Björn Kiehne
Es war viel Liebe in der Stadt –
ein Geruch über dem Asphalt
als gingen Gewitter nieder.
Wasserläufe unter den Plätzen –
ihre Wellen schlugen sanft
in den Endmoränensand.
Über den roten Dächern
stiegen Tauben auf –
Tau im Gefieder
und die Stille
märkischer
Seen.
12. August 2012 11:39
Björn Kiehne
nur wenige worte
führen in die stille
wie
schschsch
oder
willst du ein bonbon
zertrene muscheln am strand
zerbrochene zweige im gebüsch
schlaf jetzt
der fleck geht beim
waschen wieder raus
sag nichts
mama
nichts
papa
schschsch
ich sag nichts
still still still
weil das Kindlein
schlafen will
3. Februar 2012 17:30
Björn Kiehne
Ein Tag früh im Jahr,
das Licht noch fremd in der Stadt,
der Staub auf den Fassaden gefroren.
Noch weißt du nicht,
noch ahnst du kaum.
Sie flüstert:
„Das Meer findet dich!“
Eine Böe aus den Windkammern des Ozeans,
Fische springen aus den Straßen –
Schlieren auf dem Asphalt.
Ein Grollen, Heranrollen,
hungrige Wellentiere reißen ihre Mäuler auf,
Schuhe zu Booten,
Schaukeln auf Wellenkämmen –
unter dir die Blicke der Ertrunkenen.
Und du flehst:
„Santa Maria del Mar,
sprich dein Gebet für mich,
glätte die Wellen,
treib den Wind zurück!“
Das Meer findet dich
und mit dem Meer
kommt das Salz.
25. Oktober 2011 19:40
Björn Kiehne
dass ich noch Worte finde
das Rauschen der Fontäne
die Weltweisen aus den Zweigen
das sanfte Abfallen des Ufers zum See
am Rand des Wegs
wilde Rosen, Iris, Schleierkraut
die Sonne flutet den Garten
im Schatten der Linden
gänseblümelt die Welt
30. Mai 2011 20:26
Björn Kiehne
Neu hier,
kennen weder
Straßen noch Plätze,
lauschen Schritten
auf der Treppe,
gehen vor die Tür.
Straßen treten,
Schatten treiben,
schwarze Hunde,
Tintenrunden.
In jedem Blick
eine Heimat
für Sekunden.
19. Mai 2011 10:05
Björn Kiehne
Wolken treiben
durch die Pfützen –
Sand,
unter deinen Schritten.
Am Ackerrand,
gebeugtes Gras –
auf deinem Weg
in den Wald.
Dort,
wartet das Schweigen,
der Geruch feuchter Erde,
gefallenes Laub.
Du trägst Laub
in den Wald,
legst Blätter
unter Bäume,
atmest die
gefallenen Jahre
tief ein
in diesen Tag.
30. März 2011 13:43
Björn Kiehne
Die letzte kalte Nacht – vielleicht.
Eisblumen,
Tisch und Stuhl,
Bananen,
Licht, das durchs Fenster fällt –
arktische Klänge aus dem Kühlschrank,
siedendes Wasser im Topf,
der Geruch von Reis und Pril.
In diesem Küchenuniversum
sitzt Du,
Du,
mit den Märzaugen,
dem Aprilgesicht,
dem Maileuchten auf der Stirn.
10. März 2011 12:04
Björn Kiehne
Über Schneefelder geht der Wind,
Stille breitet sich aus,
das Heu wartet auf das Kind,
Kerzen leuchten uns nach Haus.
Der Himmel zündet Lichter,
friedlich ruht der See,
über müde Gesichter
streichelt der kalte Schnee.
Ein Engel kommt herbei,
spricht zu deiner Angst,
daß nur soviel Hoffnung sei,
wie du hoffen kannst.
11. Dezember 2010 15:11
Björn Kiehne
Meine Zunge fährt den Lauf der Elbe nach,
lässt das Wasser über die Ufer deiner Schenkel treten.
Der scheue Reiher im Schilf, das Lied der Regenamsel,
Fische springen, die Nacht pirscht sich heran.
Aus dem Auwald treten drei Wölfe, flüstern:
Hab Acht, hab Acht, hab Acht –
der Reiher breitet seine Flügel aus,
vor dem Fenster wartet die Nacht.
27. Juni 2010 04:30
Björn Kiehne
Manchmal weißt du nicht
wohin mit all den Straßen
und den Wiegenliedern
im Gepäck. Leb meinen
Traum, hat er gesagt,
und ließ dich allein.
Du irrst durch die Stadt,
untertitelst den Regen in
einer Sprache, die du
nicht verstehst. Wohin
treiben die Wolken, wohin
treibt dieser Tag, wo
enden die Straßen, wo
endet dein Vertrag.
26. März 2010 01:24