Hans Thill

Mundorgel: Madagaskar

in der Klasse beidhändig die scharfen
Griffel an der Tafel geschliffene Zahlen
daneben zu stehen als langer Hans
Schwamm aus dem die Kreide aufs
Linoleum tropfte

31. August 2009 11:21










Hendrik Rost

Kurzvita

kurzvita

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28. August 2009 13:51










Sylvia Geist

Serendip

Gleich hinter der Wasserfront
beginnt die Fahrt nach Indien,
übersetzt in erst gestern

der Abzweig, den man übersehen kann,
weiter die Stelle, wo es Beeren gibt
statt der ersehnten Raben.

Mit dem Aroma einer verschenkten
Mühe, genauer: von Brombeeren aber
wird es an einen Findling gelehnt leichter

Schlaf, der die Augen vergessen lässt,
dass sie geschlossen nicht sehen, und bis
heute fällt in Cambridge ein Apfel ins Gras.

25. August 2009 20:02










Hans Thill

Mundorgel: Madagaskar

das harte Gras erreichte den Asphalt wo
er platzte überm Kies wir mit Messern
kratzten das Schwarze vom Grund der Kessel
in den Tälern duckte sich das Nutzholz
unter die gedachten Wolken nach
dem letzten Kellertanz (Regen)

24. August 2009 23:36










Markus Stegmann

mit erblicher

Teer treidelte
aussen lang die
Meere Bedarf
Samstage lang im lieb…
log der Beeten der
buchlahm ablangt und
sauerte den Plan erlahmt
als langten die Friedriche
nimmer die
Lomabardischen Seen
färben längern sodann fischen
kescherte der dran anderer rief
im Narben
rief
Schreber wo der Länge
der Schreber wo
er in der innersten
erkommt und verbeantwortete
Errufener du
sonder
erblicher Geburt als mit
mit

23. August 2009 22:28










Hartmut Abendschein

Die Durchschnittskunst

Und faszinierend: Das sich allmähliche Ablegen des Fleckviehs auf dem Weideland zum Vormittagsschläfchen. Die dabei entstehenden Muster, Raum-Körper-Ordnungen, Bedächtigkeiten. Symphonien des Kauens. Das Wetter: bedeckt. Die Luftfeuchtigkeit: eher noch. Der Bleistift: stumpf.

Und: U.E. hat die Beine breit gemacht. Wie H. vielleicht sagen würde. Bin bestürzt. Ein Vorbild weniger. (Überhaupt: das Vorbildersterben und die daraus resultierende Zwangsläufigkeit des Transzendierens eigener Vorbildlichkeit zum Statut. Auch: dem Tod ein Stückchen näher sein.)

„Ich betreibe cross-mapping. Das ist das Gegenteil einer Formel. Mich interessieren Einzelheiten. Private und öffentliche Schwierigkeiten zusammenzubauen, das nennt man cross-mapping (…)“ (Alexander Kluge in: Max Dax, 30 Gespräche, 304)

Oder: Im Grunde stelle ich ja Gespräche dar, oder, wenn man so will: ein einziges langes Gespräch. Sprache scheint ja naturgemäss gesprächig. (Und die Sprachfacetten: die Sprache der Praxis und die der Theorie wissen oft nur wenig voneinander. Suchen aber den Dialog, wollen einander verständlich machen und sei es nur in ästhetischem Sinne. Das Gespräch zwischen theoretischer und praktischer Sprache ist also eines, das nicht nur andere Ästhetik erprobt. Es ist gleichzeitig ein Gespräch über Ästhetik.

Theoretisch und praktisch.

(Und: „Jesus Christ is now following you on twitter“).

Tote, verdrehte, vertrocknete, zerkleinerte, gebrochene, zerschmetterte, halbierte, zerpresste Fliegenleiber auf dem Fussboden und dem Fenstersims. (Dort liegt auch die Tasche mit der ganzen Technik. M.F. War wohl etwas grob. Die Gespräche, das Fliegen und Summen aber unvermindert.)

Und: weiss man nicht, ob man mit einem Buchpreis glücklich würde. Vielleicht im Gegenteil. Ein Textpreis, dagegen, das wär schon mal was, das wäre vorstellbar.

