Björn Kiehne
Der Monitor erlischt.
Über dem Schreibtisch
machen sich meine Gedanken
auf den Heimweg.
Die eine Frage aber bleibt:
Ob es reicht?
Kaffeestimmen stolpern durch die Tür.
Der Bildschirm starrt.
Was habe ich heute geleistet?
Einmal
die Welt
um sich
selbst
gedreht.
11. August 2009 20:32
Björn Kiehne
Berlin, soviel Sonnenbrille war nie!
Halb Europa auf die Bürgersteige gekippt.
Alle sind irgendwie schwanger,
tragen den Sommer unter milchleeren Brüsten.
Friedrichshain setzt die Sonnensegel,
bläst würzigen Rauch ins grelle Licht.
Überall Ich! Ich in den Morgenstunden, Ich in der Stadt,
Ich am Nachmittag, Ich in der Nacht.
Und: Ich tätowiert, Ich ganzkörperrasiert;
und: Hier ein Weibchen und da ein Kerl;
und: Uh, uuh, uuuh durch die Straßen ziehn,
Planet der Affen – Sommer in Berlin.
30. Juli 2009 23:29
Björn Kiehne
Gedanken,
Fischschwärmen gleich,
aussenden.
Silberschillernde Pfeile
durch blaue Ozeane
schießen:
Hai und Kugelfisch,
Delfin und Schlange,
Gift und Nektar,
Meerjungen,
Seetangweisen,
Muschelgeister –
Wellenlieder singen.
26. Juli 2009 14:43
Björn Kiehne
Ich will das Meer,
den Wellenschlag in
deinen Augen.
Ich will ganz
Ozeanien auf meinen Schultern,
salzige Flügel, ein Leben in Meerblau.
Ich will, wenn der Wind sich dreht,
am rechten Ufer warten,
warten auf deine Möwenarme,
die den Walschrei tragen,
in einer Silberschale
aus Gischt.
12. Juli 2009 12:39
Björn Kiehne
höre ich mein eigenes Lied;
auf den Bürgersteigen,
auf den Straßen,
mit der Ausdauer des Suchenden,
mich selbst in den Asphalt getreten.
Fußabdruck am Sunsetboulevard
der verstummenden Träume;
dieser Himmel, den ich mir malte,
in blauen Scheiben liegt er da,
wartet auf den nächsten Wagen.
Es ist zu laut in den Städten,
zu leise auf dem Land.
Ich lausche in den Lärm,
lausche in die Stille und…
höre nichts.
Halt die Einsamkeit lebendig,
komm nicht an!
Scheuch das Ziel über den Horizont,
verbrenn den Stadtplan auf der Straße,
zertritt das Navi auf dem Bürgersteig.
Und dann singst Du,
und ich höre mein eigenes Lied.
21. Juni 2009 13:48
Björn Kiehne
Salz, Wellen, Sand,
meine gefalteten Hände
fangen den Wind,
flechten den Salzatem
in ihr schlichtes Gebet.
Im Bodden wispert das Schilf,
im Nordmeer singen die Wale,
am Himmel schreibt eine Möwe
mit Federkielen hundert Zeilen
an die Wolken, die Weite, das Meer.
Und könnte ich singen,
bliebe ich doch still.
Und könnte ich schwimmen,
täte ich es doch nicht.
Und wäre auch nur ein Gedanke sinnvoll,
spräche ich ihn nicht aus.
Nur Lauschen,
Rauschen.
5. Juni 2009 10:38
Björn Kiehne
Himmelssturm,
Heerschar fallender Engel;
wir pflanzen Alleen
aus stählernen Linden,
zupfen hungrig am ersten Feldgrün.
Hungerblick,
Rudel rasender Wölfe;
wir schmieden Schwerter
aus leuchtenden Pflugscharen,
schnuppern gierig am Morgenrot.
Schreikind,
Weiten brüllender Äcker;
wir züchten Vieh
aus gefallenen Engeln,
stochern suchend im Sturm.
22. Mai 2009 15:38
Björn Kiehne
Schattenspiel auf deinen Lidern;
Wie du den Sommer einfängst –
deine Haut sandgolden.
Lass mich das Meer sein,
das an deine Strände brandet,
die eine Sonne, die nicht erlischt
und darüber hinaus:
Lass mich dein Meer sein –
die Schatten mit Wellenfingern
zerstreichen, deine Augen aufküssen
aus diesem endlichen Traum!
Und jetzt?
Lade ich den Winter ein,
die Sonne verspricht nichts mehr.
Es ist, flüstern die Wellen,
es ist, glitzert der Horizont –
der letzte Tag.
Das Meer zieht sich zurück,
die Badetücher eingerollt;
ich bitte den Winter,
mir Stürme zu schicken,
mir das Bett zu richten
in Dünen aus Schnee.
18. Mai 2009 22:50
Björn Kiehne
Der Duft von Kaffee,
Eisbärbrummen im Kühlschrank,
die Morgensonne.
BÄNKER HÄNGT AM BALKEN
Liebste, mach‘ die Balkontür auf,
lass den Morgen rein,
Margeriten in die Wohnung blüh’n.
FIEBERKURVE ERTRINKT IM ATLANTIK
Liebster, mach‘ das Radio an,
lass das Meer rein,
Wellenwirbel aus Jazz und Blues.
OPEL SEUFZT IN SCHROTTPRESSE
Komm zurück ins Bett,
mit Kaffeeduft im Haar –
es ist noch alles da!
15. Mai 2009 14:36
Björn Kiehne
Blau Grün Gelb
Wiesen Felder Wind
schwerblauer Himmel
Rapsleuchten am Horizont
Das Schüchterne Kind
streicht durch feuchtes Gras
tastet Schritt für Schritt die Welt aus
Der Tag riecht nach nasser Erde
Eine Lerche steigt auf
Ihr Gesang zerreißt die Wolken
weit weg
irgendwo
beginnt es
zu regnen
13. Mai 2009 07:27