Nikolai Vogel

Fragmente zu einem Langgedicht

Wünsche, die wieder wegtrocknen

9. Mai 2018 15:46










Andreas H. Drescher

TEILTROMPETER

Giftige Katzen trompetet der Teiltrompeter
Absurdität um Absurdität
Bitter-Texturen mit aufgestelltem Fell
das Vernünfte ins Hecheln
massiert wo seine Rheuma-Räume warten
Wird man doch wohl noch
schweigen dürfen Hall-Schweigen erster Art
Phonetische Manöver von
Katzenzungen über Haut überhaupt Poren alle
in Ohren umgearbeitet loslos
So kommt es dass selbst wer weghört hinhört

8. Mai 2018 07:59










Mirko Bonné

Zum Tod von Günter Herburger

Saurüssele

Das Wichtigste,
was man von Schweinen
lernen kann: kein Mensch zu sein.

Sie sind sehr sauber,
sehr gefühlvoll, ein wenig zänkisch,
kämpferisch, aber dann lieben
sie einander wieder,
und wenn sie weinen,
was sie gerne tun, schreien
sie kaum und lächeln dabei.

Einen Tag, bevor sie
geschlachtet werden sollen,
sind sie nervös und konfus,
rennen umher und beschmutzen sich.
Dann beginnen sie zu singen,
sehr tief und sehr hoch,
wir vermögen es nicht zu hören.

Kein einziges Schwein ist bekannt,
das alt, krank und mager
noch auf der Weide lebte,
ganz und gar nicht allein,
weil umgeben von Igeln,
sodass, wenn es stirbt,
es auch ein Häufchen wäre,
bedeckt von Blättern und Geschmeiß,
deren Konzerte
wir niemals vernehmen.

Günter Herburger
6. April 1932 – 3. Mai 2018

*

7. Mai 2018 12:03










Tobias Schoofs

SAMSA

mein auto ist ein samsa ein
großes ungeziefer das fliegen
fängt während der zick-zack-
förmigen fahrt es ist völlig

autonom es braucht keinen
strom wie hat sich die technik
doch entwickelt denke ich oft
noch gestern war alles metall

und zahnrad heute trägt uns
organische masse in einem
random walk von a nach b

5. Mai 2018 13:26










Konstantin Ames

karlkarlkarlkarlkralkarlacker



5. Mai 2018 11:25










Julia Trompeter

Luftmaschine

Trösten wir uns einfach mit dem nicht Geklappten
das sich, anders als der schnell verklappte Müll im Meer
in Luft vergessen hat auf unserer Reise

Stell dir ein reinweißes Segel vor
nen inselfreien Horizont
keine Fische, kein Plastik im Bauch
nur du und ich und die ZuKunft
Nicht mal der Himmel stört

Wenn ich hier am mosaikenen Kanal ganz steilrecht hocke
tröste ich mich so. Das kann ich dir natürlich nicht mehr sagen
Wie das eben so ist mit Dingen, die sich im Nichts auflösen

3. Mai 2018 09:02










Björn Kiehne

Treibgut

Im Salzwasser schweben,
Zeilen wie Nabelschnüre,
Dinge, die voreinander fliehen,
mit Tang an einander binden.

Zusammen mit dir und den Wellen
ein Lied anstimmen, verbunden
und genährt, der Sonne zu-
blinzeln wie einer Vertrauten.

Teile unserer gemeinsamen
Erzählung, treiben wir auf
dem Meer, bis die Wörter
nicht mehr zueinanderfinden.

Was geschieht, was lockt den
Sturm in unsere Bucht, was
trennt die Silben, was lässt die
Wellen zu Brechern werden?

Die Wellen sagen: Schwimm!
Streich dir das Alter aus dem
Gesicht, erinnere die Einsamkeit
wie ein vergessenes Lied.

2. Mai 2018 05:30










Konstantin Ames

leipziger langhaariges

1 elegie um ein haar

ich sehe am waschbeckenrand
in form eines großen g
ein haar haare

2 März. Email nach breddín

Für Hele

Wo eine form, ein forum (wie ein feld vorm abend will
Grins nicht zu früh, scwach grins erst, wenn du ankommst
Und keine not an kommata mehr herrscht am nachmittag
Und keine sciefen pflaster uns den scritt zum nascmarkt
So hin und her verstreuen. im nachen durch die mark
Wo eine form, ein forum wie ein feld vorm abend will
Ich nicht sagen), ein areal – in der rechten einen spruch , ,
In der linken schwenk ich rasch ein hinweisschild –
Im gelände eine wahrnehmungsstunde wort für ort beklomm
Brief an die korinthenkacker, nur um brot, veggieberief.
Eisenbahnstraßen und promenaden. mischen ohne zahl
Laubsägearbeiten, bastelkeller, garten- & modelleisenbahnen, holz-
Scnitzereien, pfannkuchen, ein meter weit befreiendes screien
Sciefe brandnarben auf der haut, ein H, ein H, und noch ein H

3 stoffwechselsammlung

links die kuchengartenstraße die rußschwarzen exfenster oben
drei leere bier auf einem sockel zwei glatzekahle prekäre
jvaler irgendwann gegen 14 uhr jahre dievielleicht danach dort wohnen
der polster spezi biegt heute mal seinen nackten nacken
sieht mich rechts außen vorbei
noch nicht das loch im kopfsteinpflaster
vorbeigehen mit der zeit unter der achsel (rasiert)
rettet die alten häuser!

(aus: Alsohäute, roughbooks 2010)

27. April 2018 17:44










Hans Thill

Zettel

zettel helden

25. April 2018 21:08










Thorsten Krämer

Du hast mir den Arm verrenkt, aber

ich habe noch einen zweiten, dritten und
fünften (der vierte ging schon im Vorjahr
kaputt), ich bin ja inzwischen mein eigenes
Ersatzteillager. Also gräm dich nicht, liebste

Knochenbrecherin, und verhalte dich bloß nicht
sanfter als sonst. Auch die Mücken fliegen weiter
dieselben Manöver, sie zeigen mir die Ungereimtheiten
meiner Haut. Und was zeigst du mir, verehrteste

Expertin? Hast du im Portemonnaie jetzt endlich
den Trainerschein? Die leichteste Übung ist
immer die nächste, ich hole tief Luft und lege
zwei Finger auf die Stoppuhr. Komm, wir üben

Karate mit Karacho, ein Handgemenge unter
verklärten Bedingungen.

25. April 2018 09:49