mich

28. August 2013 21:19










Markus Stegmann

Castel del Monte

Dem Korallenstein Gesicht stand Verwahrung
im Verlies die verlängerten Körper Epochen
Nachfahren enterten im Geschwader den
achteckigen Hof wo oben zuerst Himmel
dann Gewitter zog während wir höher
in die Etagen stiegen am Ende der Wände
wollten durch den Stein weder Fenster noch
Berg nur der Ausgang aufs Land ungewiss stand
die Luft in den Lungen der Vergangenen im
Periskop sahen wir über den Wellen Gefälle
des Vulkans während die Nacht ihre Verluste
einsog und den Verregneten Sturm gab den
Zurückgesetzten der vorwärtsschraubenden Gelände
ihre verdrängten Verse während der Grabungen
standen wir im unvollendeten Kirchenschiff der
Krähen die voranflogen abdrehten wir
schaufelten das Geröll des Gewitters ins
einäugige Land stapelten querstehende
angetrocknete Trompeten knapp klappte
das Terrain über den Fenstern zum Himmel
lehnten abgeerntete Weizenfelder als
Schilde der Erde schienen sie uns fremder als
die Gedrehten der Nacht wuchsen nirgends
nässere Arme aus Gras

14. August 2013 19:40










Markus Stegmann

Taksim, 7/14, 00.05

blut die einge
schriebene gruppe
blutgruppe vor
schlaufenförmigen
kontrollen
schlafende
angewinkelte

holzbruchteile ge
schobene ange
sammeltes gewicht
zirkulierende stifte für
blutgruppen

13. Juni 2013 23:05