Gerald Koll
Die Botschaft der kirgisischen Republik befindet sich in der Otto-Suhr-Allee Nummer 146, Postleitzahl 10585.
Die Republik Kirgisien hat für ihre deutsche Botschaft einen besonders schönen Platz gefunden. Gleich neben dem Botschaftsgebäude streckt sich das Schloss Charlottenburg.
Sonnenlicht legt sich auf das Anwesen und seine geschmackvolle Fassade. Sonnenlicht strahlt im Wappen über Gebirge und See, eingefangen in den Schwingen des silbernen Falken. Sonnenlicht dringt auch ins Innere, wenngleich klug gedämpft und weich abgefangen durch sorgsam gefältelte Gardinen.
Und doch, es ist minder gut bestellt um die Botschaft der Republik Kirgisiens. Wie sonst wäre zu erklären, wie heillos sich an der Pforte die Flagge der Republik Kirgisien in der Spitze der Tanne – schon ist der Februar vorbei, und immer noch eine Tanne? – verfangen hat?
Gewiss, heute ist Mittwoch. Am Mittwoch hat die Konsularabteilung der Botschaft der Republik Kirgisiens geschlossen, eine Vereinbarung zu außergewöhnlicher Öffnung wurde nicht getroffen. Aber sähe sich nicht auch die Botschaftskanzlei zur Entflechtung von Stoff und Nadel in der Pflicht? Gewiss, sehr hoch ragt die Tanne, hier sind Menschen mit beträchtlicher Körperlänge und guter Sprungkraft gefordert. Mangelt es daran den Kirgisen?
Anlass zur Hoffnung gibt die energische Förderung des kirgisischen Basketballs. In der FIBA-Rangliste findet Kirgisien keine Erwähnung. Die Botschaft zeigt sich um Abhilfe bemüht. Im vorgelagerten Garten der kirgisischen Botschaft steht ein Basketballkorb bereit. Das Feld ist klein, sein Maß entspricht nicht internationalem Standard, und manch einer zweifelt, ob der kirgisische Basketball auf diese Weise die erhoffte Leistungsförderung erfahren kann. Doch ein Anfang ist gemacht. Gelänge in der Botschaft der Republik Kirgisiens ein Aufschwung des heimischen Sports, käme er schon morgen der Botschaft, ihrer Tanne, ihrer Flagge, der Schönheit dieses Ortes zugute.
26. Februar 2015 12:42
Gerald Koll
(Kapitän Rafa aus Cadiz im Oktober 2013 in Muxia.)
18. Dezember 2014 12:16
Gerald Koll
kennt ihr das wettergeschehen am berge, wenn ihr vom biwaklager aufschaut in die schroffen steine, in die ihr hinein sollt am nächsten morgen? und auf schaut ihr und seht die wolken sich stülpen über die gipfel und einsinken ins tal. nur scheinen sie zu zögern und sich auf die drohgebärde zu verlegen. sie sinken und heben sich, sinken wieder, steigen wieder. zu langsam, als dass sie wippen würden. zu schnell, als dass man nicht gebannt hinüber blicken würde in die wesen, die uns morgen früh verschlingen werden.
13. November 2014 14:04
Gerald Koll
„ja, und da drüben …“, erinnert sich der mann an der berliner mauer, und die anderen erinnern sich auch.
sätze, die jeder kennt, die gleichen sätze, die gleichen erinnerungen wie vor fünf jahren. alle fünf jahre fallen an der mauer die gleichen sätze. nur die, die die sätze sprechen, sind wieder fünf jahre älter geworden. daher wirken die sätze etwas gealtert. wer diesen sätzen zuhört, wird sich daran erinnern, wie er vor fünf jahren dieselben sätze gehört hat. und weil sich für den erinnernden im augenblick der vergegenwärtigung der zeitabstand zu einem nichts verkürzt, gewinnt er den trügerischen eindruck, dass alles um ihn herum älter wird außer er selbst. anders stand er ja auch vor fünf jahren nicht zwischen den anderen erinnernden. er war damals ebenso enttäuscht über das ausbleiben der festlaune, auf die er sich doch so sehr gefreut hatte, als er sich unter die feierlich gestimmten fremden mischte. aber wieder nichts. hätte es wenigstens eine überraschung gegeben. wäre wenigstens herr wowereit, als er den hebel am fuß seines lichtballons umlegte, mit erwartungsfroh in den nacken gelegtem kopf selbst in die luft aufgestiegen.
12. November 2014 18:48
Gerald Koll
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(Inio Asano: Gute Nacht, Punpun. Band 5. Kapitel 50. Tokyopop. a. Auflage 2014. Nach: Oyasumi Punpun. Shogakukan 2007.)
4. August 2014 10:23
Gerald Koll
Schuhmachermeister D. Hüske macht mir immer noch Sorgen. Wie im letzten Jahr. Schon damals, am 26. Juli 2012, weigerte er sich, meine Schuhe zu reparieren. Gut, es handelte sich damals um eine knifflige Angelegenheit. Ich hatte ihn gebeten, den Spann meiner Klotzen zu weiten, und das war auch für einen altgedienten Meister wie Meister Hüske ein schwerer Brocken. Gestern aber brachte ich Sandalen zu Meister Hüske. Ich bat ihn, den losen Riemen zu befestigen. Meister Hüske hatte das Problem mit einem Blick erkannt: „Das muss genäht werden.“ Ich lächelte, aber er war noch nicht fertig: „Aber meine Maschine ist kaputt.“ Wieder, wie im letzten Sommer, standen wir uns dann eine Weile gegenüber, abwartend, so lange, bis Hüskes Schweigen mich aus der Ladentür schob. Die Türglocke war ohrenfellzerfetzend. Schuhmachermeister Hüske schloss sein Geschäft deutlich vor 18 Uhr.
7. November 2013 21:09
Gerald Koll
heute: freies training.
es ist gute sitte, das sonnabendliche freie training für die erprobung neuer techniken (hier: mit schwert) zu nutzen. hilfsmittel zur sensibilisierung der gewichtsverlagerung sind zulässig, ja: empfohlen.
18. August 2013 09:14
Gerald Koll
heute: ny-kyo.
beachte: zu oft vernachlässigt der/die nage beim abschluss der technik die kontrolle infolge unpräziser handhaltung und ermöglicht so dem uke (hier unnötig feixend) die entwindung.
17. August 2013 10:10