Mirko Bonné
Die Liebesbriefe meines Vaters
Freitags machte er sich eine Dose Jax auf,
Wenn er nach Hause kam von der Mühle,
& bat mich, meiner Mutter zu schreiben,
Die Postkarten schickte mit Wüstenblumen,
Größer als Menschen. Er flehte,
Versprach, nie wieder würde er sie
Schlagen. Irgendwie war ich froh,
Dass sie weg war, & manchmal wollte ich
Die Erinnerung einfügen, dass ja Mary Lou
Williams’ „Polka Dots & Moonbeams“
Die Schwellung nie zurückgehen ließ.
Seine Tischlerschürze war immer ausgebeult
Mit alten Nägeln, ein Klauenhammer
Hing an seiner Seite & Verlängerungskabel
Wickelten sich ihm um die Füße.
Wörter kullerten heraus, wenn ich
Auf meinen Kuli drückte: Liebes,
Baby, Honey, bitte.
Wir saßen da in der schweigsamen Brutalität
Von Spannungsmessern & Rohrgewindeschneidern,
Verlorengegangen zwischen den Sätzen …
Der Schimmer eines Fünf-Pfund-Keils
Auf dem Betonboden
Zog einen Sonnenuntergang
Durch die Tür in seinen Geräteschuppen.
Ich fragte mich, ob sie lachte
& sie über einen Gasbrenner hielt.
Mein Vater konnte nur unterschreiben,
Mehr nicht, aber sah er sich Baupläne an,
Dann wusste er, aus wie vielen Ziegeln
Jede Wand bestand. Dieser Mann,
Der Rosen & Hyazinthen stahl
Für seinen Hof, stand da,
Augen geschlossen & Fäuste geballt,
Rackerte sich ab mit einem einfachen Wort, fast
Erlöst von dem, was er zu sagen versuchte.
Yusef Komunyakaa
„My Father’s Love Letters“, aus: „Magic City“, Wesleyan University Press, Middletown, Connecticut 1988 (Aus dem Englischen von Mirko Bonné)
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1. Dezember 2025 22:24











