Mirko Bonné
Außer Sicht? Ja und wenn?
Sieh den Vogel – ihn erreich!
Emily Dickinson
1
Das Schöne an dem Turm in Rio,
den Zauber davon in alledem Elend
von Luxus, brachten die Vögel mir bei.
Blickte ich nur lange aufs Betonmeer
von Ipanema im weißen Dunst, dann
weiter ostwärts auf die wirkliche See,
segelten über die Hotels Fregattvögel
lautlos schwarz. In ihrer ausgemergelt
anmutenden Riesigkeit voll Gleichmut,
kreisten sie in weithin zerdehnten Pulks
über der Favela am Hügel von Cantagalo.
Als er sie beschrieb, stellte sich Whitman
Segler vor, Schluss mit dem Kompass –
Schluss mit den Karten, Schiff der Luft,
und über der Bucht, an Bord der Fähre
nach Niterói, wo Passagiermaschinen
zehn Meter überm Wasser zur Piste
des alten Flughafens sinken, sah ich
in löchriger Thermik zwischen den Jets
schwarze Rümpfe und Segel hingleiten,
eine prähistorische Keilschrift vom Fliegen,
langsam wie die Zeit über den Ozean streicht.
*
3. Januar 2011 10:24
Hans Thill
E lfen löschen Feuer
L ebewohl flüchtiger Efendi
F anatischer Ego Leugner
E lsewhere let each vote enjoy next
L azy earful velvet edges never edible
E llbow vandalism eat nuts earn latenings
V elocity eleven nurses elevated like e-cattle
E lephant nutrition each little ego vomits
N obody enables laughter elder vegetables´ eyeball
O h nains zélandais écoutez
N os zélotes élégies osseuses
Z izanie entendue opération nocturne
E ntité obscure nature zigzagante
3. Januar 2011 00:03
Thorsten Krämer
XII.
deine Anlauf nehmende Stimme
deine nicht als Frage formulierte Gegenwart
31. Dezember 2010 19:10
Thorsten Krämer
XI.
deine Romane stiftenden Augenbrauen
die Rezeptur einer spontanen Standfestigkeit
vor dem als Fenster erscheinenden Schlupfloch
dein Schlüsselbein, ein beweglicher Anker
die Schüchternheit eines Igel-Imitators
29. Dezember 2010 13:56
Sylvia Geist
Innenbahn
Könnte eine Erinnerung sein,
das Abteil, die Innenseite von etwas
aus Schnee, Schnee. Woraus ist dieser
Vorhang: Landschaft mit Himmel um
die Stirn? Ich möchte fragen, da
neigt er den Kopf, dass ich spüre
die blaue Schläfe der Mütze,
die ich nicht tragen kann.
28. Dezember 2010 13:45
Andreas H. Drescher
Das elfte Zeitalter findet schließlich zu sich selbst als Zahl. Um dem Feuer vollkommene Quadrate abzustecken. Rechtwinklig. Nach der Dreivierfünf-Regel. In Knoten. In Knoten ohne Knotenmeister. Es sei den Agni selbst gibt sich als Knotenmeister her. Geometrie als Nebenwirkung. Worauf? Auf allen Beipackzetteln der Neurose? Zwang und Zwang. Wer ist da sicher? Vor dem Zusammenbruch der Universen, wenn das Feuer im falschen Viereck aufscheint. Im Viereck aus Hibiskuslinden.
28. Dezember 2010 10:41
Hans Thill
DAS NÄCHSTE DORF roch nach Nelkengestrüpp. Blut in der Pfanne! stand auf einem Wirtshausschild. Eine alte Frau öffnete eine Luke im Fachwerk und rief: Verräter. Wir sprangen über Geländer, ließen die Kinder bei der Garderobe zurück.
28. Dezember 2010 10:37
Markus Stegmann
Aus halbwässriger Weser möglichen
Lungenbehältnissen steigen
Lindenrinden ans bespannte ans
bleibesetzte Land bleibt
einer ihrer Arme in ereignislosen
Ringen liegen steigt einer versehentlichen
Milchspur gleich verschüttete
Nehrung der Normannen unter Null
28. Dezember 2010 01:00
Thorsten Krämer
X.
eine Panik wie Rauchzeichen am Horizont
der Wechsel in eine härtere Währung
das Summen des Makrokosmos
deine die Lücke schließende Antwort
umsonst ein jahrelanges Manöver
die eingeschmuggelte Vitaminkur
deine den Äther durchdringende Temperatur
ein Schritt, der sich selbst erinnert
27. Dezember 2010 17:52
Mirko Bonné
4
Weiße Fliegen, kalt,
dem Geschmack nach
altes Wasser, Schnee!
schrie am Fenster
der Zweibeiner, Schnee!
– und da fror sie.
Die Wand lesend,
das Gepilz, glitt sie
zu der Nische,
da lebte etwas,
das fraß sie, damit
nichts mehr begann.
*
Allen Fischen und allen Fischern schöne Festtage!
23. Dezember 2010 11:34