Thorsten Krämer
Auch das: ein Sonntag auf dem Land, aufbrausendes
Motorengeschnatter. Im Vordergrund die Leitstelle Unfug, teuer
erkauftes Gestell. Eine diffuse Fruchtähnlichkeit liegt über
allem, missglücktes Telos einer kindgerechten Anmutung. Auf Anhieb
davon unbeeindruckt: die konzentrierte Arbeit am Albernen.
1. Juni 2014 19:29
Markus Stegmann
Tiere von Telefonen zu Wanzen verlangsamen sie ändern im silbrigen Verteiler hängen zwischen Schaben und Zwängen zu Reihen Rothirsch mit Lehm Bagatellen inthronisierte flache Lamellen bugsiert Tran Tabletten meterlang beteuerte Treue abendlich verhält sich zerbricht auf Sicht deiner Augen im veralgten Teer Tang vertigerte Tage was fehlt uns die allerleichtesten Opfer sind zu Tal taumelnde Zungen auf schwerelos
namentlich erwähnter
Pappe
wuchs ohne
pastose Verlängerung
fuhr verblichen
was das für Leute sind
was ist das
was
29. Mai 2014 21:19
Hans Thill
man hat dich aus dem dichten
afrikanischen Wald gelockt. Birke und Doppeleiche,
gehegt oder von Tieren zerbissen.
Die Schrift liegt längst hinter dir,
ein Griffel
in einem Leib aus Kreide oder die
Spur der Erschöpfung. Frösche der Erschöpfung.
Von den Wäldern haben wir noch das Moos, das weiche Bett
der Schrift auf einem Augenhintergrund,
grün wie ein Pullover, ein Lorbeer mit
Angsttrieben
29. Mai 2014 10:37
Christine Kappe
04.17 – Maik, in dicker, roter Steppjacke, mit Kapuze und Badekappe darunter. Hört mich erst gar nicht, als ich grüßend an ihm vorbeiradele. Dreht sich dann um wie ein Uhu und grüßt zurück, wobei ich am farblosen „Guten Morgen“ höre, dass er mich im Dämmerlicht gar nicht erkannt hat. – Neuerdings bleiben mir immer diese Sätze im Ohr, die nicht so gemeint sind. (Maik würde nie jemanden grüßen, den er nicht kennt!) Beim Weiterfahren denke ich noch über ihn nach. Er will sich vor den Witterungseinflüssen schützen. Und er will nicht gesehen werden. Aber warum hat er dann eine rote Jacke gewählt?
24. Mai 2014 07:34
Andreas H. Drescher
Am 10. Mai, einem regenreichen Samstag, waren acht Dichterinnen und Dichter des Goldenen Fisches im Frankfurter Literaturhaus zu Gast. Die Vielgestaltigkeit ihrer Texte spiegelte sich auch in der Ausgestaltung der einzelnen Lese-Blöcke. Zunächst lasen Martin Piekar (aus „Bastard Echo“), Christine Langer (u.a. aus „Findelgesichter“) und Nikolai Vogel (aus „Große ungeordnete Aufzählung“ / Detail) in dieser Abfolge. In der nächsten Sequenz ließen Sylvia Geist (u.a. „Gordisches Paradies„), Hendrik Rost (u.a. „Licht für andere Augen„) und Christine Kappe (u.a. „Variationen über die Stille“ /Hörstück ), einer auf den Text des anderen reagierend, den Fokus von Autor zu Autor springen. Im dritten Block schließlich hielten Thorsten Krämer („Tender Gimmicks„) und Andreas H. Drescher („Das Cyan-Buch„) den Stuhl zwischen sich für den erkrankten Markus Stegmann („Die Anfangszeiten der Nacht„) frei und machten den Versuch, den abwesenden Autor zwischen sich „aufzurufen“, indem Thorsten im Dialog „Gerhard“ und im Trialog „Nord-Süd“ – beide hier im Fisch nachzulesen – die Passagen übernahm, die sonst Markus gelesen hätte. Ein hochdichter Abend intensiver Begegnung. Fotografien wurden von Christine Kappe und Carolin Callies aufgenommen, die die Lesung mit Andreas Louis Seyerlein gemeinsam organisierte. Wir freuen und bedanken uns bei Carolin und Andreas, sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Literaturhauses Frankfurt am Main.

21. Mai 2014 18:38
Christine Langer
Jazz in den Wolken
Die wuchernden Gebilde
Deiner Stimme
Der Wind fällt in Locken
Klingt in Glocken-
Blumen holt das Blau
Auf die Erde der Rhythmus
Der Gräser wippt zwischen Wolken-
Wiesen krautigem Grün ich suche
Nicht mehr nach dem Glück
21. Mai 2014 16:49
Hans Thill
Von den Wäldern haben wir noch
die Buchstaben. Der ruhige Schritt einer Eiche,
Reisig, das sich öffnet und schließt wie ein Herz,
eine Glastür am Flughafen
Du kaufst eine Zeitung, die Flügel eines klein
gemusterten Schmetterlings.
Draußen vor der Stadt hört man das Stottern der Wälder
Lärm des Alphabets, so auch in den
Zonen das Reden der Frauen, die ihre Duden
zeigen, als wollten sie alles in einem
dunklen Teich waschen. Das Wetter ist
klebrig und klar
21. Mai 2014 16:34
Nikolai Vogel
Alltag, Bilder, ein über eine Brücke fahrender Zug, der Fluss steht, das Ufer bewegt sich, Erddrehung, Schlafphasen, Wachphasen, Ebbe und Flut,
(mit Dank an Andreas H. Drescher fürs Weißbier ein Stück weiter unten)
20. Mai 2014 20:37
Carolin Callies
nicht viel & wir schnitten die türen in äpfel;
nicht viel & wir sägten das fenster ins laub.
ich trug viel davon & zu tragen vermochten wir steinobst
& kehlbrandt & durstige mäuse aus unserem stall.
der bärbeißgestank überfüllte uns morgens
& mittags, da tranken wir laub vom Karton.

20. Mai 2014 15:11