Hans Thill

sechzehn – seize – sixteen – sedici

Sechzehn

Die erste Zeche, als die Kohle noch eng
wie Sestinen unter unseren Hütten lag.
Sachlichkeit. Fossile Zähne, ein Lächeln
verteidigt die Freiheit im Unterholz
mit einer Sichel! Tigerzahnsäbel.
Soviele Knöpfe an einem Hemd.
Soviele Zäune in Sachsen, genug
um ein Sixpack aus Säcken zu füttern,
zu kühlen mit einem Bauch.

Seize

quelqu´un qui serre vraiment une seiche,
poisson de charbon. Coiffure de la
mer, les Antilles ont faim. L´anti-diamant,
mou, une soupe. Mangez, Sire,
une sucette de sirop dentifrice. Saint
et soufi, tousser comme une sale
haine, c´est la fin de la succulence
tout court.

Sixteen

you´re thin as a six made of bread and
Cobain everywhere. Hairy guitars,
coalminers drink too much dust but
they eat diamonds. Your password is
the neckverse. Show your jewels,
smile to the curly fly, she is waiting
till ten. Her name is Suzy and she will
be your sister for a season.

Antonio Rossi
Sedici

La prima miniera, quando ancora compatto
il carbone come sestine sotto i nostri capanni
giaceva. Oggettività. Denti fossili: un sorriso
nel sottobosco difende la libertà
con una falce! Sciabola di dente di tigre.
Tanti bottoni su una camicia.
Tanti steccati in Sassonia, bastanti
per rivestire un addominale a sei sacche
e con una pancia rinfrescarlo.

4. Januar 2016 19:18










Hans Thill

vorsichtig an der Sava

treppenkerl

23. Dezember 2015 12:30










Hans Thill

gefährlich am Rhein

pente glissante

16. Dezember 2015 16:04










Hans Thill

Useful Knowledge

Das Elixir
wirkt wie lose Buchstaben in einem Gebirgsbach, eine Verabredung in die Rinde geschnitzt. Man trinkt es in kleinen Schlucken als einen Zusammenhang von Schlange und Schnaps. Man trinkt es im Exil. Auch hier muß man geduldig sein. Hans Test ist Tristan. Wer das Glas zu früh öffnet, wird noch schnell von der Schlange gebissen. So ist das in China, wo sich Eliten an einem Gebräu berauschen. Test nimmt Nudeln anstatt der Schlangen, den Liebestrank hat er zuvor verschluckt.

23. September 2015 11:48










Hans Thill

Der Marsietis sagt

Ich, ich und ich. Keine Angst, gleich
knackt es ein wenig im Skelett
ich bin jetzt krank. Die Erde spuckt Brocken
und graue Erbsen, der Wind
 
hat einen Rock und heißt Ubu. Ich baue
mir ein Haus aus nassen Maulbeeren,
die hier die Straßen färben. Schwarzer
Letten, Spätburgunder, früh krümmt
 
sich was ein Polarorakel werden will.
Ein Trecker mit Bambi-Motor, gefahren
von der Oma, die ihr Fell nach außen
trägt. Im Winter, heißt es, liegt ein
 
sanftes Papierorakel auf Strauch und
Weg. Im Winter heizt man mit
Vokalen. Ich schreibe Wortskelette in den
Schnee, ich schreibe gelben Nebel
 
neben Edenkoben, den die Nibelungen
schlucken, als wären sie Deleuze.
Der löst die Rätsel einer Nachbarwelt
im Machtbereich der Gothic Girls
 
mit der Formel (typisch romanisch)
Poems for all – Pommes für alle!
Háblame, sagt der Marsietis: fülle endlich
jemand mein Glas mit gelbem oder
 
rotem Regen.
 
