Christine Kappe
die Freiheitsstatue steht kurz vor Reims und am Rand von Paris wir Frauen
tratschen & haben einen Überblick dick sind wir
Familienoberhäupter aus allen Nationen
sicherlich
ist die Stadt einer unserer Exzesse wie die Frau mit den blauen Wimpern
ist sie behindert oder total breit?
am Ende des Tages kommt ein alter Mann
legt ihr ein Tuch um die Schultern spricht mit ihr füttert die Tauben die Tauben
wirbeln das Licht auf ohne das es diese Stadt nicht gäbe wir
haben alle verkrüppelte Füße und zerrupfte Körper
der alte Mann führt die Frau über die Straße muss sie stützen
sehe den beiden noch lange nach
& Blütenstaub
ob sich auch jemand um mich kümmert wenn ich verrückt bin?
andererseits will ich erst gar nicht verrückt werden
lieber weinen
(für Sylvia Geist)
12. Juli 2015 21:27
Christian Lorenz Müller
Für zwei Wochen blind.
Ihr ungläubiges Blinzeln
als die Hitze bricht.
10. Juli 2015 12:44
Thorsten Krämer
Statik der Treue: ein Hinübergleiten
in den Hintergrund, unmerkliche Unbeweglichkeit.
Das Tier, im weißen Fell der Blüten, weiß
nicht, was es tut. Es sitzt nur da und sitzt.
Your homecoming will be my homecoming. Ein Vers
von Cummings weht herbei, bewegt Blüten und Fell.
Statik der Treue: ein Balanceakt
im Unsichtbaren, die mikrotonalen Müdigkeiten.
9. Juli 2015 11:05
Mirko Bonné
Im Juni nur Regen,
ein Regen, der Regen,
wie Regen, wieder Regen.
Aber dazwischen du, du,
du und du, und du, du,
du und noch mal du,
mit deiner durchsichtigen,
duldsamen, mitunter dunklen,
durch und durch weichen,
warmen und blassen
nassen Haut.
*
4. Juli 2015 14:48
Hendrik Rost
Was leicht ist, muss nach oben stürzen.
Es gibt nichts Schönes, außer man tötet es.
Es schwingen die Zungen, die Äxte.
Einer oder tausend, wer ist der Nächste?
2. Juli 2015 08:34
Tobias Schoofs
schichtwechsel raus
aus dem wagen wir sind dran
rein ins vergnügen bügel runter
der typ im kabuff hörts quasseln
nicht auf da wummert der sommer
hit es fährt und wird schneller
haare fliegen die brille macht
sorgen da hab ich was warmes
in der hand es ist eine hand man
kommt ins dunkel man knutscht
fühlt sich feucht da wird es
langweiliger und im licht auf
einmal ist es vergangen
schichtwechsel raus
1. Juli 2015 22:26
Thorsten Krämer
Hier endet es: ein Zuschauerplatz auf dem
Sideboard, eskortiert von Nippes. Vom Foto
zur Textur, die Toten als Tapete: So legen sie
Bedeutung ab. Der Eintritt in die Umwelt kostet
nur das Leben und dann etwas Zeit. Ein passiver
Wortschatz aus Vergangenen, ein strenges Gesicht
in der Zimmerecke.
28. Juni 2015 12:32
Hans Thill
Ich, ich und ich. Keine Angst, gleich
knackt es ein wenig im Skelett
ich bin jetzt krank. Die Erde spuckt Brocken
und graue Erbsen, der Wind
hat einen Rock und heißt Ubu. Ich baue
mir ein Haus aus nassen Maulbeeren,
die hier die Straßen färben. Schwarzer
Letten, Spätburgunder, früh krümmt
sich was ein Polarorakel werden will.
Ein Trecker mit Bambi-Motor, gefahren
von der Oma, die ihr Fell nach außen
trägt. Im Winter, heißt es, liegt ein
sanftes Papierorakel auf Strauch und
Weg. Im Winter heizt man mit
Vokalen. Ich schreibe Wortskelette in den
Schnee, ich schreibe gelben Nebel
neben Edenkoben, den die Nibelungen
schlucken, als wären sie Deleuze.
Der löst die Rätsel einer Nachbarwelt
im Machtbereich der Gothic Girls
mit der Formel (typisch romanisch)
Poems for all – Pommes für alle!
Háblame, sagt der Marsietis: fülle endlich
jemand mein Glas mit gelbem oder
rotem Regen.
Begrüßungsgedicht für
Amanda Aizpuriete, Uldis Berziņš, Inga Gaile, Semjon Hanin, Liana Langa, Karlis Verdiņš, Carolin Callies, Claudia Gabler, Matthias Göritz, Norbert Hummelt, Jan Kuhlbrodt, Anja Utler
27. Juni 2015 10:19
Hendrik Rost
„Lass es ein Liebesbrief sein“
Krakeliger Schriftzug auf der Klappe eines Briefkastens in Hamburg
25. Juni 2015 10:02
Markus Stegmann
Wenn du Teufel
bist
verzehr ich mich.
19. Juni 2015 22:08