Christian Lorenz Müller
(Russische Umfrage vom 26.06.2017)
1.
Josef Wissarionowitsch Stalin
Bankräuber, Diktator, Massenmörder
2.
Wladimir Wladimirowitsch Putin
KGB-Agent, Judokämpfer, Autokrat
Alexander Sergejewitsch Puschkin
Dichter, Elegiker, Duellant
3.
Wladimir Ilitsch Lenin
Politischer Theoretiker, Revolutionär, Despot
27. Juni 2017 09:36
Christian Lorenz Müller
Schäumender Bierkrug
nach dem Regen. Ein Prosit
auf den Preisträger.
23. Juni 2017 16:41
Christian Lorenz Müller
Die Verklärung der Glieder
in der tiefen Gumpe,
Allgegenwart Gottes
als aufgeschreckte Forelle:
So taufst du dich mit Kälte,
nach dreimaligem Tauchen
hastest du hinauf auf die Felsen
wo die Sonne wärmt,
wo du dich zitternd
neu geboren weißt.
22. Juni 2017 11:08
Christian Lorenz Müller
Wie ein Bullauge
vor dem die Wolken fliegen,
die weißere Gischt.
Die Linse eines
Fernrohrs. Und schon ein Wasser-
läufer kratzt sie blind.
Der flüssige Kern
von einer Probebohrung
im Regenhimmel.
Der Rand der Tonne:
Einem Finger aus Wasser
aufgesteckter Ring.
Kleiner Handspiegel
für den Himmel: Gerade
zieht er Wolken nach.
Die Kinder kochen
Hexesuppe. Im Kessel
Wasser, Wolken, Gras.
An Sommertagen:
Plätzchenform, die ein Stück Blau
aus dem Himmel sticht.
Sommers das Fallrohr:
Ausgedörrte Kehle, die
nach dem Becher giert.
Ihr Überschäumen
bei Gewitter, und ringsum
der berauschte Garten.
Nach dem ersten Frost
kippst du die Tonne, du wirfst
den Diskus aus Eis.
Gesäubert steht sie
als leeres Glas. Das Frühjahr
erst schenkt wieder ein.
31. Mai 2017 15:51
Christian Lorenz Müller
Die letzten Hagebuttenlaternen
verlöschen. Die Buchen, bestückt
mit Leuchtdioden, mit Knospen.
Mit aufblendenden Blättern
steht das Buschwerk vor der Terrasse.
Der Kellner deklamiert drei Euro zwanzig
für einen Verlängerten,
eine junge Frau reicht Plastikgeld,
Kabelgerank eines Blauregens,
und streckt ihre koffeinierten Glieder.
Aufstehend: Was für ein herrlicher Tag!
Rasenschimmer weist ihr den Weg
von der Bühne, der gelbe Applaus
eifersüchtiger Narzissen
in dem das Knallen
ihrer Absätze verklingt.
(Zu „kein fenster, ein bild“ von Christine Kappe)
23. Mai 2017 11:12
Christian Lorenz Müller
Kein Fenster, ein Bilderrahmen
in den eine junge Frau sich selber malt,
Sitzende in Betrachtung der Sonne.
Daneben ein Stilleben
mit Lampe und Ikea-Regal
sowie die bekannte Schwarze Katze
neben grün gestreiftem Vorhang.
Bitte beachten Sie: Die Ausstellung
schließt spätestens am Abend,
es schließen sich die Fenster
des Wohnblocks, und das Lächeln
der jungen Frau verschwindet.
7. Mai 2017 11:57
Christian Lorenz Müller
Ein Wort ist keine Blüte.
Es bricht aus keiner Knospe
und hat keinen Duft.
Ein Wort ist nicht einsam,
ist nicht ängstlich,
fürchtet sich nicht
vor der Leere.
Es kennt keinen Gleichmut
und keine Empörung.
Es bedeutet sich nichts
und meint dennoch
immer sich selbst.
16. April 2017 19:06
Christian Lorenz Müller
Kreationisten wollen nicht wahrhaben,
dass sie vom Affen abstammen. Das ist verständlich.
Es gibt immer Menschen, die sich für ihre
Verwandtschaft genieren.
Thailändische Tempelaffen benutzen
Menschenhaar als Zahnseide. In China wiederum
sah ich an einem Imbissstand einen Menschen,
der sich die Zahnzwischenräume mit einer
Hühnerkralle reinigte.
„Mach dich nicht zum Menschen!“, mahnte
der alte Affe im Zoo einen Jungspund, der Bananen
durch das Gitter warf.
12. April 2017 11:39
Christian Lorenz Müller
Ein warmer Wind
bindet die Birke so grün.
Der frisch gekehrte Himmel
und mein besenreines Herz.
Ich setze mich an den Fluss,
an das sonnenblanke Fenster,
werfe meine Handschuhe ins Gras
und ich sage:
Zwei nutzlos gewordene Wischlappen!
Schau, welch aufgeräumter Stimmung
die Leute sind, die auf der Lände liegen.
Du hast Feierabend
und das am frühen Nachmittag.
29. März 2017 13:04
Christian Lorenz Müller
Die Rezensenten schrieben den Erfolg herbei. Als er angekommen war,
erwies er sich als lustloser Geselle, der dem Autor auf die Bühne folgte
und kein Wort herausbrachte.
Hauptsatzprosa: Arm- und beinamputierte Sprache, für die Rezensenten
nicht selten die Prothesen liefern.
Man lobte die Autorin für die „Alltagstauglichkeit ihrer Sprache“.
Was war damit gemeint? Dass sich dieses Buch in der U-Bahn lesen
lässt oder aufgeschlagen werden kann, bevor man den Müll runterbringt?
Alltagstauglich wie ein Waschlappen, ein Stück Seife oder das
Wohnzimmerparkett?
23. März 2017 11:50