Begrüßungsgedicht für
Amanda Aizpuriete, Uldis Berziņš, Inga Gaile, Semjon Hanin, Liana Langa, Karlis Verdiņš, Carolin Callies, Claudia Gabler, Matthias Göritz, Norbert Hummelt, Jan  Kuhlbrodt, Anja Utler

27. Juni 2015 10:19










Hans Thill

… von den Wäldern …

von den Samstagswäldern bei
Worms
haben wir noch die Rinde über den Würmern und
eine Pilzsubstanz, welche die Wörter leuchten
macht in der Matrix eines Baums, der
Schatten

sucht und dabei stirbt. Von den hellen Wäldern
haben wir noch die Pyramiden von Paris, die Nüsse, schwarz
in den Schalen und die Bienen, denen wir
seit Vorzeiten die Nahrung stehlen. Von den
roten

Porphyrwäldern haben wir noch die Schlangen,
reglos auf dem winterharten Asphalt. Von den dornigen Wäldern
haben wir noch Reste eines grünen Sirups
mit trügerischem Geschmack, als könnten
uns Haare

10. September 2014 09:54










Hans Thill

Claudia Gabler

Wie zahlreiche Fische ist Claudia Gabler ein Kind des Festlandes: tief im Südwesten geboren, lebt sie in steinigen Zonen, wo die Tannen ganz nah beisammen stehen. Manchmal wirft sie einen Blick auf die Segel des Bodensees, kürzlich hauste sie für eine Zeit zwischen den Reben in Edenkoben. In Lörrach rollt man mitten im Jahr feurige Räder den Buckel hinunter. Aber nicht einmal das Baden-Baden der Vogeluhren kann sie verschrecken. Claudia Gablers Gedichte sind von seltsamer Schönheit, wie aufgestiegen aus einer fernen Erinnnerung, die mit einem Mal sehr heutige, akute Formen annimmt. Idyllen, die mitunter sehr unsanft mitten unter uns landen. Das gefällt Sylvia Geist, das gefällt auch mir. Mit dem Salz dieser Gedichte wollen wir unseren Teich würzen. Willkommen, Claudia, im goldenen Fisch!

27. August 2014 15:35










Hans Thill

… von den Wäldern …

auf dem Pitz Palü und über den Serifen,
wir versunken bis zu den Knien, bis zum Geschlecht. Von den
lauten Wäldern
am Hockenheimer Kreuz
haben wir noch den Mund, der das
Fell

kaut, wenn es ein Pergament werden soll,
ein Folienblatt für Oskar auf dem Weg zu Klaus, zu
Claudia, mit dem Geruch des Buchensäuerlings,
der lange im Gras lag,

bei Hagen, der Siegfried tätowierte.
Von den leisen Wäldern bei Worms
haben wir noch die Würmer als schüchterne Runen,

ein Rasseln im geohrfeigten Mund. Aus den
wütenden Wäldern des Donnersberg
(mont tonnerre),

16. August 2014 14:09










Hans Thill

… von den Wäldern …

haben wir noch das asymmetrische Blinzeln,
wenn die Schrift bereits träge auf einem Bildschirm steht.
Es ist das wässrige Licht nachts auf den
Straßen, das aus den Fenstern
fällt

still wie das Wild um diese Zeit. Von den gespielten
Wäldern aus Fly-Over-Country haben wir noch
die gesprächigen Taxifahrer, ängstlich
in ihrem Leder. Von den
blanken

Wäldern haben wir noch das Hochwerfen
der Arme, wenn wir auf einem bezeichneten Fleck Grün stehen,
der Hubschrauber auf sich warten läßt.
Oder wenn der Ball in den
Korb

fällt, droben auf dem Königstuhl, unten in
Finisterre. Von den dichten Wäldern des Nordens
haben wir noch den Strichcode, der dir
ein Lächeln abnötigt. Jetzt liegt
Schnee

29. Juli 2014 09:48










Hans Thill

… von den Wäldern …

(aus Bordeaux) um die eigene Schrift zu lesen, schön krumm,
wie am Hauberg gewachsen, ein Gestrüpp überm weichen
klebrigen Boden. Das ist so schwarz aus der Ferne,
daß man die Gliedertiere nicht
erkennt

vor ihrem Hintergrund oder versteht
was sie sagen könnten. Von den flachen Wäldern der Hardt
haben wir noch die aufsteigende Lust am Zweifel,
der uns Mittags einnimmt im gesiebten
Licht

der Gardinen, ein schwäbisches Verstummen
mitten im Kapitel, Erinnerung an ein Buch des
Dürfens. Von den Wäldern bei Veterano haben wir noch
gehobelte Zeilen, eine Masche, fallengelassen wie ein Viererwort
und ein Ach. Von den wilden
Wäldern

8. Juli 2014 22:32