Mirko Bonné
In den Handtaschen deiner Mutter gibt es
ein Gerät, wenn du das anknipst, hört man
wie früher den Staubsauger im Kinderzimmer.
Fotos von dem Chaos nach einem Zugunglück
liegen verborgen hinter den Reißverschlüssen.
Mach jede Tasche auf, es regnet darin immer.
Aber es gibt keine Unwetter dort im Dunkeln,
nur Tränenschauer. Jede Handtasche weint.
In der Handtasche von Oma Käte war nichts
außer ihrem Schlüsselbund, einem Päckchen
Papiertaschentücher und dem Faltregenschirm.
Ihre Handtasche war ein Beutel, dünn, eine Haut,
mit zwei Omafingern kleinzuknüllen auf die Größe
einer Rosine, eines Reiskorns. Eine Handtasche,
sagte sie, wozu das, hm, Krimskrams, Plunder?
Ständig gab sie Opa Sachen: „Da, steck ein.“
Eine Landkarte des wiedervereinigten Korea,
Pokémon-Figuren und Plastikkaninchen, leere
Karamellpuddingbecher und kaputte Ladekabel
liegen in den Handtaschen deiner Töchter neben
irgendeiner Tasche ihrer Oma und der Beutelhaut
von Uroma Käte. Manchmal kriecht eine Tochter
in die Handtasche der anderen und schläft dort.
Jede ihrer Handtaschen ging bislang verloren.
In der Handtasche deiner Frau lebt eine Unke,
apfelgrün ist sie und schön. Umher schwirrt darin
ein Mückengeschwader, das Futter für den Lurch.
Alle Handtaschen von allen deinen Freundinnen
sind in der Tasche deiner Frau. Deine Geliebte
hat deshalb keine Handtasche, dein Liebling
entwirft Handtaschen. In der deinen wächst
Gras. Still ist es darin, wie im Universum.
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12. März 2018 10:57
 
 
	
 
Konstantin Ames
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei aber mal wirklich
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei, bei Licht besehen, Beyer
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei circa zum zigsten Mal
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei Dieb- und Kitschrest
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei eilends empfohlen
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei feilschnell pfeilschnell
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei generös gesagt
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei hieb- und stichfest
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei im Ton einer Verdi-Oper im Sepiaton einer Verdi-Oper
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei jetzt jedenfalls nicht mehr
den dresdner mumpitzmeistern sei kleingeschrieben folgendes mit auf den
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei laut und lautpoetisch
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei Milch über ihr Mittelhochdeutschland
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei nochmal gesagt
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei obligater Weise aber auch
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei performativ, nicht popelig, vorgeführt, wie sehr
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei – quid pro quo – Quertreiberei im Italien=Urlaub
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei rasterfahndungshaft der Zwinger
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei sorgsam das Garaussymbol
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei treudeutsch die Treue Elbe
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei ultimativ die Gegenwartslyrik (aber die gaaanze Soße)
Den Dresdner Mumpitzmeistern verdammt nochmal sei
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei Wagalaweia mehrfach hinten (halt mal)
Den redner Mumpitzmeistern sei xylophonesk bezaubernd die Xenophobie
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei Yankeetum unter allen Umständen
Den Dresdner Mumpitzmeistern sei Zabaione ums Maul zum Rhein folgendes
11. März 2018 15:12
 
 
	
 
Nikolai Vogel
Nach Vorabend Nachsommer.
11. März 2018 13:59
 
 
	
 
Andreas H. Drescher
Bevor die kommen / die wir sind
Taufrische Zeitung / aufgeschlagen
Tauf-Zeitung /  Stadtteil Vauban
Das ahnungslose / Gesicht in Drucker
Schwärze getaucht
Es ist Montag
Wir wären gern – du / ich – namenlose Mitglieder
Des Hauses  / setzten das Haus
Den struppigen Garten / des Nachbarn mit dem
BIC-Feuerzeug in Brand / melden uns er
Wachsen
Entaufen 
In J. an / Wenn nicht
In Jockgrim / dann in Jerichow 
Wir kämen gern / im Dax vor
Der kleinsten gemeinsamen / Treue zur Nassrasur
Opfer dies / es Eigensinns
Gutgut geht / ohne zu murren
10. März 2018 07:52
 
 
	
 
Nikolai Vogel
Tagelang krank im Bett.
Die Stille der abgesagten Termine.
6. März 2018 22:36
 
 
	
 
Andreas H. Drescher
Vor allem, dass die Terminals sich nicht wieder in Rampen verwandelten. Neu, wie sie waren, hätten sie allzu bunt gebrannt. Was wäre in diesen Farben aus dem Luftkind geworden, das er jetzt statt einer Zirbeldrüse trug? In das jeden Augenblick Fleisch einschießen konnte? Schwelbrände sind durch keine Ohrfeige zu löschen. 
Gut, dass er am letzten Rampentag die Stewardess abschoss, die um ein Haar sein Embryo geworden wäre. Die hatte ihm doch zu schnell die Wetter gewechselt und bereits nach zwei Tagen seinen gesamten Mutterkuchen aufgebraucht. Das feiert er jetzt, diesen gelungenen Start. Durch einen Billigflug im Feuerlöscher. 
6. März 2018 20:38
 
 
	
 
Julia Trompeter
Der abgeschnittene Haselzweig
auf dem moosigen Plattenbeton;
im vierkantigen Hof scheint die
grünende Sonne erstmals in
diesem Jahr splitternackt, sie
wartet aufs Blühen – auch der
Frühling und das Teil, das einmal
seines war, der verödete Zweig.
Bin auch ich voll von Trieben,
sprieße auch ich fern vom Stamm,
habe auch ich keinen Zweck
als irgenddann Zierde zu sein?
Niemand sieht mich mehr an,
wenn ich ausgestopft hänge;
der verendete Teil eines Menschen
in einem Zimmer zur Osterzeit.
5. März 2018 17:58
 
 
	
 
Tobias Schoofs
hinter mir ein geräusch
als sei was zu boden gefallen
die hände huschen in die
hosentaschen suchen münzen
telefon schlüssel –
nichts fehlt und auch
die zigaretten finden sich
in der brusttasche –
aber das gefühl dass etwas
fehlt bleibt
2. März 2018 18:11
 
 
	
 
Andreas H. Drescher
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ende War
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im
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narren der Blätter hinter Türen die
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aus Lehm schicken sie a
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Verlassen
23. Februar 2018 19:09
 
 
	
 
Christine Kappe
vielleicht schreit immer nur der, der sagt, was die anderen nicht hören wollen vielleicht sind alle verrückt & nur wenige geben es zu. vielleicht missverstehen sie rechts und links und oben und unten und vorn und hinten
vielleicht schläft der eine viel & plant nicht, wird der andere krank und meints nur gut
aber das hilft nichts, und tot
gildet nicht, wo
soll ich hin
es gibt inzwischen nichts mehr
nichtsmehr
Los
klaut doch
flüstere ich den Leuten am Bildschirm zu
für mich zählt jeder Dieb
19. Februar 2018 06:40