Nikolai Vogel
Madrid
Vodafone Sol
Sonnenkönig modern
Kilometer 0
Im Zentrum für Millionen
& das Marketing
schämt sich nicht
Vodafone Sol
Sonnenkönig modern
Kilometer 0
Im Zentrum für Millionen
& das Marketing
schämt sich nicht
Aus dem Fenster
nichts
oder besser gesagt, Nebel
aus dem langsam die Häuser hervorbleichen
(sind dennoch von Nahem sicherlich alles andere als hell)
Moloch
ist schon so
An der Wand: Bild einer Waldlichtung
sicherlich Puschkins
Da ich mich jetzt doch fürs Fliegen entschieden habe
muss ich eine „Schtraf“ von 11 $$ zahlen
Versuche vergeblich, dort jemanden zu erreichen
Es ist
Ich höre die Stimme der Frau sehr gut
aber sie mich überhaupt nicht
so als wäre ich gar nicht da
Muss wohl an diesen Telefonen liegen
Oder an der Uhrzeit
Oder dem Nebel
… jetzt lass erstmal den Zug vorbei
Warum ich den hier oben im 28. Stock bei geschlossenem Fenster so laut höre weiß ich auch nicht
Einfach in die bleichen Häuserblöcke starren
Freedom
steht auf ihren Namensschildern
Die Welt der Kunst & Fantasie is a nightmare, the rest ist das Wahre.
*
19. Januar 2014 17:37Des Lesens größter Zettelwirt
Wär‘ heute hundert Jahre alt
Den Goldrand hat er sich verdient!
»Hier sieht Arno Schmidt ein bisschen aus wie Heinz Rühmann«
18. Januar 2014 12:17Wir stiegen auf den Müllberg
weil er der höchste war
und man auf ihm von Kindheit sprechen konnte
*
Die Luft roch nur hier wirklich nach Winter
nach Sylvestern
nach permanenten, heimlich gefeierten Sylvestern
dabei wurde lediglich in den Kaminen gefeiert
Sektkorken knallten dort, Bowle zischelte
Gelächter und übermütige Stimmen
der Rauch über den Dächern
der in der klaren Luft
zu etwas Zynischem erstarrte, schwarz
–
Die Fenster waren alle dunkel
nur nicht die, hinter denen gerade renoviert wurde
hie und da die obere Hälfte einer Trittleiter… oder eines Weihnachtsbaumes? – einerlei
von der Decke hingen in der Regel 60 Watt
zur Ausleuchtung der Augenhöhlen
Dachs gewohnte
Degenlose wohnen
links am was ich dachte
in der Nacht warum Dachse in
verschonter Glut am Baum
dachte warum nicht
drei gelockerte Fragmente
Wolf womöglich lebende
Schwache die Bleibe
Wölfen geschuldet Datteln
im gewärmten Gaumen
glaub ich gabs Tabletten
gegen Dachse und deren
degenferne Zeit die immerfort
luchslose Passagen sog
zäh glänzte glasige Sicht
im Mai mit paar schwach
drappierten Dackeln
Die Häuser trotzen dem Schnellweg mit kleinen Balkonen, auf denen sich alles, was schmückt, häuft, ohne zu schmücken. Das rührt mich. Der Wille, zu leben, kann sich nicht deutlicher ausdrücken.
Wir gehen weiter. Ich weiß nicht, ob es einen anderen Stadtteil mit so vielen Fahrrädern gibt. Sie sind natürlich schrott und stehen zwischen ausrangierten Kleintierkäfigen und Fenstern, durch die man in die Keller der Fabriken sehen kann. Nur dort ist es hell, warm und neu, aber auch die letzten machen jetzt Feierabend.
9. Januar 2014 10:15Die 14 ist eine alte Schlange,
ein rollendes Orakel
Die 13 mit abstehenden Ohren,
dicken Backen, eine Melone.
Die 14 wechselt die Richtung eines
runden Kopfes
Die Tiere haben den Müll aus
Tonnen gegessen wie
Hafer und Fleisch
Sie zählen das Geld, trinken
Wasser dazu.
Dreizehn, das falsche Wort für eine
zumindest ungenaue Zahl
Die 14, ein lächelndes Stück
Strecke
14, MODE D´EMPLOI
Le 14, un vieu serpent
oracle roulant
Le 13, avec des oreilles décollés,
joues enflées, un melon
Le 14 change la direction d´une
tête ronde
En ville les animaux
ont mangé les ordures
comme de l´avoine et
de la viande
Plus d´un verre d´eau,
ils comptent l´argent
Treize, bon mot pour
un chiffre inexact
après tout
Le 14, souriante partie
du trajet
DO THE 14
The 14 is an old snake,
rolling oracle
The 13´s ears stick out, her
chubby face, a melon
The 14 changes the direction of a
round head
The animals have eaten the trash
out of a bag like
oats and meat
Drinking water they
count the money
Thirteen, wrong word for
a reasonably vague number
The 14, a smiling
open line
50 Pfennige versprach die Großmutter auf Besuch, wenn ich es schaffte, eine halbe Stunde Mittagsruhe zu halten. Ich lag auf dem Bett und verfolgte den gelähmten Zeiger des Weckers. 50 Pfennig für ein Leben, das sich seitdem in zwei Teilen misst, der Zeit vor der Zeit, in der es nur Unruhe gab und Bewegung und auch Müdigkeit ohne Maß, und die Zeit, die sich auf Dauer nicht lohnt.
Aus Wut darüber, das Zimmer aufräumen zu müssen, kam mir die Idee, die Fische aus dem Aquarium zu saugen. Erst als der Staubsauger hinten Schaum ausspuckte und stotterte und dann aussetzte, kam mir der Gedanke, dass ich keinen der Fische erwischte, bevor mir eine glaubwürdige Erklärung für den Zustand des Saugers einfiele. Überrascht sah ich in den Augen meines Vaters bei der erwarteten Bestrafung Erleichterung darüber, dass weder mir noch den Fischen etwas passiert war, und eine Art heimlicher Verbrüderung unter Tunichtguten.
Als jüngster einer Reihe von Brüdern war meine einzige Reaktion auf meine Mutter, immerzu „Hunger!“ zu brüllen, wenn ich sie sah. Immer wieder „Hunger!“, um etwas abzubekommen und ihrer Aufmerksamkeit keine Gelegenheit zu geben, sich abzuwenden. Hunger als Oberbegriff aller Bedürfnisse, die ich gar nicht kannte. Hunger noch, als ich mich als Jugendlicher längst auf Astralmaße abgeschmolzen hatte, der nicht gestillt wird. Nicht von euch. So nicht. Vielleicht im zigtausendsten Gedicht.
27. Dezember 2013 09:40