Christine Kappe

Moskau 3

Konflikte klingen wie Cornflakes

jemand muss ja schuld sein
am besten gefiel mir noch: you all can live here, where is the
problem
Wir sind ja in Russland jetzt
und alles, was out of question war am interessantesten
life is going to tending
different

elites need
fight или find (if not can fight) it out
Beer versucht mal wieder den Feudalismus zu bekämpfen
R war immer nur EIN Land

fight against themselves?

Der Konsul hatte viel zu tun
– eigentlich war er Presseattaché
sehe ihn noch vor mir, wie er im Morgenmantel mit einer Flasche Schampanskoje
durch den Flur unserer Russisch-Schule lief und zu spät zum Unterricht kam

musste das erstmal sortieren
dass Kohl mehr Wodka vertrug als Boris
was ja nicht zu erwarten war
Warum es kaum Milch gibt?
Weil die Lastwagen vor Moskau von der Mafia abgefangen werden und 2 000 $$ bezahlen sollen
Aber du kannst hier deutsche H-Milch kaufen
is schon verrückt

13. März 2014 09:55










Björn Kiehne

Versprich

Mein Haus hat viele Zimmer

in jedem warte ich auf Dich,

im Korianderkosmos der Küche,

den Daunendünen des Schlafzimmers,

auf dem Sofa im Nachmittagslicht.

Komm, hab keine Angst vor Gespenstern,

jeden Abend stelle ich warme Milch vor

ihre Kellertüren – und auf dem Balkon,

dem Wolkenzimmer, pflanze ich Lavendel.

Mein Haus hat viele Zimmer

in jedem warte ich auf Dich,

und wenn Du gehen musst,

warte auf mich, versprich.

12. März 2014 10:26










Andreas H. Drescher

Frühling

Frühling Das Orange
der jungen Amsel
schnäbel als bestünde

es zur Hälfte aus Musik

11. März 2014 09:07










Hendrik Rost

Frei Schnauze

Vergiss bitte nicht, alles ist erfunden,
das Aufwachen, die eigene Familie, Tiere,
das Wetter, wenn es regnet, die Zeit.

Die eigene Sprache – so was von erfunden,
sie ist ein Gespinst und die Sprache anderer
in ihr, sie ist von vorn bis hinten Fiktion.

Die Fähigkeiten sind bis ins Detail erfunden,
das Lernen erster Laute bis zu letzten Worten,
die das ganze Leben Lügen strafen –

sich selbst so lange zu zügeln, bis aus Wut
und Angst und all dem Ausgedachten
Liebe wird, die der Vorstellung entspringt.

Oder vergiss es und erfinde es wieder.
Wenn du eben noch dachtest, jetzt ist es gut,
dann wird es das, was du verachtest.

8. März 2014 20:44











Hans Thill

Der Goldene Fisch soll künftig heissen

»heute lernen wir Liederländisch!«

3. März 2014 17:24










Markus Stegmann

den verwendern wen, den

verwendern den
verlebten angeschirrten
akademisch schmierschichtigen
gesichtern verängstlichten
gelehnten fädiger lehm
sag ich die birgit zum beispiel
lebt sagst du die singt im
im irrlauf zu mehrheitlich
flächig wer rätselt das oder fängt nix
gar nix als oh ist pur das gelenk
so
mich im
lebergelenk quatscht im leberlichen
im was? spagat salbst du die lampe
wirrst weiter
mandl meer mal matrix
meine lordose oder deine
lahmt pedale wirsing wie
wir wo in simsen
heimlich sang wer sinkt
wie lebt das mit uns
ins windel wankel
wo’s wo ist
wohin ins
sag du

für birgit birgit

27. Februar 2014 22:36










Christine Kappe

Minsk 4

Diesselbe alte Frau, die noch eben von Straflagern und Massenexekutionen erzählte, sitzt jetzt hier neben uns im Rockkonzert mit ihrer Tochter
Eintritt frei
Die weißrussisch singende Band
jetzt tritt Lukatschenko auf und hält eine ziemlich strange Rede
darüber, dass es im Kommunismus überhaupt keine Kultur gegeben hätte, sondern erst jetzt
plötzlich

die tanzenden Mädchen werden immer mehr, die Lichter immer bunter, ein riesiger Chor tritt auf, bald können die kaum noch treten vor lauter Blumen auf der Bühne, und ich verstehe nicht mehr, worum es geht, ganz abgesehen von der Lautstärke
doch Maria hat da keine Probleme
das alles auf etablierten Stühlen
trabbiblauen, meine ich
DER Farbe des Ostens schlechthin

22. Februar 2014 18:47










Christine Langer

Was kommt

Kalenderblatt Februar
Und lockere Wolken
Schieben sich fort

Die Sonne zieht aus
Nackten Zweigen
Offene Blusen

Knopftriebe funkeln
Im Pelz der Kätzchen
Das gelockte Haar

Fällt über die Schulter
Des Buschs

20. Februar 2014 10:05










Andreas Louis Seyerlein

~

22.58 – Die Vorstellung der Luftposttiere in dieser Nacht, wie sie einem Briefumschlag entkommen. Noch ruhen sie flach auf dem Tisch, helle Erscheinungen, biegsam wie die Blätter der Buchen. An einer ihrer Kanten ist ein rötlicher Punkt zu erkennen, ein Auge eventuell, dort auch ein sehr kleiner Mund, der atmet. Man vermag diesen Mund nur dann zu entdecken, wenn man über ausgezeichnete Augen verfügt, oder über eine Brille. Es lohnt sich genau hinzusehen. Sandfarbene Lippen und eine rosafarbene Zunge, nicht größer als ein gepresstes Reiskorn. Sobald man ein Luftpostfalttier aus seinem Umschlag holt, wacht es auf, weil es im Umschlag noch zwingend schlafen musste, Schlaf und Umschlag sind Geschwister. Aber dann beginnt das Tier in den Raum zu atmen. Indem es atmet, entfaltet sich sein Körper. Es ist immer wieder bemerkenswert, welch faszinierende Gestalten erscheinen, afrikanische Luftpostfalttiere sind europäischen Luftpostfalttieren durchaus nicht ähnlich. So oder so wird man staunen und erzählen. – Kurz nach Mitternacht auf dem Maidan-Platz, Kiew. — stop

> particles

18. Februar 2014 21:18










Christine Kappe

Minsk 3

Saal 18
Ich dachte, es gäbe keine heidnischen Götter
Überall Weiß
Niemand weiß, warum der Ritter ein Kreuz trägt, obwohl er an nichts glaubt
Jesus fällt in weißrussischer Tracht aus dem Himmel
Löcher im Bild und eine
Symmetrie
Das „ausverteilte “ Land

Und das hier mitten drin
einige Tschernobylfehlgeburten
Der Strom ist derselbe
Es geht voran
oder ist Gas wichtiger als die Nationalfrage
die kranken Kinder wurden als Friedensboten gesehen

Früher standen die Sitze andersherum
das ist alles
Wir haben nicht alles, was wir zeigen möchten
erklärt die Wärterin
Bei uns ist es umgekehrt, wirft H.-H. so dahin

Die Schwierigkeit, Waffen und Schmuckstücke auseinanderzuhalten
wo war ich?
ach ja, Saal 19

15. Februar 2014 10:00