Markus Stegmann

Der Süden II: weiter östlich, südnördlich vielmehr

Vollkommen allein, vollkommen, Planken, Partitur, die weder Floss noch die gelenkigsten unter den Toten waren, im Anschlag vielleicht, ohne südlicher, sagst du, weiss nicht, südnördlich womöglich, eher sie, als wir, lokale Parteiflagge flammt gerade der erschrockenen Gesichter länglicheres Leben, wieviele seid ihr? Sammeln sich im Windschatten, so monoton, fürchte ich, steht das irgendwo halbschriftlich, bleib, beunruhige, im Liter der Kanne. Wessen? fragst du, wessen gute Schlucht bewegt mein Kapitel vor dem Mond, Mund, merklich wanderten wir östlicher, nein, eher südnördlicher ging das, wessen Richtung, fragst du, die zwischengelagerten Toten, die wieder beginnen zu zweit, zu dritt zu singen: sonderliche Attrappen. Papa, da sind Männer mit. Mit was, mein Sohn, sag rasch, sehe nichts. Die haben… , was, sag schnell. Höre was wie Werfer, Munitionen. Kann nichts hören weder Herde noch Hand, sag, was sagst du mir? Schmetterte Pfeiler, Pilaster, Papiere: an der Südgrenze tausend Soldat, tausend Raket, tausend, mein Kind, was siehts du, was?

24. April 2014 21:09










Andreas H. Drescher

DER SÜDEN I

Nun steht der Süden selber auf aus seinen Garben, um uns die Bierbänke unter den Ärschen fortzuziehen. So werden wir zu Helden unserer Fluchten. In Booten aus Garben, Kähnen aus Garben, Dampfern aus Garben, die sich selbst ausbrennen. So kommen wir doch noch unter die Wolken. Als Dampferschornsteinfunkenfunkeln. Steuerbefreit und endlich losgekommen. Das ist er, der gerechte Dank für all die Wohltaten, die wir ihm schon früh erwiesen. Schließlich haben wir aus seinen Garben den Hopfen unserer Altstadtfeste gedroschen. Da sind sie, unsere Deutlichkeit und unsere guten Taten: Bierstände mit und ohne Pfand. War denn der Vordersteven unserer letzten Fahrt schon durch den bauchigen Schein unserer Halbliterhumpen zu sehen? Lag unser Fahrzeug da schon fest vertäut hinter dem Hafenhaferschaum? Vielleicht. Vielleicht war der Bauch des falschen Dampfers unser Bauch. Allein ist unser Bierstandkreis also, vollkommen allein.

24. April 2014 00:37










Mirko Bonné

Schwarze Fische

Die Welt löst sich ab, und die Leute
verschwinden. Was sie umgab, findet statt
genauso ohne sie. Dafür such du dir ein Bild.
Meer schwarz, Rumpf schwarz, aus dem Hellen
stürzen entsetzt in die Sitzreihen geschnallt
Schatten in die Schatten, Wälder, Wellen.

Und du lebst. Da, das getigerte Tier,
blasser Katzenscherenschnitt zwischen
Vorhang und Fenster, durch das Licht fällt.
Der warme Märznachmittag auf den Tischen,
alle Worte auf und davon auf einem Wind
und du dir selber ferner als Malaysia.

Verbinde die Bilder. Verbind sie innig.
Keine Angst umgibt dich wie ein Stein,
nichts schließt dich ein. Nur du dich aus.
Halt fest. Halt fester, heiter. Solche Schwärze,
die gibt es noch nicht mal bei den Fischen.
Sie staunen, stehen still. Und entwischen.

