Claudia Gabler

By Storytelling
will ich mit Knut nichts mehr zum tun ham!
Weisch, weischt:

„Bei gestauter Geilheit“
sollen sich, so K., Spielzeug-Landschaften aufbauen
oder Gebäude nach Vorlage des B. (also B wie Kunst) (?)

Ach ist doch wurscht: Nur in diesem Ton jedenfalls geht die Gunst!
Das Bild muss sich zum Hirn neigen,
gähnende Schluchten, Schwellungen, Lichtreflexe.

Natürlich, natürlich, natürlich und später:
Orgasmuas. Muass sein, weischt: Ohne Eruption
kann dir auch keine Locke aus der Mutter fahrn.

Freundschaft also mit Knut?
Nee,
lass uns lieber noch n bißchen weiter fighten!

20. August 2015 13:50










Hendrik Rost

Selected Tweets

Heute habe ich bestimmt, dass das alles
nichts mit mir zu tun hat.
Ich habe kein Gedicht von Peter Handke erlebt.
Verstopfung ist ein Volksleiden
und es sind mehr Drogen im Umlauf,
als gesund ist: Heilsam ist das sicher nicht,
keine Entscheidungen treffen zu können.
Jugend mit Freiheit zu verwechseln.
Und kleine geheime Gedanken
für mehr zu halten als kleine geheime Gedanken:
sich zu hassen, weil man gern hörig wär.
Die Frisörin hat mir zwei lange Haare
in den Augenbrauen geschnitten.
Ich fühle mich jetzt vollkommen nackt
und decke mich zu mit den kuscheligen Fakten
Liebe, Schönheit, Tod.

20. August 2015 07:53










Tobias Schoofs

VINCENT

vincent malte sagen sie die dinge
wie er die dinge die er malte sah

er sah das sagen sie die dinge dick
mit farbe rhythmisch in spiralen ein
geschmiert als sternenwind vielleicht

als unbekannte macht vermuten sie
sie sehen dinge sagen sie mit farbe
rhythmisch in spiralen eingeschmiert

die vincent malte sagen sie als er
sie sah wie er sie malte sagen sie

18. August 2015 19:51










Mirko Bonné

Die Sommer in Rouen

Schiffe vor Anker auf der Seine
bei Rouen. Und im Gras am Flussufer
Monet, der die Frachtsegler malt,
dazu drei weitere Bilder,
links Flieder im Sonnenlicht, rechts
Flieder bei trübem Wetter, und wendet er sich
nur zwei Schritte in Richtung Giverny,
dann warten da auf der Böschung
vielleicht zwei Sommer lang
in hellstem Gegenlicht
seine Frau, Camille,
Camille mit grünem Schirm,
ja, und der Junge, Jean, das Gesicht,
den Kopf inmitten vorbeiflutender Wolken.

*

13. August 2015 11:50










Sylvia Geist

Die unsterbliche Taube

Die heute auf der Ulica Poselska hat ihren Kopf
ans Pflaster gelehnt wie an die Brust eines Kindes.
Ihr halbgeschlossenes Auge kennt mich, die Linie
ihres Flügels, ein flüssiger Schriftzug, sagt: Es gibt
keinen Frieden, und nichts geht mit dir zu Ende.

Stimmt, Pusteblume mit der Potenz einer Streubombe
jeder, so rutschen wir durch die Ritze Leben
der Welt aus dem Rachen, ihr unsterblich
übles Gerücht. (Apropos, ob Jack the Dripper Pollock
während seiner blauesten Periode in Peggys Kamin

pinkelte, ist fraglich, als unbestreitbar gilt jedoch,
dass die CIA seine freie Art zu schätzen wusste.)
Wir sind überraschend wie im Rankenspiel
einer Gardine die Blätter und bedeutend
wie die Amplitude eines gesunden Diktatorherzens

oder dieses Kleine, das blindlings auf die Taube tritt.
Freilich, solche wie sie bekleckern Hüte, Fahnen
und Markisen, es gibt sie als Button, Aufkleber,
Souvenir. Nichts zu wollen ist auch keine Lösung,
sagen manche, andere nennen es Erfolgsgeschichte.

6. August 2015 16:31










Tobias Schoofs

ASCHE ZU ASCHE

vom kiefer geht ein gefühl aus
dass der raum sich krümmt wie
eine urne

die asche wird dem dünger bei
gesetzt oder auf see verklappt
gegen zahlung ist es erlaubt

sie mitzunehmen nach hause
kraut und rüben auf dem kamin
sims ein spaß die fremdknochen

zu tauschen und eingraviert
steht da ohne details ich liebte
und wollte nichts als die liebe

vom kiefer geht ein gefühl aus
dass die zeit sich zieht wie
kaugummi

6. August 2015 00:15










Thorsten Krämer

Memphis, at the Travel Agent’s

Die Reise beginnt mit den Fingerspitzen: Sie
ertasten den Weg um den Globus. Inverses Relief
der Erfahrung, die Kugelform der Prädestination.

3. August 2015 16:55










Mirko Bonné

Die Stare im Mohn

Der Busch, voll schwarzer Blüten,
  mitten im Mohn, als du morgens
vors Haus gehst, in die Grasdünen,
  der sonderbar schwarze Strauch
sprüht davon, steigt auf, der Rest
  der Nacht rauscht ab in die Bläue,
    den vorüberfliegenden neuen Tag.

*

29. Juli 2015 20:47










Christian Lorenz Müller

Mohn

Es ist so leicht. Es ist ein zweigeteilter Vers, nicht mehr.
Der Imam spricht ihn vor, du sprichst ihn nach.
Dann gratulieren dir die Brüder,
Ahmed umarmt und küsst dich, und er lacht:
Nun heißt du Hassan, Hassan Al-Almani,
und du verstehst: Die Suren, sie sind Blumen,
sie sind wie leuchtend roter Mohn
der nicht verwelkt. Sei ihnen Vase,
lass das Wort aus deinem Munde blühn.
Der Duft des Glaubens
kommt aus Allahs Garten.

Denk nicht zurück. Denk an die Huris,
an das Blütenblatt in ihrem Schoß,
an deinen Platz am kühlen Bach.
Fruchtbar grünt das Land
wenn ein Regen aus Patronen fällt.

Sag dir die Sure vor, sei ihr Vase –
es ist ein Vers, nicht mehr. Es ist so leicht.

27. Juli 2015 18:03










Björn Kiehne

Aber ich weiß

Ich gehe zurück in meine Geschichte
an den Ort mit den Löchern in der Zeit –
der einzige Fluchtweg ist der nach innen,
du weisst das, deshalb such ich dich dort.

Die Landschaften, die auf mich warten
sind aus glühendem Eis, Schnee
dampft auf Bergrücken,
die schwer am Himmel tragen.

Ich spreche jetzt nicht über das
Getrennt sein, allein, mir nicht genug –

lieber über flimmernde Blumenwiesen,
die das Schmelzwasser in Silberfäden
ins Tal senden, lieber über die
Pappelstraßen der Ebene,
die heckenbewachten Bäche,
das Dorf an der Mündung des Flusses,
in dem ich dich einmal sah, lieber
über die Dünen, die kleinen Büsche
wilder Rosen, das Nebelhorn,
das durch die Sandtäler dröhnt.

Bald öffnet sich der Blick,
bald leuchtet das Meer,
bald such ich den Horizont ab nach dir,
Welle für Welle, Jahr für Jahr –
ich kann dich nicht sehen,
aber ich weiß, du bist da.

22. Juli 2015 12:46