Mirko Bonné
Die zwei gefleckten Köter, die im Gras mit ihm lagen,
waren gar keine Hunde, sie waren als Terrier getarnte
Wiesel. Da – wie ertappt sprangen sie auf und fingen
zu spielen an. Sie jagten einander in die Lichtflecken.
Faulkner trank einen Schluck. Er sah den Wieseln zu,
er trank, er reckte sich auf dem gemähten Rasen und
spähte in die Wipfel. Bäume. Eschen wie an dem See,
wo er als Junge am liebsten schwamm. Bäume waren
das gar nicht, eher Häuser, die es satt hatten, Bäume,
Eschen zu sein, immer bloß wachsen, grünen, gilben,
mit dem Sonnenlauf rot und kahl werden zu müssen.
Vögel wohnten darin. Kannten keine Fenster, zahlten
nichts, landeten, flogen auf und im September weiter.
Glückselige Biester. Aus einer unsichtbaren Schüssel
aß er etwas mit unsichtbaren Fingern: unsichtbares
Essen. Er trank. Die Terrierwiesel, die bei Gewittern
das Laub ausstreckenden Häuser. Und ich. Er trank,
er nahm zwei große Schluck. Ich bin nicht Faulkner.
Eher bin ich Faulkner, der vorgibt, Faulkner zu sein.
Er trank. Der Faulkner spielende Faulkner hob einen.
Lag im Gras herum. Mit Wieselfreunden. Den Silber-
schnauzbart dir rotlackieren und dann rumspringen
wäre gut. Oder reinkriechen in die goldene Flasche,
rufen: Oh Kentucky! Mal wieder schwimmen gehen.
*
21. August 2013 09:07
Gerald Koll
heute: freies training.

es ist gute sitte, das sonnabendliche freie training für die erprobung neuer techniken (hier: mit schwert) zu nutzen. hilfsmittel zur sensibilisierung der gewichtsverlagerung sind zulässig, ja: empfohlen.
18. August 2013 09:14
Gerald Koll
heute: ny-kyo.

beachte: zu oft vernachlässigt der/die nage beim abschluss der technik die kontrolle infolge unpräziser handhaltung und ermöglicht so dem uke (hier unnötig feixend) die entwindung.
17. August 2013 10:10
Gerald Koll
heute: einladung zum ik-kyo (wahlweise nik-yo, san-kyo, yon-kyo) aus gyaku-hanmi.

beachte: ein guter uke leistet auch in beengtem und anspruchsvollem terrain (stufen!) der einladung folge und sorgt – zumal in ungewaschenem gi bei dynamischer trainingseinheit – nicht nur für frischluftzufuhr, sondern führt ein dezentes weihrauchfässchen mit sich.
15. August 2013 23:24
Christine Kappe
Max Eydth. Mit manchem Brief falle ich selbst ins Haus. Ich sehe durch die Scheibe in der Tür, wie er sanft auf den Teppich segelt und möchte hinterher, über den Teppich auf die Terakotta-Fliesen und die weiße, hübsche Tür öffnen, mit der Gardine davor… hier stehe ich in einem Flur mit dunklem Parkett, in der Garderobe hängen Mäntel, solide Regenjacken, Hundeleinen; in den Flur fällt das Licht von mindestens drei nicht ganz kleinen Räumen, und dieses Licht flackert, durch die Laubschatten von mindestens drei nicht ganz kleinen Bäumen, die in einem großen Garten stehen; sicherlich befindet sich irgendwo ein Musikinstrument. Die Fensterscheiben sind fleckig, weil die Putzfrau Urlaub hat. – Es gibt aber auch ganz andere Häuser hier, Häuser, deren Fenster vergittert sind, in die ich aber auch ohne Gitter nicht hineinsehen könnte, weil sie dunkel sind und sich nichts in der Nähe der Fenster befindet; von den Briefkästen ist meist der Name abgerissen und vor dem Gartentor steht ein unbenutzter Zweitwagen.
15. August 2013 19:06
Gerald Koll
heute: ukemi

beachte: ein guter uke hält den kontakt auch in ungünstiger position. (nage: michael)
15. August 2013 08:06
Markus Stegmann
Dem Korallenstein Gesicht stand Verwahrung
im Verlies die verlängerten Körper Epochen
Nachfahren enterten im Geschwader den
achteckigen Hof wo oben zuerst Himmel
dann Gewitter zog während wir höher
in die Etagen stiegen am Ende der Wände
wollten durch den Stein weder Fenster noch
Berg nur der Ausgang aufs Land ungewiss stand
die Luft in den Lungen der Vergangenen im
Periskop sahen wir über den Wellen Gefälle
des Vulkans während die Nacht ihre Verluste
einsog und den Verregneten Sturm gab den
Zurückgesetzten der vorwärtsschraubenden Gelände
ihre verdrängten Verse während der Grabungen
standen wir im unvollendeten Kirchenschiff der
Krähen die voranflogen abdrehten wir
schaufelten das Geröll des Gewitters ins
einäugige Land stapelten querstehende
angetrocknete Trompeten knapp klappte
das Terrain über den Fenstern zum Himmel
lehnten abgeerntete Weizenfelder als
Schilde der Erde schienen sie uns fremder als
die Gedrehten der Nacht wuchsen nirgends
nässere Arme aus Gras
14. August 2013 19:40
Mirko Bonné
„Im Niemandsland zwischen Prag und Żmigród
brach die Lokomotive zusammen“, schreibst du,
„und wie bei der Teufelsaustreibung der Dämon,
so verreckte auch die herbeigekarrte Ersatzlok.“
Es war am Tag des Hitzerekords, und das Nest,
wo ihr festsaßt, hieß Scheusal. „Am Bahndamm
Eisenbahnergärten. In der Mittagsglut kescherten
Kinder dort verlangsamte Falter. Sie lachten uns
mit großen Augen aus, wie wir da in den Waggons
japsten, bis zischend endlich die Türen aufgingen.“
Du schreibst, aus Angst, es könnte weitergehen,
bliebst du für drei Stunden an den Gleisen sitzen,
hocktest an einem Baum, trankst ein Tyskie-Bier,
heiß wie ein Geysir, und sahst den Schweißern zu,
„braungebrannten, rußbeschmierten Schränken, die
in Flammen badeten und sich mit Feuer bespritzten.
Ein deutsches, lange totes Wort fiel mir ein – Glast,
als Leute aus dem Zug die Böschung runterkamen.
Sie keuchten, so wie das verbrannte Gras keuchte,
und da wusste ich: der Gespenster Traglast – wir.“
In Scheusal gab es keinen Schatten. Du schreibst,
„sogar im Keller der Schule, wo ich ein Klosett fand
und die Flasche füllte, war es stickig. Flirrende Luft.
Das Gelächter der Wasserspeier auf dem Hradschin
ging mir nicht aus dem Sinn.“ Laufen, so wie Wasser
laufen, dachtest du. „Ich muss laufen“, schreibst du,
und so endet deine Mail aus Scheusal. „Ich lauf los.“
Bei Jary in einem Hohlweg. Auf einem Erdbeerfeld,
wo Selbstpflücker standen. Und in der Dämmerung,
mit Hund, behörntem Helm. So sah man dich noch.
Für Katarzyna Fetlińska
*
13. August 2013 21:31
Gerald Koll
heute: kote-gaeshi

(mangelhaft: kontakt des uke, raumwahrnehmung des nage)
13. August 2013 15:58
Gerald Koll
heute: shomen-uchi

uke: gabriel. nage: maria. dojo: divae matri virgini, münchen
12. August 2013 14:44