*

20. April 2014 18:12










Markus Stegmann

Rückfront

Ungünstig gebückt
füllt kauernd er
Sprit mit
daneben hockendem
Kind Kunststoffschlauch
vor der Bühne
Rückfront
aus Altwagen Sonne
überblendet den Rost
die verblichenen Bleche
vertrocknete
Wiese als Halbkugel hält
mir immerhin die Reifenprofile
auf Abstand

Zu Jeff Wall: Siphoning fuel, 2008

16. April 2014 21:34










Markus Stegmann

een herodes herd

Mit überlieferter Axt Stufen
aus Pferd in die Dünen schlug der
Wind rückte niederländische
Schifffahrt mit Ross und gedanklich
geschlagener Barkasse Banane
indonesische Sicht im indisch
irgendwie gedächtnislos
Herodes‘ Herd dachte ich klanglich
Klavier mittels Stimme veränderlicher
Silhouette unterhalb der Dünen
im Halbdunkelgrau eines müden Mittags
am verstimmt verstimmten
Klavier lehnte sie so sagte
sie mir wäre wenn nicht
immer schon so
als sei es
von vornherein
so gewesen

Good bye Hoek van Holland

8. April 2014 21:52










Andreas H. Drescher

EIN ENORMES PFERD

Ein enormes Pferd
Mit abgeriebenen Augen

Ins Salz seines eigenen
Schattens gestellt

Zwischen all s
eine Richtungen

Der verhärmte Greis darauf
Ist kaum zu sehen

„Was geht über ein grünes Auge?“,
sagt er:„Und ein blindes!“

Das stößt ihn auf Trab
Das stößt ihm auf vor diesem Nichts aus Heu

So ritt er aus
vor Tagen schon

V
O
R
T
A
G
E
T
R
A
G
E
N

2. April 2014 23:03










Andreas Louis Seyerlein

~

1.58 — Ich stelle mir eine hand­li­che Box vor, nicht grö­ßer als eine Streich­holz­schach­tel. Wenn ich diese Box öff­nete, würde 1 Stunde der Stadt New York in ihr fest­ge­hal­ten sein, jeder Mensch und jeder sei­ner Atem­züge, Gedan­ken, Gesprä­che und Wün­sche. Auch alle gro­ßen und klei­nen Häu­ser, Stra­ßen, Züge wären ver­sam­melt, das Licht und seine Schat­ten, Vögel und Wol­ken, das Was­ser der Flüsse, das Meer, das Lachen der Kin­der, und jede der Beckett­ge­stal­ten, die mir begeg­nen, wohin ich auch geh. Könnte zufrie­den bald in einem Park sit­zen und war­ten, 1 Stun­den­zeit in der Hosen­ta­sche. Auf dem Tisch eine Traube, mein Blick ruht sich aus. Dann wie­der gehen, Stunde um Stunde gehen und schla­fen, schauen und zugleich nicht schauen, kurze Bli­cke, Sekun­den­bil­der, Augen geschlos­sen, Bli­cke durchs trans­pa­rente Lid abends auf der gro­ßen alten Brü­cke mit der blät­tern­den ros­ti­gen Haut, das Vibrie­ren der Schritte, der Stim­men auf höl­zer­nen Ste­gen von Insel zu Insel. — stop

> particles

1. April 2014 17:02










Markus Stegmann

falsch verstanden

frühling also dann
erinnre dich daran
verfing ich mich
im verwirrte sich wo
die hundefähre verformte
jahre zog färbte bunt sie
deinen mund im rampenlicht
finsterlich schwand ein
wenig licht pastose lordose
längsseits lippen partitur
der klippen morgendliche
scheu verschliffen treu
wohl falsch verstanden
zu den ranken legte
den verband und
verschwand

für m.w.

25. März 2014 23:14










Carolin Callies

Rohstoffe III

dieses kneifen, kerneseifen, dieses blecken,
dieses in-die-pferde-stecken.
rechts beleuchtet, noch befeuchtet,
lass die kosmonauten stehn.

25. März 2014 21:37










Christine Langer

Orangen

Das Messer teilt eine Orange
Fruchtspritzer hängen in der Luft
Deine Orangenhaut die Poren
Sind Augen die das Fleisch von der Schale
Lösen

22. März 2014 17:02