Thorsten Krämer
2. In der roten
Ecke: homo vampirensis, mit erneuerbarem Kraftstoff
vollgetankt. Ein Archetyp der Nachhaltigkeit, die
Biomasse im Frack. Der Körper als Gedächtnis, die
Archäologie der Accessoires.
Ein Blick aus leeren
Augen sagt dir mehr als tausend DVDs: deine Angst
ist nur ein Irrweg, nicht der Motor der Entwicklung.
4. März 2011 22:17
Mirko Bonné
Mach leer mein Herz, von Dir –
Arterie in mir –
Fang an, und lass Dich weg –
Ist schließlich Tilgungstag –
Die See wogt dort wie hier –
Ein Meer – Ein Ziel –
Zieh Du Dich ab, im Spiel,
Und übrigbleibt von mir
Um’s wegzutun – nicht viel –
„Mir“ das hieß Dir –
Nimm Wuchs den Raum – kein Baum –
Dann – Dich – kein ich –
Der Himmel nackt –
Das endlos Weite schlaff, ein Sack –
Emily Dickinson
*
1. März 2011 14:38
Markus Stegmann
w: heute warfen die flugzeuge bomben
4e: und wir sprangen aus dem haus
w: sie haben uns gewarnt
4e: mehr und mehr flugzeuge kamen
n: aslam alekom
4e: du weisst
w: aber unsere herzen starben
w: daher sassen wir auf dem platz
4e: wir sind zeugen
w: wir werden uns immer an diese tage erinnern
w: in allen details
4e: schwöre zu gott ich möchte mein leben nicht eintauschen mit niemandem auf der welt
b wurde gelöscht von ftp
ftp: schreib nicht wenn die übersetzung läuft
w: einzigartiges gefühl hier zu sein
4e: es gibt leute weit draussen die
w: jetzt
4e: was wir fühlen
w: ich bin einer von ihnen
e: ich auch
jo: wir können stolz sein
w: einen grossen gruss für diese drei seelen
fb: wunderschön ali danke für
ftp: danke 4e und w
v: vielen dank ali
w: sehr tiefer austausch
u: ich wurde nicht gelöscht
28. Februar 2011 22:23
Marjana Gaponenko
(Unter den Menschen)
Kehre, oh, kehre zurück,
zarter Jüngling im hölzernen Uhrwerk des Greises!
Sei was du bist, entsteige
dir selbst,
und ich weihe mein Leben
dem Schritt den zu tun
niemand vermag
und jeder doch tut.
Unaufhörlich.
Unsichtbar.
Man sagt, die Erde sei rund,
darum wohl beugt sie
den Menschen. Mag sein.
Doch schaue einmal
in mich, wie ich krieche
zwischen den Lanzen von Blitzen,
furchtlos, wissend um dich.
Schau und sei was du bist,
zarter Jüngling im hölzernen Uhrwerk des Greises.
28. Februar 2011 21:06
Markus Stegmann
arm der graue fahrer hellere ruckende
nächster rollt schwarzer gegenrichtung
bahnen reihen weiter jetzt queren
zwei die strasse schatten dünne stangen
zwei am bildrand abgeschnittene
mütze nochmal zwei parallel den wagen
weisser schwarzer wieder zwei zurück in
gegenläufige richtung wartet von oben
einer nach unten drei vier es sind fünf
mindestens drei warten zwei tragen eine
platte als bahre die drei warten mitten
zwischen einsteigen in den pickup
fährt auf der ladefläche zwei von
oben unten
2011-02-26 01:01:20
26. Februar 2011 01:17
Thorsten Krämer
1. Wo Cyborg war, soll Werwolf werden
Die vitale Programmatik: Mehr Licht, mehr Mond, mehr
Witterung. Die Unbeholfenheit der Modifikationen ist
passé, die Übergänge sind nun fließend. Und überhaupt
ist Blut viel zuverlässiger als Strom. Eine Zeitenwende, weich
wie Fell. Ein Treffen der Jahrhunderte.
Wer jetzt sein Schamhaar
noch rasiert, hat nichts verstanden. In Reinräumen
bleiben zurück die entgeisterten Maschinen.
25. Februar 2011 16:57
Sünje Lewejohann
dein heiles herz wird bald sehr viele sein
siebzehn hunde von denen hast du nur geträumt
und geträumt die jagd hat begonnen und die hatz der
eiswind schneidet dich in stücke das denkst du noch und gehst
auf diesen ebenen steht das eis bis in den himmel du hast
dir eine schlechte zeit ausgesucht die seehundfrau
wird dich füttern sie wartet still und kaut die bissen vor;
kleine silberne fische die kannst du mit gräten und augen essen und
mit ihren lippen an deinen frostigen und ihren schillernden flossen
in deinen wangen die fallgruben du rollst zusammen überschlägst dich
dein herz ist sehr viele siebzehn hunde und einer dem wächst ein neues fell.
der schnee ist ein findling für sich.
24. Februar 2011 11:10
Markus Stegmann
in dichten reihen warten die lichter am gleissenden
tag darunter in reihen mit bunten packungen kisten koffern
schweren beladungen in doppelte fahrzeughöhe
aufgestapelte geknotete halten die sachen ihre
prekäre balance darinnen im abgeschatteten bereich
die gedrängten helle form ein rosa schwarz gesichtsflanke
ein gesprochener mund könnte eine handhälfte sein
dahinter schon die nächsten mit noch viel heftigeren
beladungen
24. Februar 2011 00:57
Sylvia Geist
Ostergrau
Gestört vom Knistern,
vielleicht geöffneter Briefe,
zweifeln am morgenblassen Zimmer:
unter Schrankbäuchen, zwischen Tischbeinen, Sesselkrallen,
im Schutz jeder Ecke
Eier. Ungeduld rasselt
reishell wie in einfachen Instrumenten,
gerührt von eigenem Puls, ihre Schmeichelsteinwärme
bedarf keiner Hand, gibt nichts zurück, nur
aus. Sachtes
Schalenbersten, ein graues
Dotter, ein Schwanenküken zuerst.
Unwiderstehliches Bersten, unzähliges, Zahllosigkeit
und Zerbrechlichkeit überfüllen den Verstand, sacht
zerbirst er, während die Hände einsammeln wollen, bergen
auch das Jüngste,
den Elefanten, von Kalksplittern befreien
die feine faltige Haut, mit Fingerstrichen,
die ihn besser glauben, winzige Stoßzähne begreifen, alles, alle
Arten, auch das aufspringende Glück
21. Februar 2011 14:55
Markus Stegmann
schwarzgrünlich weich auslaufende
fläche darunter viel schwärzeres blau im
schwimmenden übergang mit hellen kleinen
winkeln darin weiter links sind sie vertikal
und nochmal kleiner aufrecht gereihte
seitlich der mitte einer in orange mit deutlichem
kopf seitwärts gedrehtes gesicht davor schwarze
mütze mit scharfer kante genau gegen das
orange ganz rechts ein ziegelrotes hemd als
wässrige lösung schwimmt mit dem schwarzgrün
geht das weiter mäandert miteinander
16. Februar 2011 23:56