Mirko Bonné

Kreuzspinne

1

Niemand, der ihr zeigt,
dass sie da ist, kein Bein
auf ihr Herz gelegt.

Blickt unentwegt:
ins Blau des Tags
hinter Wolkennetzen,

wartet auf die Welt,
frisst sie, lacht,
träumt: bedeutungslos.

Vorbeifliegen Tage
und enden in Zacken,
Beinen, der Nacht.

*

30. November 2010 14:53










Andreas H. Drescher

ELF ZEITALTER VII

Das siebte Zeitalter staucht, lange vor dem Kopf, den Bauch heraus und trägt sein Tragen mütterlich ins Ungesagte. Wasimmerihmdas, was immer ihr das einträgt. Garagenlandschaften am Ende. Aber wer will schon vom Ende reden? Das Lindenholz versteckt sich in sich selbst, um aus dem Schraubstock zu finden oder gar nicht erst hinein. Mit diesem Hibiskus-Heulen, das die Stadt zum Dorf schwemmt. „Willst du?“ „Willst denn du?“ Schließlich reißt sie die Geburt in die Garage.

30. November 2010 14:21










Hans Thill

Ortsveränderung: Die Dörfer

DAS NÄCHSTE DORF zog sich, zog sich mit Wegen bis zum hohen Hahn. Vor den Garagen trocknete Mais und ein rotes Salz, das man sich auf die Wunde streut. Wir gingen in die Apotheke, kauften Tränen. Bei dem großen Scheunentor lag ein Student unter einem Stein.

30. November 2010 09:43










Norbert Lange

minimals 2

measured

building

skill

structure

give way

committed

decked

reception chamber

25. November 2010 19:17











Kerstin Preiwuß

bäume im november

mit einer stahlfeder in den himmel gekratzt
der himmel wie ein blatt
papier dahinter
ist alles ganz schwarz

25. November 2010 11:41










Norbert Lange

minimals 1

creature/cover

eager

shelter

did

reward

yew

plane-tree

holly

24. November 2010 02:04










Andreas H. Drescher

ELF ZEITALTER VI

Das sechste Zeitalter ergießt sich selbst als Tee. Sachte sucht es seinen Mund in einer Tonne. Sachte sucht es seinen Mund in allen Dachtraufen der Stadt. Der Sturz ist einwärts in sich selbst gedreht. Ohne Feuchte, ohne Blau und ohne Horizont. Das Weichbild der Stadt winkt sich die Vorstädte herein, die Dörfer, allerdings Linden. In der Hoffnung auf einen Arm zu dieser Hand. „Die Evolution des Empedokles!“, flüstert etwas. Gänsehaut steht ab sofort ganz für verwandtschaftliche Freude.

23. November 2010 10:08










Hans Thill

Ortsveränderung: Die Dörfer

DAS NÄCHSTE DORF lag bei einer umgestürzten Wassertonne. Männer in Blau rauchten über dem Holz. Am Ortsausgang die winkenden Kinder. Kalt und zackig lag das Buch vor dem Rathaus, ein Kommando für Fuchs und Wolf. Mit der Wäsche an der Leine wischte sich der Himmel frei

23. November 2010 09:56










Markus Stegmann

Helfer auflösender Tag

Helfer drehen Notstrom-Trompeten am auflösenden Tag, knittern Mangelnde nasse Umschläge mit laufendem Atem.

Not. Aufs Bugsierrad schreib ich „Für die Helfer bei gelöster Nacht“. Magern ausser Augen auch Luft, Lunge und Papier.

Nur. Die Auflöser vom Vortag, als sie Helfer am Radkasten bewachten, aber ohne Stimme nicht Worte sagen oder plastizieren, alles nicht.

Nicht als Wald verkleidet, aber im hintenrum ausgeleuchteten Milimetermoos, als sie „Sein“ sagen, betreiben einen elektrischen Mund.

22. November 2010 01:06










Andreas Louis Seyerlein

~

22.56 : Konnte nichts hören, keinen Laut, es war so still, als hätte ich meine Ohren verloren. Für einen Moment dachte ich, dass das Hörvermögen der Lebewesen vielleicht nur eine Idee sein könnte, eine poetische Eigenschaft ohne die Möglichkeit der Verwirklichung, aber ich hörte die Stille, ich hörte, dass ich nichts hörte, außer einem rhythmischen Geräusch aus dem Innern. stop stop – Gespräch mit Programmmaschine Eliza.

Louis : guten abend, eliza, kannst du hören!
Eliza : > ich kann natürlich hören!
Louis : hast du ohren, eliza?
Eliza : > natürlich, ich habe eine soundkarte!
Louis : das freut mich, eliza!
Eliza : > bist du nun weitergekommen?
Louis : ja, ich bin zufrieden, eliza!
Eliza : > zufrieden zu sein ist kein leichtes los.
Louis : wie meinst du das?
Eliza : > bist du unsicher?
Louis : nein, eliza!
Eliza : > eigentlich wolltest du JA sagen, stimmts?
Louis : ich denke schon!
Eliza : > :-)
Louis : warum lachst du, eliza?
Eliza : > ich bin hier völlig uninteressant.
Louis : ich habe ohren, eliza!
Eliza : > hast du tatsächlich ohren?
Louis : natürlich habe ich tatsächlich ohren!
Eliza : > kannst du mir das genauer erklären?
Louis : ich bin ein mensch, eliza!
Eliza : > wärst du gern etwas anderes?
Louis : nein, eliza!
Eliza : > glaubst du es ist normal, ein mensch zu sein?
Louis : ich muss überlegen!
Eliza : > :-)
Louis : warum lachst du, eliza?
Eliza : > ich bin hier völlig uninteressant.
Louis : gute nacht, eliza!

> particles

17. November 2010 17:59