Hendrik Rost
Sprache fällt immer weiter aufs Land.
Fällt wie Eichkatzen aus den Bäumen.
Im Geäst leuchten alternde Pflaumen,
abends ruht alles, auch der Verstand.
Die Kinder waren Phrasen erlegen
in der Stadt beim Museum der Ideologien.
Müde Rückkehr, gesammelte Kastanien.
Fast hätte ich mich Fakten ergeben.
6. September 2016 14:18
Karin Fellner
Das Paar durchfährt Rot, eine Rot-
Verschiebung durchfährt sie*ihn*es.
//
Jetzt steigen Knoten auf, Schnittpunkte ihrer Bahn
mit der Bezugsebene, die Ebene flattert und singt:
Guckt euch nicht um und und und
mittenlufts steht ihr –
//
Eins nimmt die Zunge ab und zündet sie an.
Eins legt das Lid auf und sinkt.
//
Da und weg, heißt es jetzt. Was seid ihr, wart, werdet euch?
Andere Grundformen finden, allesamt finden sie statt.
In Turbokolor er*sie*es: mehrzellig aufgegangen.
//
Ja, die Knochensägen. Die gibt es. Jetzt wird das Paar
bewegt in elliptischen Kurven, mit einem zusätzlichen
Punkt im Unendlichen und
das ist nur eine eine
mögliche Übertragung –
5. September 2016 14:55
Tobias Schoofs
dies gedicht ist keine muslima
es hat überhaupt kein bekenntnis
es hat auch kein geschlecht es ist
stets verhüllt und meistens nackt
es geht nicht zum abendmahl es
ist nicht getauft und nur wenig
beschnitten es verwandelt sich
laufend so ist das gedicht anders
ist es nur in der vorstellung und
in gewissen anderen texten davon
sind einige allerdings gesetz
2. September 2016 20:08
Andreas H. Drescher
Strickleitern in die Löschung hin
auf oft und oft west Bio
grafie aus ihrer Orientierung aus
dem Kissen im Wäsche
korb ein Kratzgarn darüber aus
gedröselt durch die K
noten nicht Schrift sind und nichts
mehr als Schrift alle Amp
utierten stecken auf dem Flaschen
trockner netzen das ge
wisse Horn hinauf als hauseigene
THANATOLOGIE
(Antwort 2 auf Mathias
Jeschkes „Luftstudien“)
1. September 2016 09:07
Thorsten Krämer
Dieses Gedicht hat schon vor mehr als vierzehn
Monaten aufgehört, an seiner Bikini-Figur zu arbeiten.
Genau in dem Moment, in dem es diesen Entschluss
gefasst hat, hatte es seine Bikini-Figur. Es ist eben
die Figur, die man hier sieht; eine andere Figur hat
dieses Gedicht nur noch in deiner Vorstellung.
31. August 2016 10:25
Hendrik Rost
Aus dem Nichts heraus etwas Vergebliches zu schaffen, das ist ein sonniger Nachmittag am See. Nach dem Schwimmen weit hinaus zu den Barschen und den Florfliegen, die auf der Wasseroberfläche gelandet sind, schlenze ich mit vor Vitalität kribbelnden Extremitäten über den Rasen am Ufer und mache an einer Kinderreckstange Klimmzüge. Da ich mich stark fühle, mache ich gleich ganz viele. In der Netzschaukel daneben stehen zwei ungefähr 8-jährige Jungs und sehen zu. „Der kann das gut“, sagt der eine zum anderen und fügt hinzu: „dabei hat der gar keine Muskeln.“
29. August 2016 11:32
Andreas H. Drescher
Der Waldminister
wandert borkenein
er streift und streift
sich jetzt noch tiefer
in sein imperatives
Mandat aus Fraß
wegen und Wieder
wegen Netze aus
Duft-Gesprächen
pilzigen blätternen
darüber wer eben
an ihm nagenagt
(Antwort 1 auf Mathias
Jeschkes „Luftstudien“)
29. August 2016 08:40
Tobias Schoofs
liebe verspricht ein werbeplakat
die liebe ist rosa hat krallen wie
kinski als nosferatu verkleidet
ratten überschwemmen die stadt
liebe ist nageldesign das biest
im beautysalon belauert die opfer
saugt ihr blut ihren glauben dass
liebe alles ist was du brauchst
verbittert sehen vor dem plakat
die gesichter der sterblichen aus
24. August 2016 23:38
Gerald Koll
15. August 2015, ein Sonnabend
Heute nacht, während der schlaflosen Phase, riss ich meinen Kopf los vom verschwitzten Kissen und suchte nach Filmen zum Stichwort „Meg Stuart“. Damaged Goods hat recht viel eingestellt, auch meinen Trailer, aber hängen blieb ich an einer Veranstaltung im Kaai-Teater namens „Soul Food #6 with Meg Stuart“, die zwei Stunden dauerte. Meg am Tisch wie sie ist: dauernd lachend, überlegt, geschickt antwortend, geistesgegenwärtig. Was für eine tolle humorvolle Frau, dachte ich und dachte danach: Die hast du nun auch ziehen lassen. Und hoffte, sie würde an irgendeiner Stelle auf uns anspielen.
Heute geht es los zum Lehrgang.
15. August 2016 10:01
Christine Kappe
Jeder Tag wirft uns wie ein Meer an den Strand der Nacht, geht alles so schnell
& dennoch kämpfen wir uns ab
blicke ich des Abends zurück, habe ich nur existiert, bzw. das Existieren war
das Wesentliche, zwischen all dem Gerede, Gerenne und Geröll
springe ich in kaltes Wasser, liege ich in der Sonne
rieche den Regen, überlege, ob ich jemanden anrufe oder lieber nicht
lieber nicht
15. August 2016 08:30