(Und, zum Hund: „Der macht doch nichts / der will doch nur töten“. Und, nach den jüngsten Wetterereignissen: die Relation Bambus / Anderes nun im Verhältnis von ca. 1:1. Überhaupt: Die Durchschnittskunst.)

[notula nova 48]

Achtung!: dieser Text ist einige Wochen alt und bezieht sich auf keinerlei Aktualia. Dafür gibt es Zeugen. Sollte er sich doch zufällig auf Aktualia beziehen, ist das rein zufällig und geschieht nicht im Sinne des Autors und nur in alleiniger Verantwortung des Textes … Und: auch die Wahl des Zeitpunktes des Erscheinens des Textes folgt einer genauen Festlegung, einer seit langer Zeit feststehenden Planung …

21. August 2009 16:11










Hans Thill

Mundorgel: Madagaskar

aho bunte Vögel über Dächer
staksend Füchse fraßen die
letzten Bienen. Wir schnappten
uns den Wind stülpten ihm
einen Mehlsack übers Gesicht
das dicke Papier blähte sich
in den Nähten als der Zucker
zu arbeiten begann wuchsen
uns Nägel das feine Pulver zu
kosten leckten es von den Lidern
unserer Frauen aho in der Luft
standen die seidigen Fahnen
Raupen im Tal beim Ackern
beim Weben

18. August 2009 23:52










Sylvia Geist

Gewendetes Gelände

Gewendetes Gelände 2 © Kai Geist

© Kai Geist

18. August 2009 19:53










Hendrik Rost

Kleine Theologie

Ich versuche, die Fliege zu fangen,
aber die Fliege sieht das anders.
Ich habe es noch nicht begriffen.
Der Käse, auf dem sie sitzt, ist
schon etwas älter und wellt sich
an den Rändern. Ihr ist es egal.
Ihr Rüssel speichelt seelenruhig
auf das Milchprodukt. Ich nähere
mich hinterrücks und weiß, Augen
mit Flügeln und Beinen sitzen da;
so gut wie unmöglich. Aus ihrer
Sicht ist alles absolut köstlich
und wert, ein Leben zu riskieren.
Meine Hand schwingt ins Leere –
das Schlagen, Fliegen, Schwelgen,
alles passiert in einem Augenblick.
Dann ist sie wieder da und reibt
die Hinterbeine auf der Scheibe
Käse. Sie triumphiert und spottet.
Damit kann ich leben. Sie vergibt.

18. August 2009 16:27










Andreas Louis Seyerlein

~

0.01 – Ein seltsames Geräusch, das mich weckte, als würden singende Grillen in meinem Zimmer sitzen. Ich stand dann auf und träumte in der Küche, während ich das Frühstück machte, noch etwas weiter, aber bald hörte ichs wieder, das Geräusch durch den Flur um die Ecke. Nein, Grillen waren das nicht, auch keine heiseren Vögel. Was ich hörte, war das glückliche Trompeten einer Herde Tiefseeelefanten, die im Aquarium zwischen Johnson und Melville im Kreis herumspazierte. Nicht größer als Murmeln und von tiefblauer Farbe, tasteten sie mit haarfeinen Rüsseln im Sand und an den Scheiben. Die ein oder andere Dschungelpflanze hatten sie, während ich schlief, aus dem Boden gerissen, überhaupt war die Landschaft, die ich seit Jahren kenne, in Aufruhr geraten, Muschelhäuser segelten durchs warme Wasser, auch Panzerwelse und ein paar Sumatrabarben, ohne Fassung, wie irr, mit dem Bauch nach oben. Ein faszinierender Anblick, ein Tollhaus. Wie ich mich liebevoll über das Aquarium beugte, hoben sie ihre Rüssel aus dem Wasser und ich spürte den Luftzug ihrer Instrumente auf der Stirn. Und jetzt ist Mitternacht geworden, das Ende eines wunderschönen Tages der Beobachtung, den ich auf meinem Gartenstuhl verbrachte. Ich habe weder gelesen, noch sonst gearbeitet, nur geschaut habe ich und gestaunt.

> particles

18. August 2009 16:02