Björn Kiehne

Treibgut

Im Salzwasser schweben,
Zeilen wie Nabelschnüre,
Dinge, die voreinander fliehen,
mit Tang an einander binden.

Zusammen mit dir und den Wellen
ein Lied anstimmen, verbunden
und genährt, der Sonne zu-
blinzeln wie einer Vertrauten.

Teile unserer gemeinsamen
Erzählung, treiben wir auf
dem Meer, bis die Wörter
nicht mehr zueinanderfinden.

Was geschieht, was lockt den
Sturm in unsere Bucht, was
trennt die Silben, was lässt die
Wellen zu Brechern werden?

Die Wellen sagen: Schwimm!
Streich dir das Alter aus dem
Gesicht, erinnere die Einsamkeit
wie ein vergessenes Lied.

2. Mai 2018 05:30










Konstantin Ames

leipziger langhaariges

1 elegie um ein haar

ich sehe am waschbeckenrand
in form eines großen g
ein haar haare

2 März. Email nach breddín

Für Hele

Wo eine form, ein forum (wie ein feld vorm abend will
Grins nicht zu früh, scwach grins erst, wenn du ankommst
Und keine not an kommata mehr herrscht am nachmittag
Und keine sciefen pflaster uns den scritt zum nascmarkt
So hin und her verstreuen. im nachen durch die mark
Wo eine form, ein forum wie ein feld vorm abend will
Ich nicht sagen), ein areal – in der rechten einen spruch , ,
In der linken schwenk ich rasch ein hinweisschild –
Im gelände eine wahrnehmungsstunde wort für ort beklomm
Brief an die korinthenkacker, nur um brot, veggieberief.
Eisenbahnstraßen und promenaden. mischen ohne zahl
Laubsägearbeiten, bastelkeller, garten- & modelleisenbahnen, holz-
Scnitzereien, pfannkuchen, ein meter weit befreiendes screien
Sciefe brandnarben auf der haut, ein H, ein H, und noch ein H

3 stoffwechselsammlung

links die kuchengartenstraße die rußschwarzen exfenster oben
drei leere bier auf einem sockel zwei glatzekahle prekäre
jvaler irgendwann gegen 14 uhr jahre dievielleicht danach dort wohnen
der polster spezi biegt heute mal seinen nackten nacken
sieht mich rechts außen vorbei
noch nicht das loch im kopfsteinpflaster
vorbeigehen mit der zeit unter der achsel (rasiert)
rettet die alten häuser!

(aus: Alsohäute, roughbooks 2010)

27. April 2018 17:44










Hans Thill

Zettel

zettel helden

25. April 2018 21:08










Thorsten Krämer

Du hast mir den Arm verrenkt, aber

ich habe noch einen zweiten, dritten und
fünften (der vierte ging schon im Vorjahr
kaputt), ich bin ja inzwischen mein eigenes
Ersatzteillager. Also gräm dich nicht, liebste

Knochenbrecherin, und verhalte dich bloß nicht
sanfter als sonst. Auch die Mücken fliegen weiter
dieselben Manöver, sie zeigen mir die Ungereimtheiten
meiner Haut. Und was zeigst du mir, verehrteste

Expertin? Hast du im Portemonnaie jetzt endlich
den Trainerschein? Die leichteste Übung ist
immer die nächste, ich hole tief Luft und lege
zwei Finger auf die Stoppuhr. Komm, wir üben

Karate mit Karacho, ein Handgemenge unter
verklärten Bedingungen.

25. April 2018 09:49










Christine Kappe

Später?

Später Ikarus
(Daedalus früher)
Nichts ist für immer geklärt
Moskau-Berlin 6,50 Euro
Stell dir vor, die Fenster wären die Filme & die Filme die Fenster
Du & ich abends in der Küche
“Spiegelt sich dort hinten unsere Lampe oder ist das ne eigene?”
“Das ist, glaube ich, ne eigene.”
P.s Begrüßung mit Kuss (ohne Hals) (meinen)
“Denken verbraucht Vitamine” (Tom)
wer sagt
dass Herzen
versucht
werden müssen
Träume, dass wir auf einer Baustelle vorm Haus schlafen. & du mich zu dir ranziehst, mich wärmst. “Du hast doch nichts dagegen.” & er hat dünne Beine
Jeder ist jemandes Engel

25. April 2018 05:49










Nikolai Vogel

Fragmente zu einem Langgedicht

Vorhaben, die man auf später verschiebt

23. April 2018 18:02










Andreas H. Drescher

HIRSEDIEB

Das Glück der Vogelscheuche wo
sie Bussarde trägt ein Staunen Bern
hards vor den Fransen der Roggen
muhme hat er Dorrendes gesehen
durchs UV von Mäusepinkelspuren

Freunde sind sie vor dem einen
Bein das Holz ist und das Kralle
ist wo es so fruchtgelb ragt das
Tropfen das die Krempe fiedert
im Scharren der Ähren-Daunen

21. April 2018 00:33










Christine Kappe

ohne zu zögern

Es gibt aber Menschen, die würden das nie zugeben
erst recht nicht suchen
zB. Kulis in vollgestopften Taschen
Meine Freundin Marry gehört dazu
Und der Herr, der Arno & mich noch mit in den Fahrstuhl lässt
Macht eine Geste, als würde er es damit nicht nur beschleunigen
sondern erlauben
Die morgendlichen Straßen sind nass, ohne dass es regnet
Fahrzeuge rollen ohne zu zögern in den Tag

20. April 2018 07:02










Nikolai Vogel

Über die Fragmente zu einem Langgedicht

„Fragmente zu einem Langgedicht“, aus dem handschriftlichen Manuskript, ab 6. April 2018. Erste Verse hier in den Goldenen Fisch gestellt. Und wie weit, wie viel veröffentliche ich hier? Wollen alle doch immer die Erstveröffentlichung. (Stipendien, Literaturzeitschriften etc.) Nachzuvollziehen und dennoch kommt es auf die Zusammenhänge an, müssen noch andere Entstehungsgeschichten möglich sein. Wie sich Texte vortasten und verästeln – wenn sie nicht bis zum Schluss in der Einsamkeit bleiben.

17. April 2018 14:53










Nikolai Vogel

Fragmente zu einem Langgedicht

und so viele Menschen haben schon Geschichte geschrieben

das heißt fast immer, anderen etwas angetan

so viele Namen
die ich hier nicht aufzählen will

17. April 2018 14:52